Groß ist die Begeisterung ob des neuen, verschlankten und mit einem flachen und qualitativ guten TFT-Display ausgestatteten iMac. Die zweite Generation des Volkscomputers von Apple ist geboren, und die moderne Variante des altbekannten, knuddeligen iMacs zeigt, wie ein bewährtes Produkt reifen und erwachsen werden kann. Der kalifornische Computerhersteller beweist gegenteiligen Ansichten zum Trotz, wie einsichtig er auf die Kritiker des iMac eingegangen ist: Kaum jemand mehr wird angesichts des digitalen TFT-Displays mit einer XGA-Auflösunge von 1.024 x 786 Pixeln noch von einem zu kleinen oder zu schlechten Monitor sprechen; die Grafikkarte des Typs GeForce 2 MX mit 32 Megabyte Speicher und auch der G4-Prozessor, welcher gleich mit 700 MHz im kleinen Modell an den Start geht, wird jene verstummen lassen, die den iMac bisher als eine lahme Ente der unteren Mittelklasse ansahen.
Der Monitor des iMac ist also nicht mehr zu klein, der Prozessor nicht mehr zu langsam, und die Grafikkarte macht den Consumer-Rechner endlich spieletauglich. Die Festplatten sind nicht mehr zu klein, und das Schnittstellenproblem wurde nicht erst mit diesem Modell gelöst, es fehlt an nichts. Was will man mehr? Zum Beispiel ein gefälliges Design. Schon bisher war der iMac eine Meisterleistung des Computerdesigns, aber die "fruchtigen" Bonbonfarben mancher iMacs haben dem Computer in manchen Kreisen ein Kindergarten-Image verliehen, von dem er sich bisher nicht so recht emanzipieren konnte.
Damit ist nun Schluss: Edle Mechanik, eine weiche Silhouette, matte und glänzende Oberflächen in Chromstahl und weißem Kunststoff machen den iMac angehm fürs Auge, und konservative Naturen werden beim Anblick des Guglhupf-iMacs nicht mehr in Schreikrämpfe verfallen müssen. Den Farbnörglern wird ein beliebtes Totaschlagargument gegen den iMac genommen. Wo wir schon bei der Form sind: Hat man ihn einmal vor sich, darf ihn begrabschen, fotografieren und benutzen, verfliegt der erste Eindruck, Steve Jobs habe eine heimliche Liason mit einer Schreibtischlampe begonnen. Dafür wirkt der neue iMac zu edel, und der "Fuß" - die Untertassensektion, die den Rechner beherbergt - ist keine Basis einer Schreibleuchte, sondern wirkt wie ein Gerät, das eben auch ein Computer sein kann. Man muss ihn einfach gesehen haben.
Apple hat, vermutlich nicht einmal absichtlich, zwei praktische Probleme mit deutschen Normen und Richtlinien gelöst: Das 15-Zoll-TFT genügt nun hiesigen Richtlinien für EDV-Arbeitsplätze, und die weiße Tastatur entspricht nun auch den Regularien, welche schwarze Keyboards ächten. Der Bildschirm läßt sich frei positionieren und in ergonomische Winkel und Höhen bringen. Der neue iMac nimmt auf dem Schreibtisch wenig und unter dem Schreibtisch gar keinen Platz weg; nicht einmal von hinten betrachtet ist er hässlich, und aufgrund des temperaturgeregelten, im Normalbetrieb sehr ruhig laufenden Lüfters ist Apples neuer Consumer-Rechner ein guter Freund für Büroräume, die etwas auf sich halten. Vielleicht steigern die genannten Eigenschaften die Wahrscheinlichkeit, den iMac in deutschen Landen etwas häufiger in der Arbeitswelt zu finden (das es Microsoft Office auch für den Mac gibt, und das der Rechner nicht "inkompatibel" ist, sollte sich eigentlich herumgesprochen haben).
Als Home-PC war der iMac schon immer zu gebrauchen, und das gilt mehr denn je: Jetzt sind auch anspruchsvolle 3D-Spiele wirklich flüssig und bei hoher Auflösung spielbar, DVDs lassen sich im Topmodell nicht nur selbst erstellen und brennen, sondern dieses dank schnellem G4 auch in akzeptabler Geschwindigkeit; MP3-Encoding, also das "Rippen" von CDs geht schneller, und zwar um den Faktor 2,5 gegenüber einem iMac mit 400 MHz. Das Topmodell bietet mit einer 60 Gigabyte Festplatte theoretisch Platz für viereinhalb Stunden ungeschnittenes Video - die ideale Voraussetzung dafür, mit iMovie auch voluminöse Filmprojekte anzugehen.
Die lieben Kleinen werden sich nicht nur über flotte 3D-Spiele, sondern auchüber negative Anstellwinkel des Monitors freuen - auch wenn die Wurzelzwerge noch nicht wissen, was ein negativer Anstellwinkel ist, so profitieren kleinere Menschen von der Möglichkeit, das Display nach vorne abzukippen, welches somit auch aus tieferen Etagen betrachtet werden kann. Überhaupt, das Display und dessen Positionierungsmechanik ist so gut, dass die Konkurrenz sich warm anziehen muss: Man kann alles irgendwie kopieren, aber warum nur hat so etwas dann bisher niemand vollbracht? Wie an unsichtbaren Fäden gehalten wirkt das Display aus der Anwenderperspektive. Es lässt sich nahezu beliebig mit leichtem Fingerdruck bewegen, und es bleibt verblüffenderweise exakt dort stehen, wo man es hinbewegt hat. Die Bildqualität ist so gut, dass man darüber eigentlich gar nicht mehr reden muss, im Gegensatz zu bisherigen Modellen des iMac, dessen CRT viel diskutiert wurde. Faszinierend ist das LCD des neuen iMac, so wie der gesamte Rechner.
Antizyklisch - der PC-Markt schrumpft - zeigt Apple, dass die Firma sich dem allgemein negativen Trend nicht beugen will. Das Thema Personal Computer ist offensichtlich noch lange nicht ausgereizt, wie man am iMac der zweiten Generation sieht, und vielleicht schafft der kalifornische Computerpionier es sogar, mit diesem schönen, toll ausgestatteten, funktionellen und nicht einmal besonders teuren Komplettrechner Marktanteile zurückzuerobern. Rechnerlösungen und Multimedia-Anwendungen für den Heimanwender waren nie eleganter als mit dem neuen iMac. Der neue Consumer-Rechner von Apple ist angetreten, um die Herzen der Käufer, deren Büros und Wohnzimmer zu erobern. Hoffen wir das Beste für dieses ambitionierte Konzept.
Zur aktie - Strong aufstocken !
|