Arques-Chef Löw macht erneut Kasse von Gerhard Hegmann, München, und Angela Maier, Frankfurt Der Gründer und Vorstandschef der Starnberger Beteiligungsgesellschaft Arques, Peter Löw, hat sich trotz optimistischer Geschäftsprognosen von einem Paket über 138.000 Aktien im Wert von 15,73 Mio. Euro getrennt. Dies teilt der auf Sanierungsfälle spezialisierte Finanzinvestor auf seiner Internetseite mit. Damit verkauft Löw schon zum fünften Mal in diesem Jahr Aktien. Insgesamt hat er so 26,7 Mio. Euro erlöst. Der Paketverkauf überrascht ob der positiven Aussagen des Gründers über seine Firma. Die Börse reagierte am Dienstag entsprechend enttäuscht: Die Aktie gab um 1,1 Prozent auf 112,45 Euro nach. Das Papier der im S-Dax notierten Firma schwächelt seit vielen Wochen; seinen Höchstkurs erreichte es am 23. August mit 140,80 Euro.
Dabei hat Arques das Akquisitionstempo noch verschärft und in den vergangenen elf Wochen fünf Firmen gekauft. Dadurch konnte die Beteiligungsholding, die selbst nur 25 Mitarbeiter hat, ihre Jahresprognose mehrfach anheben, zuletzt am 8. November. Demnach wird für 2005 ein Umsatz von 415 Mio. Euro erwartet, ein Plus von 222 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll um 225 Prozent auf 23,1 Mio. Euro steigen. Das starke Wachstum rührt daher, dass Arques alle erworbenen Firmen wie ein Konzern voll konsolidiert.
Übernahmen für 1 Euro
Die Beteiligungsgesellschaft aus Starnberg bei München übernimmt die Unternehmen meist für Preise unterhalb des Substanzwerts - häufig zu einem Euro. Oft sind die Firmen seit Jahren defizitär und leiden unter massiven Mittelabflüssen. Trotzdem soll Arques bei der Buchprüfung äußerst schnell vorgehen. Für den Kauf von Sommer Fahrzeugbau Mitte September brauchte Arques laut Branchenkreisen nur wenige Tage. Dabei steckt Sommer seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten und alle bisherigen Sanierungsversuche waren gescheitert.
Entsprechend hat Arques 2005 das Kapital zweimal aufgestockt und so frische Mittel von mehr als 40 Mio. Euro aufgenommen. Darüber hinaus bringt die Beteiligungsfirma jetzt Töchter an die Börse: Dem Listing ihrer Druckholding Arquana im Oktober soll im Dezember der Börsengang der SKW Stahl-Metallurgie-Gruppe folgen. Dadurch sollen weitere 10 bis 15 Mio. Euro Barmittel hereinkommen.
"Kampferprobte Armee"
Löw begründet sein Konzept damit, die kriselnden Firmen mittels spezialisierter Berater schnell sanieren zu können. "Aus dem kleinen schlagkräftigen Einsatzkommando von einst ist inzwischen eine kampferprobte Armee geworden - mit Abteilungen und Gruppen, mit Führern und Geführten und einer gut gefüllten Kriegskasse", heißt es in einem Beitrag des Vorstandschefs. Den hat er am 23. November unter dem Titel "Divide et impera - Teile und Herrsche" auf die Homepage gestellt.
Dass Löw trotz dieser Worte Aktien verkauft, begründete eine Firmensprecherin mit dem Wunsch des früheren Großaktionärs, der britischen Finanzierungsgesellschaft Buchanan Capital Group. Buchanan habe eine bis Jahresende befristete Option genutzt, die im Frühjahr 2004 bei einer Kapitalerhöhung eingeräumt wurde. "Herr Löw trennte sich nur ungern von den Aktien", sagte die Sprecherin. Offen blieb allerdings, warum Löw Buchanan dann eine Kaufoption eingeräumt hat. Der Großaktionär hätte sich leicht auch bei einer der Kapitalerhöhungen oder am Markt eindecken können.
Durch die Transaktion könnte der Buchanan-Anteil wieder auf über fünf Prozent steigen. Buchanan-Vorstand Steven Wilkinson ist Arques-Aufsichtsratschef. Das Management hält jetzt rund 24 Prozent am Grundkapital, der Löwenanteil davon entfällt auf Löw.
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Arques - die hungrige Holding
Kursschwäche Das starke Wachstum über massive Zukäufe verhalf der Beteiligungsholding an der Börse lange zu einem Höhenflug, der sich zuletzt aber abschwächte. Das Unternehmen entstand aus dem Nichts: Es wurde 2002 mit dem Erwerb des Firmenmantels AG Bad Salzschlirf aus der Insolvenz geschäftstätig. Diese wurde in Arques AG umfirmiert und erwarb 2003 ihr erstes Unternehmen.
Seriengründer Der doppelt promovierte Jurist Peter Löw hat schon mehrere Sanierungsholdings gegründet. 1993 etablierte der 1960 in Ludwigshafen geborene Vater von vier Kindern nach einer Station bei McKinsey die Sanierungsholding Systemkopie Holding AG in München. 1995 folgte die ebenfalls auf Sanierungsfälle spezialisierte Certina Holding, 2002 zusammen mit der britischen Buchanan-Gruppe als Finanzier Arques. Die Buchanan-Gruppe hatte zu Jahresbeginn noch 13 Prozent der Arques-Anteile, die durch zwei Kapitalerhöhungen aber unter fünf Prozent verwässert wurden. Jetzt hat Buchanan wieder zugekauft - von Löw.
Serienkäufer Seit 2003 hat Arques etwa 15 Unternehmen erworben. Bisher wurden erst vier beziehungsweise Teile davon wieder veräußert. Im Arques-Portfolio finden sich zum Beispiel der Kinderwagenhersteller Teutonia, die Nachrichtenagentur ddp, Sommer Fahrzeugbau oder die frühere Karstadt-Tochter Golf House.
Aus der FTD vom 30.11.2005 © 2005 Financial Times Deutschland
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