Fundamental
Die EPCOS AG gehört zu den weltweit führenden Herstellern und Anbietern von elektronischen Bauelementen und Modulen. Das Unternehmen verfügt über eigene Fertigungsstätten in der ganzen Welt. Die Angebotspalette umfasst mehr als 40.000 Produkte, die auf drei Segmente aufgeteilt sind. Traditionell sind dies die beiden Segmente Keramische Bauelemente und OFW (Oberflächenwellen)-Komponenten. Das dritte Segment Kondensatoren und Induktivitäten wurde zum 1. Oktober 2005 durch Zusammenfassung der beiden früheren Segmente Kondensatoren sowie Induktivitäten und Ferrite gebildet, nach dem Verkauf des Tantal- Kondensatoren-Geschäfts. Bei OFW-Komponenten, Leistungskondensatoren und vier Produktfamilien innerhalb der Produktgruppe Keramische Bauelemente bezeichnet sich das Unternehmen als Weltmarktführer. Des Weiteren ist EPCOS nach eigener Einschätzung auf dem europäischen Markt führend bei Ferriten, Folien- und Aluminium-Elektrolyt-Kondensatoren, EMV-Komponenten sowie Übertragern und Drosseln.
Hauptabnehmer von EPCOS-Produkten arbeiten in der Telekommunikation sowie der Industrie-, Automobil-, und Konsum-Elektronik. Mit kundenspezifischen Produkten wird mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielt. Zu den zehn größten Kunden gehören in erster Linie Bosch, Motorola, Nokia, Samsung und Siemens.
Im Geschäftsjahr 2005/06 verzeichnete EPCOS im Segment Keramische Bauelemente einen kräftigen Umsatzanstieg um 17% auf 421 (i.V. 361) Mio. Euro. Zu dieser positiven Entwicklung trugen nach Angaben des Unternehmens alle Produktgruppen bei. Stärkster Treiber sei das deutlich gestiegene Umsatzvolumen bei den Piezo-Aktuatoren für Diesel-Einspritzsysteme in Automotoren gewesen, heißt es. Prozentual zweistelliges Wachstum erreichte EPCOS mit Thermistoren und Varistoren (temperatur- und spannungsabhängigen Widerstände), mit Sensoren und Sensor-Systemen (messen z.B. im Auto die Temperaturen von Betriebsflüssigkeiten) sowie Ableitern (Schaltfunkenstrecken, die beispielsweise zum Zünden von Xenon-Autoscheinwerfern benötigt werden). Zulegen konnte EPCOS auch bei keramischen Vielschichtbauelementen, die helfen, die Elektronik unter anderem in Mobiltelefonen und Notebooks vor Überspannungen zu schützen. Das EBIT verbesserte sich auf plus 7 Mio. Euro nach minus 24 Mio. Euro im Vorjahr. Neben dem höheren Umsatzvolumen habe die Portfoliostraffung bei den Keramik-Vielschichtkondensatoren jetzt ihre positive Wirkung entfaltet, wird erklärt. Handlungsbedarf bestehe dagegen nach wie vor bei einem der neuen Peizo-Aktuator-Typen. Zwar hätten Schwachstellen bereinigt und Kosten um mehr als 50% gesenkt werden können; trotzdem schreibe EPCOS mit diesem Produkt weiterhin rote Zahlen. Die Maßnahmen zum Schließen der Lücke zwischen Preisen und Kosten seien definiert, aber von Kundenseite aus noch nicht freigegeben.
Im Segment OFW-Komponenten erhöhte sich der Umsatz im Berichtsjahr um 11% auf 409 (370) Mio. Euro. Auch hier leisteten alle Produktgruppen einen Beitrag zum Wachstum. So seien bei OFW-Mobilfunk-Filtern zunehmend Duplexer (Filterbauelemente, die in Mobiltelefonen das Sende- vom Empfangssignal trennen) gefragt gewesen, heißt es. Eine gute Geschäftsentwicklung verzeichneten laut EPCOS OFW-Multimedia-Filter. Positive Impulse seien hier insbesondere von der weltweit zunehmenden Umstellung von analogem auf digitalen Fernsehempfang gekommen. Der Umsatz mit OFW-Produkten für die Automobil-Elektronik habe im Berichtsjahr knapp über dem Vorjahreswert gelegen. Der Umsatz mit keramischen Vielschichtmodulen sei prozentual zweistellig gewachsen. Dieser Erfolg sei durch neue Wireless-LAN-Module gesichert worden, mit denen sich EPCOS den wachstumsstarken Markt der funkbasierten lokalen Netzwerke erschlossen habe. Zum weiteren Spektrum an Vielschichtmodulen gehören Frontend-Module für Mobiltelefone, daneben bietet EPCOS für Handys auch Module für den ESD-/EMI-Schutz an. Darüber hinaus werden Module für den Einsatz in Automobilanwendungen, beispielsweise in der Getriebesteuerung oder in ABS- und Radar-Abstandssystemen gefertigt. Das EBIT stieg auf 53 (29) Mio. Euro. Profitiert hat EPCOS nach eigenen Angaben von den weltweiten Nummer-Eins-Positionen sowohl bei OFW-Filtern für Multimedia- und Mobilfunk- als auch bei OFW-Produkten für Automobilanwendungen.
Im Segment Kondensatoren und Induktivitäten ist der Umsatz im Geschäftsjahr 2005/06 um 14% auf 479 (419) Mio. Euro gestiegen. Alle Produktgruppen legten prozentual zweistellig zu, Aluminium-Elektrolyt-Kondensatoren wurden laut Unternehmen vor allem aus der Industrie-Elektronik nachgefragt; unterstützt habe der Trend, dass immer mehr ungeregelte Antriebe von Industriemaschinen und -anlagen durch energieeffizientere, drehzahlvariable Antriebe ersetzt werden. Der Bedarf an Folien-Kondensatoren sei u.a. bei Herstellern von Beleuchtungstechnik sowie Konsum-Elektronik besonders hoch gewesen. Bei Leistungskondensatoren habe der Umsatz vor allem mit Komponenten zur Blindleistungskompensation gesteigert werden können. Induktivitäten leisteten den stärksten Beitrag zum Segmentwachstum. Sie werden überwiegend in Anwendungen der Automobil-Elektronik und in der Kommunikationstechnik eingesetzt. Zulegen konnten auch EMV-Bauelemente, die für Elektromagnetische Verträglichkeit sorgen. Wichtige Einsatzgebiete waren im Berichtsjahr Werkzeugmaschinen sowie Solar- und Windkraftanlagen.
Der EBIT-Verlust des Segments Kondensatoren und Induktivitäten verringerte sich auf minus 13 (minus 31) Mio. Euro. Im Ergebnis sind einmalige Aufwendungen in Höhe von knapp 6 Mio. Euro für das UltraCap-Projekt enthalten, das bis spätestens März 2007 beendet sein soll. EPCOS hat nach eigenen Angaben die Einstellung dieser Aktivitäten beschlossen, nachdem sich gerade im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres die Aussichten für eine erfolgreiche, großvolumige Vermarktung dieser Doppelschicht-Kondensatoren zunehmend verschlechtert hätten. Gleichzeitig seien weitere hohe Vorleistungen vor allem in deren Entwicklung absehbar gewesen, heißt es. Aus dem Auslauf der UltraCap-Aktivitäten wird eine jährliche Ergebnisentlastung von rund 5 Mio. Euro erwartet. Belastet worden sei das EBIT zudem durch teilweise stark gestiegene Rohmaterialpreise; bei den in Aluminiumfolie und Kupferdraht verarbeiteten Rohmaterialien hätten sich die Preise gegenüber Vorjahr etwa verdoppelt. Negativ habe sich auch der starke brasilianische Real ausgewirkt, der seit Vorjahr um nahezu 20% gegenüber dem Euro an Wert zulegte. Zur Verbesserung der Kosten-wettbewerbsfähigkeit verlagert EPCOS deshalb Teile der Produktion von Folien- und von Aluminium-Elektrolyt-Kondensatoren aus Brasilien nach Indien und China bzw. nach Ungarn. Der Standort Málaga in Spanien wird von Grund auf restrukturiert; bereits in vollem Gang sei die Verlagerung von Teilen der Folien-Kondensatoren-Fertigung nach Indien und China, heißt es dazu.
Umsatzwachstum und Kostensenkung bringen Turnaround
Insgesamt steigerte EPCOS den konsolidierten Umsatz (aus fortgeführtem Geschäft) im Geschäftsjahr 2005/06 um 14% auf 1,31 (i.V. 1,15) Mrd. Euro. Der Beitrag neuer Produkte habe sogar um 30% über Vorjahr gelegen. Der Auftragseingang erhöhte sich um 23% auf rund 1,38 (1,12) Mrd. Euro. Dabei nahmen die Bestellungen aus allen Branchen und Regionen prozentual zweistellig zu. Das stärkste Wachstum nach Abnehmerbranchen wurde laut EPCOS in der Automobil-Elektronik und nach Regionen in Asien verzeichnet.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus fortgeführtem Geschäft konnte im Berichtsjahr auf plus 47 (minus 27) Mio. Euro verbessert werden. Als wesentliche Gründe werden das deutlich gestiegene Umsatzvolumen sowie die erzielten Kostensenkungen genannt. Der Jahresüberschuss nach Anteilen Dritter betrug 35 (minus 66) Mio. Euro. Hinzu kommt das Ergebnis aus nicht fortgeführtem Geschäft (betrifft das verkaufte Tantal-Kondensatoren-Geschäft), das sich im Berichtsjahr nach Steuern auf minus 14,0 Mio. Euro belief; im Vorjahr hatte das nicht fortgeführte Geschäft mit 52,9 Mio. Euro belastet - darin enthalten war eine Buchwertabschreibung auf das im Tantal-Geschäft gebundene Anlagevermögen in Höhe von 46,5 Mio. Euro. Unter dem Strich verbesserte sich der Konzernjahresüberschuss nach Steuern und Anteilen Dritter auf 21,2 (minus 119,3) Mio. Euro.
Quelle: Comdirect
Epcos ist, wie Infineon, aus dem Siemens Konzern ausgegliedert worden und auch der Kursverlauf ist durchaus ähnlich. Allerdings läuft es bei dieser Aktie, nachdem der Absturz im Jahre 2002 zu einem neuen Allzeittief führte, seitdem ganz gut und damit auch besser als Infineon. Dennoch ist auch Epcos gegenüber dem DAX eher ein Underperformer. Die Bewertung des Unternehmens mit einem KUV von 0,65 und einem KGV um die 14 ist die Bewertung allerdings als günstig zu bezeichnen. Fundamental ist die Epcos Aktie daher als durchaus günstig anzusehen.
Charttechnik
Die Aktie der Epcos AG befindet sich seit etwa 2005, nachdem sie zuvor schonmal eine deutliche Erholung gezeigt und korrigiert hat, wieder in einem Aufwärtstrend. In der letzten Korrekturbewegung der Märkte hat sie mit Unterschreiten der 12,50 Euro eigentlich sogar ein Verkaufssignal geliefert. Da die Aktie diese Marke jedoch sehr schnell zurückerobern konnte, ist dieses Signal nun als Fehlsignal zu interpretieren. Und ein Verkaufssignal, das sich als Fehlsignal herausstellt, ist wiederum ein starkes Kaufsignal und somit ist die Aktie kurzfristig sehr positiv zu sehen. Allerdings steht diese charttechnische Interpretation noch auf wackligen Beinen, denn die Indikatorenlage ist eher neutral. Zudem unterstützt zwar der GD38 bei ca. 12,50 Euro die Aktie, aber mit den GD90/100 bei ca. 13 Euro und dem GD200 bei 14 Euro warten auf dem Weg nach oben noch harte Widerstände. Schafft die Aktie jedoch den Durchbruch durch diese Widerstandszone, so eröffnet sich für die Aktie Kurspotential bis auf etwa 17 Euro.
Sentimentbetrachtung
Zur Betrachtung des Sentiments zur Epcos Aktie habe ich mal einen ganz neuen Chart mitgebracht, der neben dem Kursverlauf auch alle Kauf- und Verkaufempfehlungen enthält.
Chart der Epcos Aktie mit Kauf- und Verkaufsempfehlungen
Wie man dem Chart entnehmen kann, halten sich die positiven und negativen Einschätzungen der Epcos Aktie derzeit in etwa die Waage, wobei es zuletzt doch eher neutrale oder positive Statements von Analystenseite gab. Dies passt in das Bild, das auch die fundamentale und die charttechnische Analyse schon ergeben haben, nämlich ein uneinheitliches Bild.
Ergebnis der Analysen
Die Epcos Aktie ist fundamental eher günstig, zumal es sich hier um ein zukunftsträchtiges Unternehmen handelt. Charttechnisch aber sieht das Bild nicht mehr ganz so gut aus. So steht die Aktie gerade aktuell am Scheideweg; kann sie die Widerstandszone, die zwischen 13 Euro und 14 Euro liegt, nach oben durchstoßen, so ergibt sich erhebliches Aufwärtspotential. Fällt sie jedoch doch noch unter die 12 Euro zurück, so könnte es sogar in den einstelligen Bereich zurückgehen. Die Wahrscheinlichkeit des positiven Szenario liegt aktuell zwar leicht höher - ich würde sie auf 60% schätzen - aber das negative Szenario ist nicht ausgeschlossen. Und es wird auch einige Zeit dauern, bis die Widerstandszone zwischen 13 Euro und 14 Euro durchbrochen werden kann. Aufgrund dieser Tatsachen vergebe ich folgende Ratings für die Epcos Aktie: SHORT TERM BUY SPECULATIVE, Price Target: 14 Euro, LONG TERM STRONG BUY SPECULATIVE, Price Target: 17 Euro. Den Stopp würde ich bei 11,85 Euro und somit knapp unter der 12 Euro Marke platzieren. Somit bekommt man im Best Case eine Kurschance von fast 50% nach oben bei einem nur minimalen Risiko von etwa 5% nach unten hin.
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