Nur hat der europaweit sichtbare Kursaufschwung ganz reale Gründe, weshalb es den von vielen Shortwilligen herbeigesehnten Einbruch m.E. nicht geben wird und der Dax eher Richtung 30000 zum Jahresende als 15000 tendiert.
In einer hochverschuldeten Wirtschaftswelt ist die das von der EZB gesetzte Signal einer Entkoppelung der europäischen Leitzinsen von der vermeintlich übermächtigen FED ein glasklarer Pullfaktor für die Immigration von US Anlegern in den europäischen Aktienmarkt.
Zudem war die weltweite Aktienmarktkonzentration mit einer Gewichtung von US Aktien im MSCI World Index von derzeit ca 73,6% bei einem Gewicht europäischer Aktien von kaum mehr als 10% im historischen Vergleich noch nie so krass ausgeprägt wie heute.
Wenn man bedenkt, dass Europa zu Beginn der 90er Jahre noch mit mehr als 30% und höher als die USA gewichtet war, kann man den in den letzten 30 Jahren aufgebauten, historisch beispiellosen Bewertungsunterschied europäischer zu US Aktien einigermaßen erahnen.
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https://guidingdata.com/msci-world-entwicklung-der-laendergewichtung/Selbst wenn sich die US Notierungen schlagartig halbieren und die europäischen Aktienmärkte verdoppeln, wäre da noch immer ein riesiges Gap zum Marktwert der US Aktien.
Mit ihren Zockerbanken BoA, JPM, GS, MS, gigantischen Hedgefonds und Pensionsfonds haben die USA in den letzten 30 Jahren ihre wirtschaftliche Vormachtstellung über die gezielte Beeinflussung von Aktienkursen immer weiter ausgebaut. Kein anderer Staat weltweit hat seinen Aktienmarkt vergleichbar stark gefördert. Einzig China ist es mit Einführung einer nur für Inländer zugänglichen Festlandsbörse gelungen, sich dem Zugriff von US Shortattacken ein Stück weit zu entziehen, während der internationalen Investoren frei zugängliche HangSeng in HongKong von US Hedgefonds mit Rückendeckung der US Administration systematisch geshortet wurde, während gleichzeitig bei US Bigtech die Kurse immer weiter aufgeblasen wurden.
Die extreme Unwucht des US Markts zu allen anderen Börsen weltweit, insbesondere aber zu Europa führt dazu, dass selbst dann, wenn nur ein kleiner Teil der aus dem US Markt abgezogenen Investorengelder in Europa landen, die über 3 Jahrzehnte systematisch ausgedörrten europäischen Börsen signifikant steigen müssen, um die Kapitalzuflüsse aufnehmen zu können.
In den letzten drei Jahren lautete der most crowded Trade von US Anlegern PERMANENT US Bigtech long, China + Europe short...
Nun sehen wir im DAX und Hang Seng seit zwei Monaten erstmals eine teilweise Rückabwicklung dieses über Jahre gelaufenen Trades und sofort scharren die Shorties unruhig mit den Hufen und rufen Überhitzung und Crashgefahr.
Dabei sind die Treiber dieser Rallye glasklar fundamentale Argumente wie Bewertung und Zinsniveau. Und einer dieser Treiber namens Leitzinsdifferenz wird sich nächste Woche (6.3.) um weitere 25 Basispunkte erhöhen, während die USA einen Zollkrieg anzetteln und damit Gefahr laufen, die ohnehin schon hohe US Inflation noch stärker anzufachen, während in China längst Nullinflation herrscht und Europa stetig sinkende Inflationsraten verzeichnet.
Die durch sinkende Zinsen in Europa ausgelöste Entlastung hoch verschuldeter Staatshaushalte und Unternehmen wirkt in unsicheren Zeiten attraktiver als schuldenfinanziertes, inflationsgetriebenes US Wachstum, zumal Trumps Zollkrieg die USA in die seit Jahren erwartete Rezession schicken könnten bei weiterhin hoher Inflation, während Europa und insbesondere Deutschland dank Leitzinssenkungen und sinkender Energiepreise gerade im Begriff ist, die mehrjährige Industrierezession abzuschütteln...
erst recht mit einem riesigen Investitionsprogramm für Rüstungsgüter im Rücken...
Das ist für totgesagte Dinos wie BASF, ThyssenKrupp und Co
ein Konjunkturprogramm allererster Güte und angesichts der gigantischen Höhe überfälliger Investitionen und deren zeitliche Dauer eben kein kurzes Strohfeuer, sondern potentiell die Basis für eine umfassende Neubewertung europäischer Aktien!
Wer das nicht begreift, reibt sich bei einem DAX Stand von 30000 oder 40000 Punkten vermutlich die Augen und fragt sich, warum er damals nicht begriffen hat, dass 22000 Punkte viel zu billig waren...