SIXT
"Gezielte Kursmanipulation"
Von Lutz Reiche
Vorstandschef Erich Sixt wehrt sich gegen Gerüchte der Bilanzmanipulation. Der Autovermieter vermutet ein abgekartetes Spiel und hat die Finanzaufsicht eingeschaltet.
Pullach/Hamburg – Deutschlands größter Autovermieter Sixt hat am Freitag Gerüchte über angebliche Bilanzmanipulationen zurückgewiesen und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAfin) eingeschaltet. "Wir haben Hinweise auf eine gezielte Manipulation des Aktienkurses", begründet Sprecher Frank Elsner gegenüber manager-magazin.de diesen Schritt.
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Wankt nicht - Vorstandschef Erich Sixt wehrt sich gegen Gerüchte und wird die Prognosen nicht korrigieren.
In einem der Redaktion vorliegenden Schreiben stellt Vorstandschef Erich Sixt überdies klar: "Der Vorstand hat keine Veranlassung, die Ertragsprognosen für das Jahr 2002 zu korrigieren. Alle anders lautenden Spekulationen sind falsch."
Rückendeckung erhält das Unternehmen von seiner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Der Central Treuhand AG lägen "keinerlei Informationen vor, die aus heutiger Sicht die Erteilung eines uneingeschränkten Testats für den Jahresabschluss 2002 nach Abschluss der Prüfungshandlungen zweifelhaft erscheinen lassen." Die Gesellschaft zweifle auch nicht an der Richtigkeit aller zurückliegenden Testate bis einschließlich 2001.
Rechtliche Schritte gegen Prior-Börse
Die "Prior-Börse" hatte hingegen zuvor berichtet, dass die "forsche Rechnungslegung" des Autovermieters "einige Bauchschmerzen" bereite und vor der Erteilung eines Testats noch erheblicher Diskussionsbedarf bestehe. Sixt wird nach Angaben des Unternehmenssprechers juristisch gegen Prior vorgehen und überprüft überdies juristische Schritte gegen die United Zurichfinance (UZF).
Die Schweizer Vermögensverwaltung, hinter der der Ex-Fidelity-Manager Florian Homm steht, hatte manager-magazin.de nahezu zeitgleich mit den aufkommenden Gerüchten den Entwurf einer Studie zugesandt, die den Wert dringend zum Verkauf empfiehlt. Die UZF machte bereits in der Vergangenheit durch spektakuläre Verkaufsempfehlungen zu MLP und WCM von sich Reden.
Alles ein abgekartetes Spiel?
Sixt vermutet hier ein abgekartetes Spiel. Und dabei tauchen wieder bekannte Namen auf, die bereits beim Kurssturz von MLP eine Rolle gespielt haben sollen.
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Nach Darstellung des Sixt-Sprechers Elsner hätten die Herren Darius Parsi und Tobias F. Bosler (der bis vor einiger Zeit auch für die SdK tätig war) Ende Januar/Anfang Februar Kontakt zu Sixt aufgenommen und um ein Gespräch mit dem Vorstand gebeten. "Bosler stellte sich uns als freiberuflicher Analyst für die Firmengruppe Fortune Management Limited und United Zurichfinance vor", sagt der Sprecher.
Fortune Management Limited hat den Hedgefonds Absolut Return Europe (ARE) aufgelegt. Bosler steht bekanntermaßen seit Ende des vergangenen Jahres in Diensten von ARE. Diesen managt kein Geringerer als Florian Homm.
Kontaktaufnahme am 4. Februar per Mail
Darius Parsi habe sich Sixt am 4. Februar per Mail als Fondsmanager vorgestellt, ohne einen konkreten Fonds zu nennen. Auf der Homepage von Fortune Management Limited (
www.fmlimited.com) wird er allerdings ebenso wie Florian Homm als Portfolio-Manager geführt.
"Mit dieser Mail", so der Sprecher, "schickte er uns einen umfassenden Fragekatalog, den er einen Tag später auch der Prüfungsgesellschaft zugesandt hat." In diesem der Redaktion ebenfalls vorliegenden Katalog wird implizit der Verdacht der unwahren Rechnungslegung geäußert.
Parsi habe offenbar überhaupt kein Interesse an Antworten des Unternehmens auf den Fragekatalog gehabt, mutmaßt der Sixt-Sprecher im Gespräch mit manager-magazin.de. "Wie anders lässt sich sonst erklären, dass zwischen der ersten Kontaktaufnahme und der Verbreitung des Entwurfs der Studie gerade mal 48 Stunden vergangen sind?"
Das sei jedenfalls nicht die übliche Art, wie Analysten mit Unternehmen umgingen. "Deshalb zweifeln wir an der Seriosität der Anfrage und werden sie auch jetzt nicht beantworten", sagt Elsner weiter.
Vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr am 27. März
Gegenüber manager-magazin.de hat Florian Homm im Zusammenhang mit MLP ein abgestimmtes Vorgehen von UZF und dem Hedgefonds ARE unlängst abgestritten. Zum aktuellen Fall Sixt war Homm auf Anfrage am Freitag nicht zu erreichen.
Sixt will seine vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2002 am 27. März vorlegen. Die Bilanzpressekonferenz ist für den 27.Mai angesetzt.