Der neue DivDax hat Schönheitsfehler
Gute Idee, aber ...
Mit dem DivDax ist der Deutschen Börse ein guter, aber kein ausgezeichneter Wurf gelungen. Wohl kaum ein Thema ist derzeit an den Finanzmärkten so „in“ wie Dividenden.
DÜSSELDORF. Deshalb ist die Idee Klasse, aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) 15 Aktien herauszufiltern, deren Unternehmen die höchste Ausschüttung bieten. Doch das neue Instrument hat Schönheitsfehler, weil die Konstrukteure zu sehr an der Vergangenheit kleben.
Interessant ist der DivDax nicht nur für konservative Naturen, die lieber auf Dividenden als auf mögliche Kursgewinne setzen. In den vergangenen drei Jahren schnitt der DivDax – zurückgerechnet – um 20 Prozent besser ab als der Dax. Dieser verdankt 40 Prozent des Wertgewinns allein den Dividenden. Ohne die Ausschüttungen würde der deutsche Leitindex heute nicht bei knapp 4 400, sondern nur bei 3 000 Punkten notieren. Gestartet war der Index 1988 bei 1 000 Punkten.
Wen diese Entwicklung überzeugt, der kann natürlich alle 15 DivDax-Werte kaufen und die Zusammensetzung jedes Jahr im September aktualisieren, wenn die Deutsche Börse aufs Neue die besten Dividendenwerte sucht. Derzeit hätte der Anleger mit BASF, Bayer, Daimler-Chrysler, Deutscher Bank, Deutscher Post, Eon, Henkel, Linde, MAN, Metro, RWE, Schering, Thyssen-Krupp, Tui und Volkswagen alles Aktien im Depot, die fast drei Prozent Dividendenrendite oder mehr abwerfen. Spitzenreiter wie Daimler und Tui schütten mit gut vier Prozent sogar mehr aus, als Anleger mit einer zehn Jahre laufenden Staatsanleihe erzielen.
Einfacher ist es, ein Zertifikat auf den DivDax zu erwerben, das etliche Banken bereits unmittelbar nach Geburt des DivDax aufgelegt haben. In so einem Zertifikat sind Anteile aller 15 Aktien enthalten. Natürlich sollten es Performance-Zertifikate sein, damit auch tatsächlich die Dividenden mit einfließen. Auf dem Markt sind nämlich auch bereits entsprechende Kurszertifikate. In ihnen bleiben die üppigen Dividenden außen vor – und der Anleger profitiert nur von den Kursgewinnen. Selbst hier liegen die 15 besten Dividenden-Aktien in den letzten drei Jahren 15 Prozent besser als der Gesamt-Dax.
Noch attraktiver wäre der DivDax, wenn er auch tatsächlich die besten Dividendenwerte umfassen würde. Das ist leider nicht der Fall. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass die Deutsche Telekom fehlt. Immerhin zahlt diese nach zwei Nullrunden in den Vorjahren 62 Cent pro Aktie für das abgelaufene gute Geschäftsjahr 2004. Das ergibt bei einem derzeitigen Aktienkurs von 15,50 Euro eine Rendite von exakt vier Prozent. Damit ist die T-Aktie im Dax fast an der Spitze, und gerade deshalb räumen sehr viele Investmentstrategen dem lange gebeutelten Titel bessere Kursperspektiven ein als in den vergangenen Jahren.
Grund für die Abstinenz der Telekom sind die Kriterien für eine Aufnahme in den DivDax. Diese orientieren sich allein an der Vergangenheit. Das führt zu einem weiteren Kuriosum, wie Frank Schallenberger von der LBBW herausgefunden hat: Die Lufthansa zahlte 2001 und 2003 Dividende, 2002 und 2004 dagegen nicht. Demnach wäre die extrem zyklische Aktie immer dann im DivDax gewesen, wenn sie keine Ausschüttung leistete. Umgekehrt blieb sie in Dividenden-Jahren außen vor – wie übrigens auch jetzt. Im laufenden Jahr dürfte die Lufthansa ihre Anleger mit 30 Cent pro Aktie beglücken. Das ergibt eine Rendite von fast drei Prozent.
Fazit: Die Idee, einen Dividenden-Index zu schaffen, ist gut und längst überfällig. Nicht, weil Anleger derzeit auf Dividenden fliegen, sondern, weil sich Aktien mit einer hohen Dividendenrendite langfristig deutlich besser entwickeln. Doch auch mit einem Fonds, der nicht nur statisch und rückwärts gerichtet wie der DivDax agiert, sondern aktiv nach den lukrativsten Dividendenperlen Ausschau hält, sind Anleger gut und vielleicht sogar besser beraten – vorausgesetzt, die Fondsmanager haben ein glückliches Händchen.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 11. März 2005, 07:00 Uhr
...be invested Der Einsame Samariter
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