Photovoltaik
Aktie von Solarworld trotz Abschlägen weiter im Trend Wie heiß scheint die Sonne künftig über Solarworld? 05. November 2007 Hielt der Glaube an die Solarwerte den TecDax in der vergangenen Woche noch teilweise aufrecht, so hat dieser am Montag einen heftigen Kratzer abbekommen. Denn just der Branchenstar Solarworld, mit einer Gewichtung von 10,64 Prozent nicht nur größter Wert, sondern mit einem Kursplus von 10.000 Prozent in den vergangenen fünf Jahren erfolgreichste Aktie, legte bestenfalls gemischte Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor.
Der Umsatz des Unternehmens stieg zwischen Juli und Ende September um 16 Prozent auf 164,6 Millionen Euro, die von dpa-AFX befragten Experten hatten mit einem Anstieg auf 175,7 Millionen Euro gerechnet. Die schwächere Entwicklung begründete das Unternehmen mit dem Produktionsausbau, der die laufende Fertigung beeinträchtigt habe. Diese Schwankung werde über das Gesamtjahr aber ausgeglichen.
Sondereffekte drücken Ergebnis deutlich Angetrieben vom starken Wachstum im internationalen Solarmodul- und Wafergeschäft sei das Betriebsergebnis (vor Zinsen und Steuern, Ebit) um 67 Prozent auf 44,3 Millionen Euro gestiegen.
Indes sind darin nicht die Sondereffekte aus der Akquisition und Restrukturierung infolge der Übernahme der Shell-Aktivitäten nicht enthalten. Das unbereinigte Ebit lag mit 55,4 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 77,1 Millionen Euro.
Der bereinigte Konzerngewinn stieg gegenüber dem Vorjahresquartal von 14,4 Millionen auf 24,7 Millionen Euro, der unbereinigte Überschuss fiel dagegen von 63,3 auf 30,6 Millionen Euro, was im Rahmen der Markterwartungen lag.
Ungewohnte Position am Ende
Die Aktie gehörte am Morgen zu den größten Verlierern im TecDax gehört und war knapp fünf Prozent tiefer bei 44,15 Euro in den Handel gestartet. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung gibt das Papier des Solarkonzerns aktuell aber 3,5 Prozent auf 44,80 Euro ab und ist im Technologiewerte-Index damit deutliches Schlusslicht.
Die Zahlen seien schwächer als erwartet ausgefallen und bislang sei man eher positive Überraschungen von Solarworld gewohnt, sagte ein Händler. Die Kursentwicklung der vergangenen Woche spiegele auch eher positive Erwartungen wider. In der Vorwoche war der Kurs zunächst um rund 16 Prozent gestiegen, war aber nach der Zinsentscheidung unter Druck gekommen.
Analystenmeinungen gehen auseinander
Analysten schätzten den Ausweis sehr unterschiedlich ein. Equinet schrieben, die Zahlen sähen auf den ersten Blick zwar solide aus, auf Umsatzebene seien die Schätzungen aber verfehlt worden. Die Prognose der Equinet-Analysten für das Gesamtjahr dürfte das Unternehmen gut erreichen. Die bloße Ausblicksbestätigung des Unternehmens erscheine aber enttäuschend. Für 2007 bekräftigte Solarworld die Prognose, dass Umsatz und das operative Ergebnis um mindestens 20 Prozent steigen werden.
Die Analysten der WestLB nannten die Zahlen dagegen „sehr stark“. Die Gewinndynamik habe ihre Erwartungen noch übertroffen. Allerdings erscheine die Aktie zunehmend hoch bewertet, merkten die Experten an.
Die bereinigten Quartalszahlen zeigten Solarworld vor allem margenseitig auf gutem Weg, meinte die LBBW. Die Analysten erwarten, dass der Boom in Spanien dem Solarzellenhersteller noch einige Quartale gute Erträge bescheren wird, die tendenziell über ihren bisherigen Schätzungen liegen werden. Mittel- bis langfristig halten sie das Unternehmen jedoch für anfällig für eine temporäre Abkühlung in der Photovoltaik-Branche, bedingt durch fallende Silizium-/Wafer-Preise, so dass die Aktie nicht zu den „Top-Picks“ gehöre.
Mehr Umsatz, schwächere Margen
Wieder anders lesen sich Äußerungen von Firmenchef Frank Asbeck in einem Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. n den kommenden Jahren werde man vom Ausbau der Fabriken profitieren. „Daher rechne ich damit, dass die Umsatzsteigerung (bis 2010) stärker als 20 Prozent ausfallen wird.“ Engpässe bei der Rohstoffversorgung befürchtet der Manager nicht. „Der Ausbau ist immer analog zur Verfügbarkeit von Silizium erfolgt.“
Allerdings werde die geplante Absenkung der Förderung des Solarstroms Spuren in der Bilanz der Solarfirmen hinterlassen. „Die Branche wird in Zukunft mit geringeren Margen vorlieb nehmen müssen“, sagte er. Nicht nur in Deutschland sei eine Reduzierung der Zuschüsse beabsichtigt, sondern auch in anderen Ländern. Die Rückgänge könnten nur zum Teil durch die Massenfertigung aufgefangen werden.
Demnach wird der Umsatz bei Solarworld künftig stärker, der Gewinn aber wohl schwächer wachsen. Das ist sicherlich nicht unbedingt das, was die Anleger besonders gern hören. Insofern überrascht nicht sonderlich, dass offenbar nun den Aktionären andere Zuckerl geboten werden sollen. So erwägt man eine deutlichere Anhebung der Dividende als üblich. „Wir wollen dieses Jahr nicht geizen“, sagte Vorstandschef Asbeck.
Hohe Erwartungen eingepreist
Bisher hatte Solarworld regelmäßig für jede verdiente Million Euro einen Cent je Aktie gezahlt. Für 2006 hatten die Aktionäre nach der Ausgabe von Gratisaktien 10 Cent je Anteilsschein erhalten. Das war beileibe nicht viel, wurde die Dividendenrendite bislang auf 0,34 Prozent geschätzt. Insofern dürfte selbst eine Verdopplung diese Kennziffer nicht attraktiver machen.
Es sei denn, die Kursverluste gingen weiter. Dafür spricht die hohe Bewertung mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 50,7 für das laufende und 33,7 für das kommende Jahr. Sollten die Margen wirklich nachgeben, so müsste auch eine Neubewertung der Aktie stattfinden.
Dagegen spricht allerdings der unveränderte Glaube an den erfolg der Branche, die zuletzt eher unter Überfütterung durch Subventionen zu leiden begann (vgl. Kommentar: Solar-Förderung). in einer möglichen Konsolidierung könnte gerade Solarworld zu den Gewinnern gehören, weil es aufgrund seiner Größe zu denjenigen Firmen gehört, die am ehesten Skaleneffekte erreichen können. Kleineren Anbietern dürfte dies eher schwer fallen.
Charttechnisch ist ohnehin nicht viel passiert. Unverändert liegt die Notierung im Aufwärtstrend, der aktuell nicht gefährdet ist. Insofern sollte es vorläufig genügen, der Aktie vielleicht künftig etwas mehr kritische Aufmerksamkeit als früher zu schenken und sie nicht als Witwen-und-Waisen-Papier abzuhaken, für das Kursgewinne selbstverständlich sind. Das ist sie ohnehin nie gewesen.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho
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