Weniger Wohlstand, Wachstum und Wohlbefinden
Zahlreiche empirische Untersuchungen seit den 1990er Jahren zeigen, dass Länder, in denen viel Korruption gemessen wird, einen geringeren materiellen Wohlstand, gemessen am offiziellen BIP, aufweisen.Zur Auflösung der Fußnote[8] Die These, dass Korruption hilfreich sei, weil dadurch ineffektive Regulierungen umgangen werden können, wird heute kaum noch vertreten. Ihre Richtigkeit konnte nur für wenige Länder empirisch bestätigt werden, in denen Korruption zur Umgehung einer außergewöhnlich ineffizienten öffentlichen Verwaltung genutzt wurde.Zur Auflösung der Fußnote[9] Die neueste Studie zum Zusammenhang von Korruption und Wachstum bestätigt hingegen eindrucksvoll den negativen Wohlstandseffekt auf Basis von Daten für 175 Länder für die Jahre 2012 bis 2018. Der wachstumshemmende Effekt der Korruption ist dabei in Autokratien besonders ausgeprägt.Zur Auflösung der Fußnote[10]
Eine der Ursachen für diesen Effekt ist, dass in korrupten Gesellschaften weniger private und öffentliche Investitionen getätigt werden, was wiederum das BIP senkt. Ausländische Investoren werden gegenüber Inländern benachteiligt, weil sie die für Korruption geltenden landesüblichen informellen Regelungen nicht kennen. Korruption bei der Steuererhebung, der Lizenzvergabe für die öffentliche Infrastruktur oder der Kontrolle von Umweltauflagen sorgen zusätzlich für kaum zu kalkulierende Risiken und Kosten, die ausländische Investoren abschrecken. Wenn Investitionen erst einmal getätigt sind, verlieren Unternehmer in einem korrupten Land aufgrund fehlender rechtsstaatlicher Institutionen unter Umständen ihre Eigentumsrechte, weil ihr Unternehmen verstaatlicht wird oder sie gezwungen werden, es an einen Inländer zu verkaufen. Investoren bevorzugen deswegen korruptionsfreie Länder, wie die negative Korrelation von Korruption und Direktinvestitionen auf Basis der 175 Länder belegt.
Durch Korruption entstehen zudem Ineffizienzen, das heißt, Leistungen und Produkte werden teurer erstellt als nötig oder in schlechterer Qualität. Außerdem leidet nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der öffentlichen Investitionen, weil unter anderem die Ausgaben im sozialen Sektor und in die Infrastruktur zurückgehen. Dadurch wird die nachhaltige Entwicklung eines Landes sowie die Fähigkeit einer Regierung, notwendige Reformen durchzuführen, zum Beispiel für eine bessere Regulierung oder eine schnellere Bürokratie, behindert. Grundlegende Bedürfnisse der Bevölkerung, wie der Zugang zu Bildung oder zu Gesundheitsdienstleistungen, können nicht so wie erwartet befriedigt werden. Es fehlt eine funktionierende Infrastruktur, was wiederum ein Nährboden für Korruption ist, um diese notwendigen Güter dennoch zu erhalten – ein Teufelskreis.Zur Auflösung der Fußnote[11] Die dämpfende Wirkung von Korruption lässt sich auch an alternativen Wohlfahrtsindikatoren erkennen, wie etwa dem allgemeinen Wohlbefinden und der Lebenszufriedenheit. Beides ist in von Korruption betroffenen Ländern deutlich geringer ausgeprägt als in vergleichsweise korruptionsfreien.Zur Auflösung der Fußnote[12]Die Folgen von Korruption lassen sich im Ländervergleich ermitteln. Zu ihnen zählen Armut, geringeres Wachstum, weniger Wohlbefinden, mehr Ungleichheit, größere Schattenwirtschaft sowie ein Vertrauensverlust in die Politik. Hierunter leiden langfrist
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