Alle Neuankömmlinge, welche die sich nun doch häufig wiederholenden 4BB-Standard-Info-Folien noch nicht in- und auswendig kennen, möchte ich an den Analystenbericht von First Berlin weiterleiten. Dort findet ihr eine 9-seitige Markt-/Firmenbeschreibung zu 4BB, welche wohl nahezu alle wichtigen Eckpunkte von Zielen/Bemühungen/Techniken des Unternehmens ziemlich fundiert einleitet (ich meine damit nicht das Zahlenwerk der Analyse)!
Die Studie findet ihr auf der 4BB-Homepage:
https://investors.4basebio.com/de/investment-case/analysten-reports/
Welche Infos mir nun aus dem Call neu erscheinen (mein Gedächtnis ist aber auch wie ein Sieb...):
- UK bekommt ein neues Labor, welches sich mit dem Upscaling/Produktion der DNA-Synthese befasst. Der Leiter dieser Gruppe kommt zum 1. September, die Gruppe umfasst anfänglich 5 Mitarbeiter und bis Ende 2020 soll die Gruppe auf 10 Mitarbeiter aufstocken.
- Bei der HV 2020 kam zum ersten Mal eine Frage zur mRNA-Konkurrenz-Situation (ich habe darüber berichtet, auch über eine mögliche Vermischung der Faktenlage bei den zitierten Firmen-Absatz-Markt-Studien/Einschätzungen (auch in der FB-Analyse>>>habe ich mir immer noch nicht angeschaut). Heute wurde bei der Standardfolie (Nr. 8) zur Einschätzung des Firmen-Absatz-Marktes zum ersten Mal (zumindest in meinen Erinnerungen) von allen Nukleotid-basierten Produkten (RNA/mRNA) gesprochen (der Fokus liegt aber erstmal auf DNA, aber es gäbe nichts was "uns stoppen könnte diese Produkte ebenfalls zu produzieren"(Sinngemäß übersetzt)). Er nennt nochmal ein paar Zahlenbeispiele zu den Kosten bei solchen Therapien/Studien (ich glaube 40 Patienten benötigen ca. 1 Millionen Euro nur für die DNA?!) und es das Ziel von 4BB sei die Kostenführerschaft in diesem Markt, wohl in Hinsicht auf die in vivo Teilnehmer am Markt, zu übernehmen (in einem früheren Talk war das Zahlenbeispiel 1g DNA für 0,5kk Euro?! genannt worden). Von der HV 2020 wissen wir: die hauseigene Enzymproduktion für die DNA-Snythese, welche gerade hochgefahren wird, sollen DNA-Produktionskapazitäten von 10g im Jahr 2021 ermöglichen).
- zum Thema Enzyme als Absatzmarkt: eine eigene Verkaufsplattform wurde aufgemacht (nicht für das Forschungssegment ausgerichtet, sondern eher für den kommerziellen Absatzmarkt).
https://www.4basebioenzymes.com/
Nach wie vor sieht man hier Potential in diagnostischen Anwendungen (wie z.B. auch bei der Unterstützung des Covid-19-Tests), aber auch in anderen Testverfahren (wir hatten hier ja schon mehrfach das Thema zur Flüssigbiopsie). Erwähnt wurde, dass diese Tests ebenfalls GMP-Enzym-Produkte benötigen und dass man hieran arbeitet diese zu liefern (betont aber nochmal, dass dies nicht der Hauptfokus ist!). Von eigenen Diagnostik-Kits (z.B. solche WGA-Kits in der Onkologie - wir erinnern uns noch an die eigenen Studien zu diesem Thema) ist wohl keine Rede mehr. Es scheint mir eher, dass man hier versucht "nur noch" die Enzyme zu liefern und die Entwicklung/Validierung der entsprechenden Kits für den Flüssigbiopsie-Markt anderen Herstellern überlässt (Thema kam auch schonmal bei der HV auf).
- die Marktreife, also ein GMP-DNA-Produkt, welches auch die Validierung der med. Partner besteht, ist nach wie vor für 2022 vorgesehen. Ich denke hier geht es überwiegend auch um die hairpin-Struktur, welche die lineare 4BB-DNA angeblich besonders auszeichnet (nennen es selbst auch hp-DNA). Das Management, angesprochen auf die Konkurrenz-Situation zu anderen Produzenten der in vitro DNA-Szene, betonte auch in der Vergangenheit immer wieder, dass man in ihrem Produkt Vorteile zur Konkurrenz sieht (unabhängig von der Herstellungstechnik, sondern wirklich das finale DNA-Produkt). Ich frage mich allerdings voran die das eigentlich festmachen wollen, schließlich gibt es noch keine erfolgreiche Validierung mit einem klinischen Partner.
Nehmen wir Touchlight Genetics Ltd mit ihrer Homepage https://www.touchlight.com/technology/ zum Vergleich. Die schreiben our minimal, closed-linear constructs are known as doggybones, or dbDNA, due to their schematic structure. Schaut man sich dieses Schema an, kann man wohl davon ausgehen, dass auch hier hairpin-Strukturen gemeint sind, nur nennen diese ihr Produkt heilt dbDNA. Nun, hairpin ist natürlich nicht gleich hairpin, diese können je nach Sequenzabfolge die unterschiedlichsten sekundär Strukturen einnehmen und damit sehr wahrscheinlich auch die Produkteigenschaften maßgeblich beeinflussen (Stabilität etc.). Möglich wäre auch nur der Bezug zu dem japanischen Unternehmen Oriciro (https://www.oriciro.com/), welche zwar auch auf in vitro DNA setzen, jedoch ist dieses zirkuläre DNA (ringförmig, wie bei den Plasmiden aus den gängigen in vivo Verfahren, nicht linear wie bei 4BB).
- Auf der HV wurde die Frage zu den Produktionskapazitäten noch aus Wettbewerbsgründen nicht beantwortet. Im Call gab es hierzu endlich mal handfeste Zahlen, für mich damit auch der Kracher des Tages. Das neue Labor in UK soll nun Anfangs im kleinen Milligrammbereich arbeiten und noch 2021 im hohen Milligramm-/niedrigen Grammbereich den Prozess in einen GMP-konformen Ablauf überführen. Nach eigenen Aussagen sind die auch sehr optimistisch dies für 2021 zu erreichen. Das wären dann auch mal richtig gute Nachrichten! Schließlich bewegen wir uns dann in anderen Spähren, als produktionstechnisch gesehen mit einem simplen TP-Kit drin wäre (schätze ich ng-/µg-Bereich, GMP mal ausgeklammert). Das wäre damit auch der gelungene Nachweis der Umsetzung und damit wäre eine Neubewertung der verbliebenen Sparte wohl auch langsam angebracht, wobei der große Durchbruch vielleicht auch erst mit der ersten klinischen Validierung erfolgt. Bezüglich der Validierung wird, wie auch aus der Meldung bekannt, gerade ein Netzwerk an entsprechenden Partnern aufgebaut (auch für entsprechende Trägersysteme/alternative Verabreicherungssysteme für die DNA), hier verwendet man wohl gerade sehr viel Energie drauf.
-Buy and build: bezüglich Akquisition gabs einen kleinen Dämpfer. Man hält zwar weiter Ausschau, aber der Markt ist wohl durch Covid-19 etwas verzerrt. Ich gehe mal davon aus, dass die hier auf die Rohstoffe für die eigene Synthese zielen. Blöd für uns, dass im gängigen PCR-Corona-Testverfahren dieselben Rohstoffe benötigt werden und die Buden daher wahrscheinlich preislich explodiert sind
Vielleicht geht ja etwas in Richtung Analytik oder Vektortechnik. Sieht wohl so aus, dass wir auf den Batzen Kohle noch eine Weile negativ Zinsen zahlen müssen
-CFO: überspringe ich quasi, die Zahlen sind ja bekannt. Nur eine kurze Anmerkung zum AKP: Aufgrund der Aktienkursentwicklung seit Februar gibt es keine unmittelbaren Pläne zur Durchführung eines neuen Aktienrückkaufprogramm. Pffff?! Die handelt immer noch unter Buchwert (fast auf Cashbestand!) und denen ist es zu teuer?! Nettes Signal für das Übernahmeangebot
aber vielleicht wollen die auch erstmal genau diese Situation abwarten
-Übernahmeangebot: hier gabs dann auch ein paar Fragen zu, unter anderem, ob dieses Angebot überraschend kam und ob die Ziele der Übernahme bekannt sind. Der CFO hält dies für einen Vertrauensbeweis in die eigenen Handlungen, schließlich würde schon seit mehr als 12 Monaten kontinuierlich zugekauft, auch keine Vorstellung davon welche genau Investment-Strategie diese jedoch verfolgen. Die warten die Angebotsunterlagen ab, dann wird es ein Statement hierzu geben. Ansonsten machen die auf ziemlich Ahnungslos, erwähnen dass sie keine Anwälte sind, deuten nochmal die Regelungen zu dem Pflichtangebot bei 30% an und wollen ansonsten mit ihrem Business weiter machen bis das konkrete Angebot vorliegt, welches sie dann auch kommentieren wollen.
|