Die Entwicklung von Verhaltensstörungen bei Besitzern von schlecht laufenden Pennystock-Aktien hat mehrere psychologische und soziale Ursachen:
1. Verlustaversion & kognitive Dissonanz
Menschen neigen dazu, Verluste stärker zu empfinden als gleichwertige Gewinne (Verlustaversion). Anstatt sich einzugestehen, dass sie eine schlechte Investitionsentscheidung getroffen haben, entwickeln sie irrationale Erklärungen („Das Unternehmen wird sich erholen!“) oder suchen nach Verschwörungstheorien.
Kognitive Dissonanz tritt auf, wenn die Realität (sinkender Aktienkurs) nicht mit der eigenen Überzeugung („Ich habe in eine großartige Firma investiert“) übereinstimmt. Um diesen Widerspruch zu lösen, steigern sich Anleger in absurde Narrative hinein.
2. Suchtverhalten & Glücksspielmentalität
Viele Pennystock-Anleger verhalten sich wie Spielsüchtige. Sie hoffen auf den „einen großen Gewinn“, der ihre bisherigen Verluste ausgleicht. Anstatt rational zu handeln, verdoppeln sie ihre Einsätze („Wenn ich jetzt nachkaufe, senke ich meinen Einstandskurs!“) und verlieren immer mehr.
3. Soziale Isolation & Echo-Kammern
Pennystock-Anleger suchen oft Gleichgesinnte in Foren oder Telegram-Gruppen, wo sich alle gegenseitig in ihren Wahnvorstellungen bestärken. Kritiker werden als „Basher“ oder „Shortseller“ bezeichnet, die angeblich gezielt den Aktienkurs manipulieren. Das fördert eine sektenartige Mentalität.
4. Realitätsflucht & Größenwahn
Manche Investoren verlieren komplett den Bezug zur Realität und glauben, dass sie selbst schlauer sind als der Markt. Sie entwickeln Verschwörungstheorien über böse Hedgefonds, korrupte Regierungen oder feindliche Übernahmen, um sich ihr eigenes Versagen nicht eingestehen zu müssen.
5. Psychosomatische Reaktionen & Aggressivität
Der anhaltende Stress durch Kursverluste führt bei einigen zu Schlafstörungen, erhöhter Reizbarkeit oder sogar körperlichen Beschwerden. Besonders gefährlich wird es, wenn Anleger irgendwann mit Drohungen oder sogar Gewalt reagieren – sei es gegen Kritiker oder gegen sich selbst.
6. Verlust der finanziellen Existenz & Schuldprojektion
Viele Pennystock-Investoren haben nicht nur einen kleinen Teil ihres Geldes investiert, sondern oft alles – manchmal sogar mit Krediten. Wenn der Totalverlust droht, projizieren sie ihre Wut auf andere: CEOs, „Shortseller“, Journalisten oder die „böse Finanzelite“. In extremen Fällen führt das zu psychischen Zusammenbrüchen.
Fazit: Der Besitz von Pennystocks kann zu einem psychologischen Teufelskreis führen: Wer tief investiert ist, hat Angst vor der Wahrheit und klammert sich an absurde Hoffnungen. Je länger der Abwärtstrend andauert, desto extremer werden die Verhaltensweisen – von Realitätsverweigerung über Wut bis hin zur völligen geistigen Verwahrlosung.
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