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Warum laufen die Kurse eigentlich voraus?
An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Was kompliziert klingt, ist eigentlich einfach: An der Börse werden Annahmen gehandelt. Es interessiert niemanden, wie viele iPads Apple vor fünf Jahren verkauft hat, sondern wann das iPhone 7 rauskommt und ob es ein neuer Verkaufsschlager wird. Denn die Entwicklung des Kurses spiegelt die erwarteten Gewinnströme der Zukunft wider. Angenommen: Sie wollen sich eine Imbissbude kaufen. Wie viel bezahlen Sie dafür? Blöde Frage, oder? Aber wenn Sie jetzt genau wüssten, welche Gewinne Sie mit Currywurst & Co. in den kommenden Jahren erzielten, könnten Sie auch den Preis abschätzen. Je mehr Würste sich künftig verkaufen lassen, umso höher steigt der Preis der Bude. Genauso läuft's an der Börse.
Das Spannende: Die Aktienkurse spiegeln sogar Konjunkturzyklen wider. Sehr gut lässt sich das Phänomen der vorauseilenden Börse an den Jahren 2003 und 2008 ablesen (s. Chart unten). Der Dax ging bereits Mitte 2002 in die Knie, gut ein halbes Jahr später schrumpfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt. Im Herbst 2008 krachte die deutsche Wirtschaft zusammen, die Börse hatte es schon vorher gewusst.
Wieso sechs bis neun Monate?
Es scheint wie in das Frankfurter Parkett gefräst zu sein: Sechs bis neun Monate eilen die Börsenkurse in der Regel voraus. Aber warum gilt ausgerechnet dieser Zeitraum als Daumenregel? Die Antwort ist genauso einfach wie logisch. Es dreht sich um Annahmen - die lassen sich gut für einen kurzen Zeitraum treffen, treten aber selbst dann nicht immer ein. Wer nun glatt drei, fünf oder zehn Jahre in die Zukunft schauen möchte, der sollte lieber auf Glaskugeln oder Würfel umsatteln. Es ist schlichtweg unmöglich, solche Zeiträume abzuschätzen. Kommen wir auf das Buden-Beispiel zurück: Wer weiß schon, ob in zehn Jahren plötzlich ein Supermarkt oder eine größere Bude an der nächsten Straßenecke eröffnet? Genau, niemand.
Zudem: In der großen Krise 2008/2009 drehte die Börse bereits wieder im März 2009, als die Wirtschaft noch schrumpfte. Die Zentralbanken hatten den Geldhahn aufgedreht, Konjunkturprogramme der Regierungen folgten. Börsianer wissen: Mit gut einem halben Jahr Verzögerung sollte dann die Wirtschaft die Wende schaffen. Und es stimmte erneut.
Liegt die Börse immer richtig?
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Jetzt exklusiv für das Iphone 6 mit Apple Watch: Mehr Infos und direkt zum iPhone-6-Handbuch Wenn die Börse immer die Nase vorn hat, lässt sich die Zukunft ja munter vorausplanen. Aber wie zuverlässig sind die Prognosen der Börsianer tatsächlich? Es gibt ein schönes Sprichwort: Von fünf Rezessionen sagt die Börse zehn richtig voraus. Es handelt sich eben nur um Annahmen. Bestes Beispiel: die Jahre 2011 und 2012 (s. Chart). Der Dax brach zweimal richtig ein, der wirtschaftliche Ausblick fiel einfach zu düster aus, die Auguren sahen schwarz wegen der Euro-Krise. Aber sie lagen damit falsch, denn Europa sollte sich dann doch besser entwickeln als angenommen. Und natürlich spielte auch noch EZB-Chef Mario Draghi eine entscheidende Rolle, als er ankündigte, den Euro zu retten, koste es, was es wolle.
Und auch die Stimmung macht oft den Unterschied. Stellen Sie sich vor: Sie sind auf den größten Sektempfang des Jahres eingeladen, jedes Jahr der Knüller. Aber wehe, der Champagner ist dann um ein Grad zu warm. Ähnlich geht's an der Börse zu - je höher die Kurse steigen, umso mehr erwarten Anleger von den Unternehmen.
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