schlechtes Haar. Ganz gleich ob hier,bei der Zeit oder wo auch immer sich Leser zum Besuch der Bundeskanzlerin äußern dürfen: Klischees,Vorurteile und die sich immer wiederholenden Märchen der behaupteten Ewigen Schuld,des schlechten Gewissens,daß den Deutschen angeblich in Form der Kollektivschuld von den Juden,den Israelis gemacht würde und in erster Linie doch nur eingebildete Phantastereien der verfolgenden Unschuld sind.
Der Anlaß dieser sich wiederholenden Rituale,welche viele Deutsche so sehr lieben,er spielt keine Rolle. Dieses Bedürfnis bei jeder,jeder sich bietenden Gelegenheit zwanghaft in der Öffentlichkeit zu beklagen keine offene Kritik an den Juden oder an Israel äußern zu dürfen ist Ausdruck wirklicher Überzeugung,als Nachgeborene ein Recht einfordern glauben zu müßen,das niemand bestreitet. Man redet sich dies gegenseitig mit einer Inbrunst ein,daß sich die Frage nach dem Warum aufdrängt. Und wer auf der Suche nach Antworten für dieses und mit ihm verwandte Phänomene zu dem Schluß kommt,daß eben auch die von sich selbst behauptende Generation der Unschuldigen,weil Unbeteiligten,eben wohl doch ein sie bedrückendes Schuldgefühl unterdrückt mit sich herum schleppt -- der darf sich bei freier Äußerung auf die Reaktionen schon mal gefaßt machen.
Und noch angefügt: Martin Walser,den halte ich zwar für einen eher mittelmäßigen Schriftsteller,doch ist das natürlich Ansichtssache (Angstblüten z.B. hat mir außnahmsweise sehr gut gefallen) - ein Antisemit ist er nicht. Aber ein Dummkopf sondergleichen,das hat er hinlänglich sowohl mit seiner Rede,als auch seiner Art der Abrechnung mit dem Kritiker bewiesen. Kein Antisemit zu sein,heißt aber nicht,daß die gehaltene Rede nicht antisemitisch gewesen ist. Das war sie selbstverständlich,doch wie meist bei solchen Ereignissen,sind die darauf folgenden Reaktionen und Äußerungen das eigentlich Ereignis,sie dokumentieren eindeutig in ihrer Mehrheit welche Gefühle und Bedürfnisse mit derartigen Reden vom Ende der Schuld bedient werden. Es empfiehlt sich die erschienen Texte einmal nachzulesen (wohl dem der ein Archiv hat) und erinnere sich bei der Gelegenheit an die gespenstische Szenerie,als Walsers Schlußstrich Rede im tosenden Applaus einer stehenden Menge endete und einer nachdenklicher Ignatz Bublis mit seiner Frau sitzen blieb. Deutlicher kann man es nicht spüren,Sensibilität vorausgesetzt,daß auch heutzutage noch, im Kreise gebildeter Menschen,ein Deutscher jüdischen Glaubens,der sich immer für die Aussöhnung stark gemacht und Brücken gebaut hat,letztlich doch feststellen muß,hier als Fremder begriffen zu werden. Und das immer weniger obwohl Auschwitz,sondern weil Auschwitz geschehen konnte.
Diesen unsäglichen Ort nur zu erwähnen löst ein derartiges Unbehagen aus,das Reflexartig die Realität ins Absurde verkehrt.Man fabuliert stattdessen mittels "Nazometer" von einer allumfassenden Zensur und Unterdrückung seitens der Opfer.
Sie zu Tätern zu machen bleibt wichtigstes Anliegen aller Versuche sogenannter Kritik an Israel ebenso wie jener auf den Umgang mit den geschichtlichen Fakten bezogen.Nur so läßt sich die verdrängte Schuld relativieren oder ins Gegenteil verkehren.
Ob ein stiller Ignatz Bubis,dem Zentralrat der Juden in Deutschland vorsteht oder ein Michel Friedmann spielt keine Rolle. Der eine ist dann eben der klassische Immobilienspekulant und Blutsauger (man denke an Faßbinders Theatestück!) - und der andere,der schmierige,arrogante,der... dann fehlen einem fast die Worte,hätte er nicht glücklicherweise nicht mit ein paar Nutten rumgekokst. Bubis als Überlebender,ist eben das personifizierte schlechte Gewissen auch all jener,ein solches nicht zu haben und Friedmann verkörpert mit seiner Art die Provokation an sich. Ein Jude,der es wagt,das Maul aufzureißen und sich an die traditionelle Rolle in keinster Weise gebunden fühlt sondern sich Attribute leistet,die ansonsten im Medienzirkus alltäglich niemanden reizen oder wundern,bei Michel Friedmann aber zu offen haßerfüllten Gefühlsäußerungen führen.
Kein Wunder also,daß bei einem solchen Publikum die Kanzlerin von Teilen ihres Wahlvolks nur als Leisetreterin begriffen werden kann,die nach Jerusalem reisen muß um Abbitte zu leisten. Sollte Frau Merkel Ernst machen mit den Konsultationen und das de Facto sehr gute Verhältnis Israels zu Deutschland noch weiter wie geplant auf allen Ebenen der Kultur,Wirtschaft und Politik ausbauen -- wird man hier,wie in den Leserbriefspalten vermutlich auch wieder das Vokabular vom "Volksverräter" lesen müßen und ähnlichem. Mit Antisemitismus aber wird dies natürlich nichts zu tun haben,sind die Antisemiten doch auf wundersame Weise mit den ermordeten Juden für immer verschwunden. Heute,wer nicht gerade eine totale Matschbirne hat,da nennt man sich "Kritiker Israels" und feiert als Antizionist Wiederauferstehung - was nur Recht und Billig ist,und genau das - wo doch die Juden unverschämterweise ihren eigenen Staat haben,während Königsberg noch immer unter Fremdherrschaft steht.
Diese Kanzlerin und ihren Pragmatismus ist mit aller Deutlichkeit zu unterstützen und gegen die Teile ihrer Bevölkerung zu verteidigen,die selbst eine so eindeutig erfolgreiche Reise wie diese nach Israel - nicht begreifen können und nichts anderes darin sehen wollen,als den eingebildeten Kriechgang. Israel,seltsamerweise,ist da wesentlich weiter.Dort genießt die Kanzlerin Sympathie und Ansehen,und das eben nicht weil ...
Jetzt dürfen die üblichen Begründungen wieder abgelassen werden. ----------- "Ein Deutscher ist ein Mensch,der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben"(Theodor W. Adorno)
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