Sehr geehrter Herr Hedtstück,
bezugnehmend auf ihren Artikel
"BVB: Watzke sucht den Super-Sponsor“ http://www.finance-magazin.de/meinungen/...e-sucht-den-super-sponsor/
habe ich einige Fragen an Sie. Sie schreiben:
"Allein der Kader ist laut Transfermarkt.de 324 Millionen Euro und damit deutlich mehr als das ganze Unternehmen wert. Nur: Wie sehr man sich auf diese fiktiven Marktwerte ein Ei pellen kann, erlebt der BVB just in diesen Tagen. Von den 50 Millionen Euro, die Torjäger Robert Lewandowski wert sein soll, sieht der BVB keinen Cent, wenn der ablösefrei zu den Bayern wechselnde Pole in ein paar Wochen die Lederhosen überstreift.“
Das klingt sehr salopp formuliert und könnte so jedes Jahr formuliert werden. Im Meisterjahr 2010/11 hieß es, der Abgang des besten und wertvollsten Spieler Nuri Sahin würde jeden Kader Wertzuwachs zunichte machen und das sportliche Abschneiden im Folgejahr in Frage stellen. Das gleiche ein Jahr später nach dem Abgang von Kagawa und wiederum ein Jahr später nach dem Abgang von Mario Götze.
So hat sich der Kaderwert aber stattdessen entwickelt:
2010 Kaderwert 109 Mio
2011 Kaderwert 170 Mio
2012 Kaderwert 216 Mio
2013 Kaderwert 254 Mio
http://www.offensivgeist.de/...dortmund-das-geschaeftsmodell-des-bvb/
und zu Beginn des Geschäftsjahres 2013/14 lag der Kaderwert ohne Götze bei 284 Mio.
Man muss kein Hellseher sein, um zu prognostizieren, daß der Kaderwert zu Beginn des Geschäftsjahres 2014/15 ohne Lewandowski erneut steigen wird, also auf über 284 Mio. Ihr Artikel erweckt den Eindruck, man müsste vom derzeitigen Kaderwert 324 Mio 50 Mio abziehen, da Lewandowski ablösefrei wechselt. Für den Kaderwert als solchen spielt aber eine mögliche Ablöse keine Rolle. Die einzige Frage, die sich in dem Zusammenhang stellt ist, ob sich Borussia Dortmund neue Spieler leisten kann. Dem Vernehmen nach wird Borussia Dortmund insgesamt für ca. 30-40 Millionen neue Spieler kaufen. Demnach hätte man zu Beginn des neuen Geschäftsjahres einen Kaderwert von mindestens 300 Millionen Euro.
Natürlich sind solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen, sie haben eine große Schwankungsbreite. Dennoch muss man nach nunmehr 4 Jahren einfach mal zur Kenntnis nehmen, was in den letzten 4 Jahren passiert ist: Die jeweils besten und teuersten Spieler haben den Verein verlassen, dennoch ist der Kaderwert jedes Jahr gestiegen.
Das schlägt sich auch in der Bilanz wieder. Der Kaderwert wurde 2012/13 mit ca. 25 Mio Euro bilanziert, Anfang 2013/14 mit 73,7 Mio, Anfang 2014/15 wird sich dieser Wert wohl auf ca. 100 Mio abermals deutlich erhöhen. Damit steigt auch der Buchwert der Aktie, zuletzt lag er laut CFO Treu bei 2,96 je Aktie. Wenn sie einen Kaderwert von lediglich 200 Millionen annehmen würden, kämen sie bei einer Addierung des Buchwertes mit den stillen Reserven auf einen Aktienkurs von über 5 Euro. Bankhaus Lampe macht nichts anderes.
Das ist sehr grob und sehr, sehr konservativ gerechnet, zudem ist es absolut unüblich lediglich die konservativsten Substanzwerte, bzw. stille Reserven für den Aktienkurs zu ermitteln.
Und damit komme ich zu meiner zweiten Frage:
sie schreiben: "und auch die Marke BVB dürfte einen guten zweistelligen Millionenbetrag wert sein.“
Die Marke BVB ist weit mehr als einen guten zweistelligen Millionenbetrag wert: Zur Zeit sind es 327 Millionen Dollar, entspricht 240 Millionen Euro. Im Jahr 2011 waren es noch schlappe 78 Millionen.
http://bvbaktie.blogspot.de/2014/05/die-marke-bvb.html
eine letzte Anmerkung, sie schreiben:
"Die Gehaltskosten der Mannschaft fressen sich langsam aber sicher wieder in die zuletzt deutlich ausgebaute Vereinssubstanz hinein. In den ersten drei Quartalen steckte der BVB mit 78,2 Millionen Euro fast 11 Millionen Euro mehr in die Lohntüte seiner Kicker als in den ersten drei Quartalen der Vorsaison. Folge: Trotz eines deutlich steigenden Umsatzes ging der operative Gewinn (Ebitda) von 39,6 auf 35,7 Millionen Euro zurück.
So solide die Zahlen nach wie vor sind, zeigen sie an, dass auch beim BVB die Gesetze des Profifußballs gelten: Die Erfolge von heute sind die Risiken von morgen. Es braucht nur leicht weiter steigende Spielergehälter und ein Ausscheiden in der Champions-League-Vorrunde, damit der Gewinn empfindlich schrumpft.“
Die Gehaltskosten fressen sich mitnichten in die Vereinssubstanz hinein, dem möchte ich vehement widersprechen. Es gab 2011/12 den höchsten Gewinn in der Bundesliga Geschichte. Dieser höchste Gewinn wurde nochmals einfach so verdoppelt, kein Mensch hat je behauptet, daß dies immer so weiter geht. Im Gegenteil. Nur daraufhin zu formulieren, die Gehaltskosten würden sich in die Vereinssubstanz fressen, halte ich für fahrlässig. Die Substanz ist davon unberührt.
Watzke hat es auf der Jahreshauptversammlung deutlich gemacht. "Selbst beim Verpassen der Qualifikation für die UEFA-Champions League würde Borussia Dortmund noch schwarze Zahlen schreiben, so Watzke. Obwohl der Gehaltsetat der Dortmunder im vergangenen Geschäftsjahr mit rund 100 Millionen Euro mutmaßlich zu den drei teuersten der Bundesliga gehörte – Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen veröffentlichen ihre Etats nicht, sieht Watzke keine finanziellen Risiken für den Verein.“
http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/...e-zahlen/8921270.html
Platz 5 in der Bundesliga, sowie ein Ausscheiden in der Gruppenphase der Champions League dennoch würde man schwarze Zahlen schreiben. Da liest sich der Prognose Bericht von Schalke 04 mit einem stattlichen Minus von 20 Millionen ganz anders.
Der entscheidene Faktor bei den Personalkosten ist ohnehin die Personalaufwands Quote, also Personalkosten geteilt durch Umsatz. Diese Quote liegt seit 4 Jahren konstant bei 40% oder darunter. Damit hat man nach wie vor ein weitaus „günstigeren“ Kader als Bayern München oder Schalke 04, von italienischen Verhältnissen ganz zu schweigen.
Ich finde übrigens die zahlreichen Äußerungen von Watzke auch nicht immer wirklich sachdienlich. Ich vermute dahinter eine gewisse Ungeduld. Genau diese Ungeduld kann ich aber sehr gut verstehen. Obwohl sich der Aktienkurs mit einer Vervielfachung in 4 Jahren sehr gut entwickelt hat und mit einem Aktienkurs von z.Z. 3,78 plus 10 Cent Dividende gegenüber dem letzten Jahr vergleichsweise gut dasteht (3,05 nach dem CL-Finale), reflektiert der Aktienkurs nicht ansatzweise die Entwicklung der letzten Jahre.
Man muss sich nur vergegenwärtigen, von welchem Niveau aus man gestartet ist, bei einem Aktienkurs von einem Euro hatte man eine Börsenkapitalisierung von ca. 60 Millionen. Da hatte man aber auch 180 Millionen Schulden, heute ist man operativ schuldenfrei, natürlich kann man daraus ableiten, daß man den tatsächlichen Stadionwert in Höhe von z.Z. 200 Millionen voll umfänglich berücksichtigen kann, bzw. muss. Einfach nur den Kaderwert dazu rechnen, ist viel zu simpel, es gibt noch zahlreiche andere Komponenten.
Es hätte aus meiner Sicht vollkommen gereicht, wenn Watzke seinen simplen Kernsatz aus der Frankfurter Allgemeinen einfach nur wiederholt hätte, statt ihn immer und immer wieder in weiteren Interviews anzureichern, so daß am Ende nur noch ein reichlich emotionales Konstrukt überbleibt, bei dem man denkt, der Mann redet einfach zu viel:
"Borussia Dortmund ist völlig unterbewertet... Das Stadion ist über 200 Millionen Euro wert. Wir haben einen Spielerwert von über 300 Millionen. Das sind schon 500 Millionen - von den anderen Dingen gar nicht zu reden. Und der Markt bewertet uns mit 220 Millionen Euro. Eine totale Diskrepanz. Sie haben recht, dass wir darüber nachdenken müssen, wie wir diese Diskrepanz aufheben können.“
http://bvbaktie.blogspot.de/2014/02/...rte-bei-borussia-dortmund.html
Mit freundlichen Grüßen, xxx
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