Ostseezeitung 15.07.2021:
Marinas so voll wie noch nie Der Wassersport-Tourismus in MV wächst stark, freie Liegeplätze sind Goldstaub Rostock. Wer nach 14 Uhr kommt, guckt in die Röhre. „Am Nachmittag gibt es keinen freien Platz mehr“, sagt Sandra Uhde, Hafenmeisterin der Marinas Timmendorf und Kirchdorf auf der Insel Poel. Und das obwohl die 55-Jährige alles in Bewegung setzt. Sie lässt die Yachten und Segelboote nebeneinander „im Päckchen“ parken und verdreifacht damit mal eben die Zahl der Liegeplätze. „Aber es reicht immer noch nicht“, sagt sie. So wie auf der Insel Poel geht es gerade vielen Sportboothäfen in MV. Ausgebucht, freie Plätze für Durchreisende sind Mangelware, Dauerliegeplätze fast kaum zu bekommen. Ben Hoffmann vom Bundesverband Wassersportwirtschaft spricht angesichts fehlender Marina-Kapazitäten von einer „Katastrophe an Ost- und Nordsee“ und erwartet steigende Gebühren und Preise. Ein Segeltrip entlang der deutschen Küsten ersetzt auch im zweiten Corona-Sommer für viele, die es sich leisten können, die Fernreise mit dem Flugzeug. „Viele erfüllten nach Jahrzehnten ihren Traum vom Segelboot“, erklärt Hoffmann. Eine Folge sind übervolle Häfen. „Einen Liegeplatz zu bekommen, ist oft ein Glücksspiel.“ Wirtschaftlich ist es ebenfalls Traum: Der Umsatz im Juni der gesamten Wassersportbranche in Deutschland lag laut Verband 76 Prozent über den Erwartungen von Jahresbeginn. Es sind vor allem Segler aus Norddeutschland, die bei Sandra Uhde auf Poel festmachen, darunter viele Paare aus Lübeck und Hamburg. Die Insel biete viel Ruhe, weniger Remmidemmi und Party. Was viele Wassersportfreunde gezielt suchen. Die Auslastung ist im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 50 Prozent gestiegen. Auch Dauerliegeplätze seien begehrt. „Wir bekommen sehr viele Anfragen“, sagt Sandra Uhde. Sie muss fast allen absagen. Jährlich werden höchstens ein oder zwei Plätze frei. Manche verbinden den Ostsee-Trip gleich mit dem Bootskauf. Zum Beispiel Olena Besak (29) und ihr Mann Sergiu Trylis (43) aus Kiew. „Wir haben in Greifswald unser neues Boot abgeholt und segeln jetzt nach Skandinavien“, sagt die Ukrainerin. Mit leuchtenden Augen steht sie gestern an Deck und lobt Service und Ausstattung der Marina an der Stralsunder Nordmole. „Die Fingerstege sind zum Aufsteigen an Bord ideal“, sagt sie. „Die Boote werden immer größer“, berichtet Kathrin Hackbarth vom Landestourismusverband. Es falle auf, dass viele Eigner ihre Boote vom Mittelmeer zurück in heimische Gewässer bringen. Insgesamt sei die Auslastung „gut bis sehr gut“. Dauerliegeplätze gebe es kaum noch, Tages- und Wochenliegeplätze dagegen schon. „Dauerliegeplätze sind Goldstaub“, sagt Andy Herzog, Hafenmeister der Fünf-Sterne-Marina in Kröslin auf der Insel Usedom. Noch angespannter sei die Situation bei den Winterstellplätzen. Täglich bekommt Herzog Anfragen, die er alle ablehnen muss. „Manchen fällt die Kinnlade runter“, berichtet Herzog. Das betreffe vor allem Segel- oder Motorbootfreunde, die sich spontan ein Boot gekauft haben und verzweifelt eine Bleibe für ihren neuen Besitz suchen. Herzog tut es jedes Mal weh, absagen zu müssen. Zur Krösliner Marina gehört auch eine Werft, die sich über Reparaturaufträge im Winter freuen würde. Herzog ist ein wenig ratlos, wie sich das Problem lösen ließe. Neue Häfen zu bauen oder bestehende zu vergrößern, sei wegen der Naturschutzauflagen schwierig. Durchreisende Wasserwanderer haben dagegen auch in Kröslin gute Chancen, für ein paar Tage unterzukommen – weil viele Dauerlieger jetzt ebenfalls unterwegs sind. „Da finden wir immer ein Plätzchen“, erklärt der Hafenmeister. Der große Ansturm kommt erst noch, meint Harry Plottke, Hafenmeister in Prerow auf dem Darß. „Noch haben wir genügend freie Plätze“.
-> der Markt boomt. Ob es HY dann endlich mal schafft, Geld zu verdienen? ich bin gespannt
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