In erster Linie wird der Wirecard-Kurs von den Hedgefonds gemacht - sowohl mit Leerverkäufen als auch mit "netten" Nachrichten aller Art - ob in Foren, auf Twitter oder in Online-Magazinen. Der Markt funktioniert nach Angebot und Nachfrage - und wenn das Angebot durch Leerverkäufe künstlich erhöht wird, dann liegt ein eben ein Marktungleichgewicht vor.
Der Markt funktioniert dann kurzfristig nicht, wenn solche Akteure am Werk sind. Der "Gesamtmarkt" ist durch die Aktivität dieser Marktteilnehmer unsicher, denn sowowohl Kursentwicklung als auch nachrichtenlage bilden wesentliche Entscheidungsgrundlagen für die eigenen Aktien-Investitionen. Wirecard hat die wesentlichen Vorwürfe (vor allem die Betrugsvorwürfe) durch den Prüfungsbericht von KPMG entkräften können - was am "Markt" offensichtlich noch nicht so richtig wahrgenommen wird, weil immer noch kräftig "getrumpt" wird - also jetzt verstärkt andere negative Nachrichten (Betrugsanzeige etc.) erzeugt werden, um von dem tatsächlichen Sachverhalt abzulenken.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man solche "Pseudo-Leichen", welche die FT der Wircard vorwirft, auch bei den Mitbewerbern findet, wenn man nur danach sucht und dann den Sachverhalt nur einseitig genug beleuchtet. Das ist auch der Kernvorwurf, den man McCrum und der FT machen muss. Es wurden wohl nur Daten und Unterlagen berücksichtigt, welche die Anschuldigungen bestätigen sollen, entlastende Aspekte aber offensichtlich ausgeblendet. Ob die Unterlagen und Aussagen von Whistleblower der Realität entsprechen und in sich stimmig sind, scheint für die Erstellung der Artikelserie wohl weniger eine Rolle gespielt zu haben.
Und last but not least - hat McCrum (so wie es jede seriöse Journalist tun würde), Wirecard jeweils vorab mit den Vorwürfe konfrontiert und um Stellungnahme gebeten?
Zum Schluss etwas Grundsätzliches: Leider müssen heute positive Worte wie "Whistleblower" immer öfter dafür herhalten, dass die Datenbeschaffung durch kriminelle Handlungen (vulgär - Wirtschaftsspionage durch Hacking) weißgewaschen wird. Ob dies bei der Erstellung der Artikelserie durch McCrumm für die FT-Serie über Wirecard so gewesen sein könnte, kann man tatsächlich nicht sagen, da der/die Whistleblower natürlich nicht bekannt sind - es kann aber durchaus eine Möglichkeit sein.
|