IM wechselt überraschend die Rechnungslegung
von Roland Lang [23.02.01, 10:46]
Nach dem Vertrauensverlust durch die Machenschaften der Gebrüder Haffa bei EM.TV wurden nahezu alle Medienaktien abgestraft. Einige aber auf den ersten Blick zu Unrecht, wie IM InternationalMedia mit den heute gemeldeten Vorabzahlen beweist. Nach eigenen Angaben steigert der Spezialist für die Finanzierung und Vermarktung von Spielfilmen das Ergebnis vor Steuern und Zinsen auf rund 26,6 Millionen Euro und übertrifft damit die eigene Prognose von 19 Millionen Euro um 40 Prozent. Die Gesellschaft unter der Führung des Vorstandsvorsitzenden Florian Bollen betont, dass auch ohne Berücksichtigung der positiven Sondereffekte aus der Steuersenkung und einem einmaligen Währungsgewinn die Planzahlen übertroffen werden. Die Umstellung der Rechnungslegung von US-GAAP auf IAS hat nach Angaben des Firmenlenkers keine wesentlichen Auswirkungen, da IM die strengen Umsatz- und Abschreibungsregeln nach US-Standard behält und ansonsten keine großen Abweichungen bestehen.
Dennoch kam die Umstellung auf die europäische Rechnungslegung für die Finanzmärkte überraschend. Hatte doch Bollen noch zum Börsengang gegenüber boerse-online.de gesagt, dass die US-Rechnungslegung mit eigenen Regeln für Medienwerte die transparentere Variante sei. Die Ergebnisschätzung wäre ohne die Umstellung nicht zu halten gewesen, munkeln Branchenkenner.
Während eine Vielzahl der Unternehmen am Neuen Markt unter Liquiditätsproblemen leidet, baut IM seinen Kassenbestand weiter auf. Mit aktuell 190 Millionen Euro verfügt die Gesellschaft über mehr Geld als zum Börsengang. Zudem erwarten die Münchner auch in diesem Jahr einen Mittelzufluss in zweistelliger Millionenhöhe. Genügend Kapital also, um die weiteren Pläne zu verfolgen. Aber auch hier findet sich ein Haar in der Suppe. Das Investmenthaus Goldman Sachs veröffentliche gestern eine Studie mit einem Kursziel von 16 Euro für die Aktie. Begründung: Die Mittelzuflüsse werden geringer als prognostiziert ausfallen, die Planung des Unternehmens sei zu optimistisch.
Die Erfüllung der Umsatzplanung von 193 Millionen Euro ist nach Angaben des Unternehmens abhängig von der Berücksichtigung zweier zugekaufter Filme. Können diese noch zum abgelaufenen Geschäftsjahr bilanziert werden, werde die Prognose deutlich überschritten, so die Gesellschaft. Für das laufende Geschäftsjahr erhöht IM die Planzahlen um rund zehn Prozent auf 355 Millionen Euro Umsatz. Endgültige Zahlen gibt das Unternehmen am 8. März bekannt.
boerse-online.de rät, die Aktie zu halten. Bei einem Kurs von 25 Euro ist das Papier mit einem KGV von 15,6 im Brachenvergleich ausreichend bewertet. Erst mit der Bekanntgabe der endgültigen Zahlen wird deutlich, ob die Gewinnschätzung beibehalten werden kann. Bis dahin sollten Anleger von einem Neuengagement absehen, aber investiert bleiben. Zudem wird durch die Verkaufsstudie von Goldman Sachs in den nächsten Tagen deutlicher Verkaufsdruck aus den angelsächsischen Ländern auf dem Papier lasten. Ein Stop Loss empfiehlt sich bei 23 Euro. BÖRSE ONLINE
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