Die Kursschwäche von Marenica Energy belastet das Musterdepot Eigentlich nutze ich das wöchentliche Editorial dazu, um auf allgemeinere oder politische Themen einzugehen. Angesichts der jüngsten Kursverluste bei einem Ihrer Kerninvestments halte ich es allerdings nicht für angebracht lange Vorreden zu halten, vielmehr komme ich gleich zur Sache. Wie auch Ihnen nicht entgangen sein dürfte, verlor der Marenica-Kurs in den vergangenen drei Wochen rund 35 % - ohne erklärende Unternehmensnachrichten. Mit der Veröffentlichung der Verzögerung bei der Erstellung der Scoping Study lichtet sich jetzt allerdings der Nebel etwas. So gehe ich fest davon aus, dass Unternehmens-CEO John Young bei seinen Gesprächen in Europa in den vergangenen Wochen nicht drum herum kam eben diese Verzögerung „zu umschreiben“ und so erste Verkäufe auslöste. Auch wenn Marenica Energy gute Gründe für die verspätete Scoping Study hat, wird in so einem fragilen Marktumfeld so eine Ankündigung nie gerne gesehen. Sofort gibt es Zweifler, die das ganze Geschäftsmodell in Frage stellen. Ging es „grundlos“ in den vergangenen vier Wochen von etwa 0,108 auf nur noch 0,082 EUR zurück, sorgte die gestrige Erklärung „an alle Aktionäre“ für weitere Kursverluste auf nur noch 0,068 EUR. Doch was ist nun wirklich geschehen? Neue Scoping Study wechselt das Abbauverfahren für Uran Nach meinen Recherchen hat die mit der Ausführung der Studie beauftragte international renommierte Consulting-Gesellschaft SRK im Rahmen der Erstellung der Studie das Marenica- Management darüber in Kenntnis gesetzt, dass nicht das ursprünglich favorisierte „tank leach“- sondern das „heap leach“-Verfahren in Bezug auf die Uranförderung deutlich gewinnbringender umsetzbar ist. Ebenfalls eine Rolle gespielt haben, dürften die Vorstellungen von Großaktionär AREVA. Die Franzosen verwenden bei Ihren Kalkulationen im Trekkopje-Projekt ebenfalls das „heap leach“-Verfahren. Auch die Reduktion des Cut-Offs auf nur noch 50 ppm spricht für diese These. Ferner wurde über SRK der gleiche Metallurge angefordert, der bereits bei AREVA (und Paladin Resources) für entsprechende Kalkulationen verantwortlich war. Auch wenn vieles dafür spricht, dass sich die Verzögerung vor allem durch die nachträglichen Abstimmungsanpassungen eingestellt hat, so ist es dennoch bedauerlich, dass diese Gefahr nicht bereits vorab entdeckt und so beseitigt wurde. Ferner hätte in der Spätphase der Erstellung der alten Studie, diese auch noch zu Ende geführt werden können. Die unnötige Geldausgabe hätte vermutlich in keinem Verhältnis zum nun aufgetreten Kursschaden gestanden. Anders herum gefolgert, liefert man so den Pessimisten bzw. Verkäufern Munition die sinngemäß argumentieren: „Offenbar lief es nicht so gut bezüglich der Gewinnkalkulation, so dass erst ein noch gewagteres Abbauverfahren gewählt werden musste. Heap leaching mit 50 ppm Cut-Off wäre ein Meilenstein in der Uranindustrie Die Bedenken bzgl. des neu gewählten Abbauverfahrens sind denn auch nicht von der Hand zu weisen. Gäbe es nicht AREVA in unmittelbarer Projektnähe würde auch ich die Augen verdrehen, denn die Parameter „heap leaching“ und „50 ppm“ sind extrem ambitioniert und würden für den Uranabbau einem neuen Industriestandard, nicht nur in Namibia, setzen. Hier noch einmal die Erklärungen: „leaching“ bedeutet, dass Uran aus dem Erz/Sand/Gestein herausgespült wird.
In situ: Das Gestein bleibt im Original erhalten, per Zulauf wird Säure oder Lauge in das Gestein geleitet, die an anderer Stelle wieder möglichst vollständig aufgefangen wird und die Metalle inzwischen überwiegend aufgenommen hat. Es müssen sehr spezielle Boden- bzw. Gesteinsverhältnisse vorhanden sein, dass dieses Verfahren angewendet werden kann.
Tank: Eine bestimmte Menge an Gestein, Geröll, Sand wird dem Boden entnommen und in Stahltanks befördert, dann wird das Uran per Säure oder Lauge langsam herausgespült. Das um die Mineralien befreite Metall wird wieder in die Entnahmestellen gebracht. Heap: Das vor allem zur Laugung anstehende Bodenmaterial wird von tieferen Bodenschichten getrennt (zum Beispiel per Spezialfolie) und entsprechender Flüssigkeitszufuhr ausgesetzt. Vorteil zum Tank leaching: es muss kaum Material bewegt werden. Nachteil zum In situ leaching: die Trennung der Bodenschichten muss künstlich erfolgen, anderenfalls verabschiedet sich das Uran (und andere Metalle) in tieferen Sedimenten bzw. kontaminiert das Grundwasser. Was den sogenannten Cut-Off angeht, gilt folgendes: je niedriger, desto besser (zumindest theoretisch), denn der Cut-Off gibt jene Grenze an, bis zu welchem „Verdünnungsgrad“ das förderungswürdige Metall noch abgebaut werden kann. Mit fallendem Cut-Off steigen in der Regel die zu behandelnden Mengen Erz, steigen folglich die Produktionskosten. Muss Erz erst zu einer Verarbeitungsanlage oder Stahltanks gefahren werden, gehen die Kosten gewaltig in die Höhe, wäre beim Uran eine Durchsetzung von 50 pro 1 Mio. Teilchen (50 ppm) als Fördergrenze nicht wirtschaftlich sinnvoll. Kursverluste nachvollziehbar, aber wohl nicht nachhaltig Die neue Scoping Study soll „schöner, größer und besser“ werden. Leider glauben die Anleger solche Mitteilungen nun einmal nicht im voraus – jedenfalls nicht bei Uran – und verkaufen. Der Knackpunkt ist allerdings, dass es gute Gründe dafür gibt, dass es im Falle von Marenica Energy wirklich zu dieser Verbesserung kommt. Allerdings will diese These erst noch bewiesen werden. Die Unterwerfung unter die eventuell bei AREVA geltenden Grenzen der Abbaubarkeit sind gefährlich, denn auch der französische Urangigant muss erst einmal nachweisen, dass er diese Ziele erreichen kann – und zwar in Trekkopje, also in direkter Nachbarschaft zu Marenica. Das Problem: schon seit Wochen ruht in Trekkopje der Fortschritt, sind weder Maschinen noch Menschen im Einsatz. Das mag an den Umstrukturierungsgerüchten bei AREVA liegen, könnte aber auch mit aufgetretenen Problemen mit dem gewählten Heap-leach-Prozess zusammenhängen – und das wäre gar nicht gut. Natürlich bleibe ich hier für Sie am Ball, wann immer ich etwas höre, teile ich mich Ihnen mit. Weitere Details zu Marenica Energy und warum ich auf dieser niedrigen Kursbasis dennoch nicht zum nachkaufen rate, erfahren Sie auf den kommenden Seiten in dieser Ausgabe.
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