Hamburg (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von SES Research, Jochen Reichert, stuft die Drillisch-Aktie (ISIN DE0005545503/ WKN 554550) unverändert mit "kaufen" ein. Drillisch habe Anfang der Woche bekannt gegeben, dass United Internet und Drillisch jeweils 50% der Anteile an der MSP Holding halten würden. Drillisch habe 5,778 Mio. freenet-Aktien (rund 6%) in die MSP Holding eingebracht. United Internet habe eine Einlage von insgesamt EUR 153,3 Mio. (Kombination aus Bareinlage und Gesellschafterdarlehen) geleistet. Darüber hinaus habe die Holding einen Aktienkaufvertrag mit Vatas über den Erwerb von 17,757 Mio. (ca. 18,5%) freenet-Aktien abgeschlossen. United Internet verfolge das Ziel, sich strategisch auf dem DSL-Markt zu positionieren. Drillisch strebe bereits seit über einem Jahr ein Zusammengehen mit den Mobilfunkaktivitäten von freenet an. Aus SES Research-Sicht würden sich zwei zentrale Fragestellungen ergeben: erstens ob United Internet und Drillisch sicherstellen könnten, dass sie ihre Ziele auch tatsächlich erreichen könnten und zweitens welche Synergien sich aus einem Zusammengehen von Drillisch und dem MSP-Geschäft der freenet ergeben würden und wie diese gehoben werden könnten, so dass Drillisch-Aktionäre davon profitieren würden. Für United Internet und Drillisch ergebe sich eine Vielzahl von möglichen Durchführungswegen, um ihre Ziele zu erreichen. Diese würden von einer Komplettübernahme des freenet-Konzerns bis zur Verschmelzung von Drillisch auf freenet reichen. Als wahrscheinlich erachte SES Research, dass freenet zunächst in einem ersten Schritt die MSP-Assets entweder an Drillisch oder an die MSP-Holding verkaufe. Dies sollte insofern wenige Probleme bereiten, da es neben Drillisch kaum Interessenten für das MSP-Geschäft geben dürfte. United Internet bzw. die MSP-Holding könnte dann in einem zweiten Schritt ein Übernahmeangebot für die verbliebenen Internet Assets machen (verbliebene freenet). United Internet hätte Zugriff auf freenet-Aktien, die sich noch im Drillisch-Konzern befinden würden (ca. 4%) sowie auf die freenet-Aktien der MSP Holding (ca. 24%). Damit hätte United Internet bereits 28% der freenet-Aktien. Für Dritte werde dadurch eine Übernahme deutlich erschwert, so dass das Risiko einer "Übernahmeschlacht" um freenet für United Internet eher gering wäre. Im Folgenden würden aus SES Research-Sicht die zu erwartenden Synergien diskutiert: Im Discount-Segment könnten Drillisch und freenet die Strategien des Discount-Geschäfts (Simply und Klarmobil) aufeinander abstimmen. Synergien würden sich im Produktangebot, Marketing und Vertrieb ergeben. Der Marktanteil im Discount-Segment würde zusammen bei ca. 16% liegen. Für den Bereich "Operative Kostenbasis" gelte es: Synergien würden sich beim Personal, bei der IT, im Vertrieb sowie im Einkauf ergeben. Bezüglich Anpassung der Kundenakquisitionsstrategie gelte: Die Strategie von Drillisch beruhe darauf, den Kundenstamm vorwiegend im Discount-Geschäft auszubauen. Neue Vertragskunden würden nur sehr moderat akquiriert. freenet dagegen baue sukzessive den Vertrags- und Prepaidkundenstamm aus. Dies führe zu hohen Kundenakquisitionskosten. In einem gemeinsamen Unternehmen könnte die Kundenakquisitionsstrategie optimiert und der Fokus auf den Discount-Bereich gerichtet werden. Die Kundenakquisition im Vertragskundenbereich könnte massiv zurückgefahren werden. Dies hätte unmittelbar deutliche positive Effekte auf die bottom-line. Für die Optimierung der Vertriebswege gelte Folgendes: freenet setze im Vertrieb stark auf ein Shop-Konzept und Flächenvermarkter. Drillisch habe keinen direkten Offline-Vertriebskanal. Vielmehr bestünden im Discount-Segment Kooperationen mit Einzelhändlern/Supermärkten und im klassischen Vertragskundengeschäft mit mittelständisch geprägten Fachhändlern (ca. 500). Beide Unternehmen würden sich hier hervorragend ergänzen. Mit dem Erwerb des MSP-Geschäfts könnte Drillisch (gegeben eines Kaufpreises zwischen dem 5 bis 6fachen des EBITDA) schnell Synergien realisieren. Drillisch habe in den vergangenen Quartalen den Discount-Kundenstamm trotz der anhaltenden Preiskämpfe stetig ausbauen können. Zudem verfüge Drillisch über eine Mehrerlösoption von derzeit knapp EUR 20 Mio. bzw. EUR 0,55 pro Aktie, falls die VS GmbH ihr Drillisch-Aktienpaket von 13,2% veräußern sollte. Das Kursziel laute weiter EUR 10,20. Für die Analysten von SES Research ist die Aktie von Drillisch allein auf Basis des bestehenden Geschäfts nach wie vor ein Kauf. (Analyse vom 26.09.2007) (26.09.2007/ac/a/nw)
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