aber diesmal hat er recht!
Doppelter Irrsinn der Märkte
Märkte, an denen Vermögenstitel gehandelt werden, haben – genauso wenig wie die menschliche Wahrnehmung – niemals die Tendenz, die Realität abzubilden. Sie erschaffen vielmehr die Realität. Und leider haben sie dabei die Eigenschaft, wie ein manisch Depressiver in ihrer Wahrnehmung ständig daneben zu liegen. Entweder sie sind himmelhoch jauchzend und übertreiben maßlos nach oben – oder aber sie sehen das Positive nicht und verfestigen sich in Melancholie.
Die Dax-Unternehmen haben gute bis sehr gute Zahlen vorgelegt, bessere als von den meisten erwartet. Und auch die Zinsen steigen keinesfalls so stark wie allgemein vorausgesehen. Am langen Ende fallen sie sogar bereits kontinuierlich. Doch der Markt geht weiter in die Knie ...
Schuld ist natürlich der Ölpreis. Doch auch hier gilt: Es regiert kein Realitätssinn, sondern die Gesetze der Schizophrenie. Denn während der Preis für Rohöl weiter ansteigt, befinden sich die Preise für Gas und Benzin bereits im Abwärtstrend. Hier geht es jedoch um die wirkliche Knappheit, um das tatsächliche Angebot und die Nachfrage der Endverbraucher, wohingegen der Rohölpreis derzeit hauptsächlich von den Spekulanten gemacht wird. Und hier werden deutliche Erinnerungen an den Frühling des Jahres 2000 am Neuen Markt wach.
Irgendwann wird die Ölblase krachen – und dann werden auch die Aktien wieder steigen. Bis es jedoch so weit ist, kann noch einiges Porzellan zerschlagen werden. So ist das immer an den Märkten und so wird es immer bleiben. Jetzt dagegen zu halten, ist vielleicht etwas früh. Doch man sollte die langfristige Situation keineswegs aus dem Auge verlieren.
berndniquet@t-online.de
Freitag, 13. August 2004 | 11:49 Uhr
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