in seiner SPON-Kolumne (# 965) mal wieder die "Vorverurteilung" in den Medien. Fischer ist - als unbestechlicher Jurist - für manche Journalisten ein unbequemer Zeitgenosse. Bei "Die Zeit", wo er zuvor viele Jahre lang die Kolumne "Fischer im Recht" schrieb, erhielt er keine Aufträge mehr, nachdem er einen Zeit-Artikel in der Luft zerrissen hatte, in dem mutmaßliche Sexualdelikte eines Regisseurs von feministischen Journalistinnen in einer Weise dargestellt wurde, die einer Vorverurteilung entsprachen. Fischer steht als Jurist alter Schule auf dem Standpunkt, dass bei jedem Menschen, der angeklagt ist, die Unschuldsvermutung anzuwenden sei, und dass eine Vorverurteilung in den Medien erstens ein Verstoß gegen journalistische Sorgfaltspflichten sei, und zweiten den Autorinnen - ganz unabhängig davon - dafür auch der juristische Sachverstand fehle.
Bei Spon setzt Fischer diese Tradition nun offenbar fort, was ihm auch dort sicherlich nicht nur Freunde einbringen wird.
Er schreibt in obiger Spon-Kolumne, dass er in Urlaub war und nach der Rückkehr einen Riesenstapel Zeitungen und Meldungen auf seinem Schreibtisch überflog, um zu sehen, ob er etwas verpasst hätte. Er kam zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall sei.
In den Zeitungen stand, so Fischer, dass "Russland einen verbrecherischen Angriffskrieg führt, der natur(!)gesetzlich gar nicht anders enden kann als mit dem Untergang des nikolausisch-uljanowschen Zarenreichs, koste es uns, unsere Kinder und Kindeskinder, was immer es wolle". "Bewiesen" sei dies "durch a) circa zehn Enthüllungsbücher über Putin, den bösen Zauberer, und b) mindestens 5000 als »Experten«-Analysen getarnte Moral-Exemplifikationen von Journalisten aller bekannten Schulen hier und anderswo."
Danach könne es gar nicht anders sein und sei bewiesen, "dass WIR gewinnen: Weil es halt so ist. Abgesehen davon fällt mir in der Weltgeschichte spontan kein anderer Krieg ein, in dem die eine Seite (die böse) alles, aber auch wirklich alles falsch gemacht hat, was überhaupt möglich war. Planung, Legitimation, Vorbereitung, Logistik, Strategie, Personal, Taktik, Durchführung: Eine Quote von hundert Prozent Versagen muss man erst einmal hinkriegen."
"Die täglichen umfangreichen Artikel über die vollständige Unfähigkeit der Russen auf praktisch allen Gebieten und den jetzt aber wirklich nur noch von den letzten 50 Leopard abhängigen (na gut: ein paar Eurofighter vielleicht) unausweichlichen Sieg der Guten können nicht irren, oder? Als vorläufige Krönung seiner Dummheit sprengt der Bösewicht, um seinen Feinden damit zu drohen, ihre Pipelines zu zerstören, erst mal seine eigenen in die Luft – eine, wenn ich mal so sagen darf, doch recht ungewöhnliche Methode des Angriffs."
Fischer stellt dann bei Durchsicht der Briefe auch noch fest, dass seine Gasvorauszahlung um 500 % gestiegen sei, was " zweifellos ein kraftvolles Statement für eine unabhängige Energieversorgung" darstelle...
|