16. März 2007 FAZ-Net Die lettische Zentralbank hat am Devisenmarkt interveniert und Euro gegen die lettische Währung Lats verkauft. Der Grund: Der Lats durchbrach erstmals seit seiner Anbindung an den Euro im Jahr 2005 das untere Ende der von der lettischen Zentralbank zugelassenen Schwankungsbandbreite.Der Lats darf im Rahmen des Europäischen Wechselkursmechanismus II um 15 Prozent um den festgelegten Kurs von 0,702804 Lats je Euro schwanken. Die lettische Zentralbank lässt eine Schwankung im Bereich von bis zu einem Prozent zu, bevor sie interveniert.
Ratingagentur befürchtet eine „harte Landung“ der lettischen Konjunktur Die lettische Währung hat seit dem 19. Februar, als Standard & Poor's den Ratingausblick für das Land auf negativ setzte, an Wert verloren. Die Ratingagentur befürchtet eine „harte Landung“ der lettischen Konjunktur. Am 19. Februar ist der Lats um 1,6 Prozent gegenüber dem Euro gefallen und verzeichnete damit den größten Kursverlust seit dem Jahr 2000. In Lettland bildeten sich lange Schlangen vor den Banken, weil die Letten Euro kaufen wollten, da sie mit einer Abwertung ihrer Währung rechneten. Am Donnerstag war der Lats auf 0,7098 gegenüber dem Euro gesunken, dem unteren Ende des von der Zentralbank zugelassenen Bands, berichtete Zentralbanksprecher Martins Gravitis. „Ja, wir haben interveniert. Die Zentralbank hat die Gelegenheit genutzt, etwas Liquidität aus dem Markt abzuschöpfen“, bestätigte Gravatis. Er wollte nicht sagen, in welcher Höhe die Notenbank Euro verkauft habe, um die nationale Währung zu stützen.Die lettische Zentralbank hat am Donnerstag außerdem den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 5,5 Prozent erhöht. Damit will sie das Kreditwachstum dämpfen und eine harte Landung der Konjunktur vermeiden, vor der Standard & Poor's und Schwellenländerökonomen gewarnt haben.
Hinter dieser Entwicklung, der Warnungen und der nun getroffenen Maßnahmen steht die Tatsache, dass die Konjunktur in den drei baltischen „Tigerstaaten“ heiß läuft. Das Wachstum dürfte im vierten Quartal des vergangenen Jahres auf Jahresbasis in Estland bei knapp elf Prozent, in Lettland bei 11,7 Prozent und in Litauen bei knapp sieben Prozent gelegen haben. Im laufenden Jahr gehen die Analysten der Hansabank von neun Prozent in Estland und Lettland und von 6,5 Prozent in Litauen aus.
Hohe Inflation - extremes Leistungsbilanzdefizit Problematisch sind jedoch vor allem die hohen Inflationsraten, die vor allem in Lettland zu verbuchen sind. Der lettische Konsumentenpreisindex lagen im Februar des laufenden Jahres bei 7,3 Prozent, nach 6,9 Prozent im vergangenen Jahr. Das ist jedoch nicht alles. Den mit 6,1 Prozent im Januar ist die offizielle Arbeitslosigkeit relativ hoch und mit 23,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes war das Leistungsbilanzdefizit des Landes im dritten Quartal des vergangenen Jahres extrem.
Eine Arbeitsgruppe unter der Führung des Finanzministeriums hat einen Plan entwickelt, um die Ungleichgewichte abzubauen. Er wurde am sechsten März vom Kabinett des Landes bestätigt. Er sieht vor, Budgetdefizite im laufenden und kommenden Jahr zu vermeiden und in den Jahren 2009 und 2010 sogar Überschüsse zu erzielen. Steuern sollen nicht gesenkt werden, die Kreditexpansion soll kontrolliert und eingedämmt werden, der Arbeitsmarkt soll dereguliert werden, die Energieeffizienz verbessert werden und im Einzel- und Großhandel, sowie im Baubereich soll der Wettbewerb intensiviert werden.
Es bleibt abzuwarten, ob dieser Plan auch umgesetzt werden kann. Es hat auf jeden Fall Sinn, haben doch steigende Hauspreise stark zur Inflationsentwicklung beigetragen. Die Börse hat inzwischen auch wieder etwas korrigiert, nachdem sie in den vergangenen Monaten zunächst die massiven Verluste Anfang des vergangenen Jahres aufgeholt und im Februar gemessen am OMX Riga Index mit 726 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht hatte.
|