Die im Mai 2017 zum ersten Mal verpflichtet erschienen Solvency-Berichte ermöglichen eine detailliertere Momentaufnahme der Vermögenslage der einzelnen Versicherer und die Quoten können zu einer groben Einschätzung dienen und Einblicke geben.
Allein der bilanzielle nach HGB ausgewiesene Vermögenswertüberschuss i.H.v. 1,9 Mrd. EUR würde einem Kurs von 20,41 EUR entsprechen bzw. ist dieser Vermögensüberschuss natürlich im Jahresabschluss der W&W AG entsprechend als Eigenkapital ausgewiesen.
Viel interessanter aber ist, dass die W&W AG ihr Vermögen in dem SFCR Bericht zu Zeitwerten im direkten Vergleich zu HGB ausweist – und genau hier lässt sich noch einmal die Besonderheit der W&W AG analysieren: Nämlich das auf Konzernebene ausgewiesene Eigenkapital je Aktie von 40,56 EUR und die Herkunft hierfür. Die W&W AG hat erhebliche stille Reserven über die Jahre hinweg in der Bilanz angesammelt. Größter „Vermögenzuwachs“ wird bei Kapitalanlagen bilanziell ausgewiesen (im Vergleich zur HGB Bewertung). Diese entfallen beinah ausschließlich auf verbundene Unternehmen. Nach HGB werden diese verbundenen Unternehmen nämlich nur zu Anschaffungskosten bewertet und können aufgrund des Imparitätsprinzips nur wahlweise außerplanmäßig abgeschrieben werden. Somit werden die im JÜ der W&W AG ausgewiesenen Anteile an verbundenen Unternehmen nach HGB i.H.v. 1,68 Mrd. auf Konzernebene nach IFRS mit stattliche 6,19 Mrd bewertet. Da nach IFRS Equity bilanziert wird ist dies also der aktuelle Wert des Eigenkapitals dieser verb. Unternehmen. Der „Wertzuwachs“ aufgrund Zeitwertbilanzierung entfällt dabei maßgeblich auf Versicherungstochterunternehmen [A]. Somit wäre also die Herkunft des hohen Eigenkapitalwerts pro Aktie einigermaßen eingegrenzt und geklärt.
Selbstverständlich ist der Eigenkapitalausweis eine Momentaufnahme und würde hypothetisch auch nur durch die Liquidation des Unternehmens den Aktionären vermutlich in dieser Höhe dann zufließen können. Natürlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt und das Branchenumfeld ist zur Zeit sehr angespannt, aber ist die Situation so katastrophal, dass zukünftig die Eigenkapitalreserven (also durch operative Verluste) abgebaut werden würden und falls ja auch in diesem Umfang? Die Marktkapitalisierung eines Unternehmen stellt die Bewertung des Werts des Eigenkapitals dar – so dass durch die oben aufgezeigten stillen Reserven, der nach HGB ausgewiesene Wert die faire Untergrenze bilden sollte. Zentraler Punkt ist sicherlich das Bausparkassengeschäft gewesen, welches vorwiegend die Kursentwicklung bzw. den Unternehmenswert auf Gruppenebene belastet hat, jedoch ist mit der möglichen Kündigung von zuteilungsreifen Altverträgen das Risiko deutlich reduziert worden. Diese Tatsache und die fundamentalen Daten sollten eigentlich zu einer dem Branchenumfeld ähnliche Bewertung führen. Kursziele könnten bei einem ruhigen Börsenumfeld mittelfristig sicherlich im Bereich 21 EUR bis 24 EUR meines Erachtens realistisch sein können. Aber ich bin gerne auf eure Meinung gespannt bzw. Ergänzungen.
Anhang Peer Group: europäische börsennotierte Versicherungsholdings
Solveny II – Quote (zum 31.12.2016) Allianz 212 % [1] Nürnberger Versicherung (GARANTA Versicherungs-AG)[2] 233 % Axa[3] 197 % Talanx (HDI-Gruppe)[4] 236% Entsprechend zeigt sich, dass die W&W AG mit 380 % die Solvabilitätsanforderungen erfüllt und im Peer Group Vergleich überdurchschnittlich abschneidet. Kurs – Gewinn – Verhältnis (aktueller Kurs / EPS zum 31.12.16) Allianz 11,29 Nürnberger Versicherung 12,32 AXA 10,43 Talanx 9,22
Enstprechend zeigt sich, dass die W&W AG mit einem KGV von 7,75 unterdurchschnittlich bewertet wird.
[A] Vgl. Bericht über Solvabilität und Finanzlage der W&W AG (SFCR) S.55 [1]https://www.allianz.com/v_1494565306000/media/...llianz_1Q2017_DE.pdf
[2]https://www.nuernberger.de/medien/pdf/...-finanzlage-garanta-2016.pdf ()
[3]https://www.axa.com/en/about-us/key-figures [4]http://www.talanx.com/~/media/Files/T/Talanx/...fcr_hdi_gruppe_de.pdf
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