Es ist seitens der Politik wohlfeil, "den Russen" die galoppierende Inflation in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich ist die Inflation vor allem eine Folge der West-Sanktionen, die Waren verknappen, Energie verteuern und damit die Preise hochtreiben.
Weitgehend unbeachtet blieb bislang ein weiterer wichtiger Faktor: Viele Großkonzerne - vor allem aus dem Lebensmittelsektor - nutzen die Inflationswelle (die ja inzwischen auch "in den Köpfen" verankert ist), schamlos aus, um weitere Preiserhöhungen durchzudrücken, selbst wenn es dafür keine triftigen Gründe gibt. Es ist die gleiche Abzocke wie bei den Ölkonzernen.
Ein wichtiger Inflationstreiber ist daher Konzern-Gier!
Was wir hier sehen, sind die negative Exzesse der Doktrin "Freiheit statt Sozialismus". Ohne Kartellämter sind Großkonzerne in ihrer Gier kaum zu zähmen.
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"Reiten auf Inflationswelle" Chefs von Edeka und Rewe werfen Markenartiklern Inflations-Wucher vor
Noch nie waren die Gespräche mit ihren Lieferanten einfach. Doch unter dem Druck der Inflation eskalieren die Supermarktketten Rewe und Edeka nun vollends den Konflikt.
Edeka-Chef Markus Mosa (54) ist für emotionale Eruptionen genauso bekannt wie seine Branche für eine raue Gangart. Das gilt insbesondere für die Jahresgespräche, in denen Händler und Produzenten um Kosten, Preise und Konditionen ringen. In den vergangenen Monaten aber scheint die Sache aus dem Ruder zu laufen. Mosa jedenfalls ist so erzürnt über die von einigen Lebensmittelherstellern geforderten Preiserhöhungen, dass er gegenüber dem manager magazin über das "Geschäftsgebaren einiger international agierender Konzerne der Markenartikelindustrie" schimpft.
Zwischen einzelnen Markenartiklern und den großen Einzelhändlern, Mosa bestätigt es, ist ein erbitterter Preiskampf ausgebrochen. Produzenten wie Kellogg, Coca-Cola oder Lorenz Snack-World rufen enorme Preiserhöhungen auf und begründen das in der Regel mit den gestiegenen Preisen vor allem für Rohstoffe. Für Edeka, Rewe und Co. grenzt das an Wucher.
"Zahlreiche Konzerne versuchen, auf der aktuellen Inflationswelle mitzureiten", sagt Mosa. Er beobachte "immer häufiger unfaire Industriepraktiken". Viele Forderungen beruhten nicht auf echten Kostensteigerungen; es gehe darum, "Gewinnmargen nicht nur zu festigen, sondern diese sogar kontinuierlich auszubauen".
Beim Konkurrenten Rewe, Umsatz 76,5 Milliarden Euro, ist die Stimmung kaum besser. Einkäufer und Geschäftsführer Hans-Jürgen Moog (54) wirke zuletzt hochgradig nervös, heißt es in Köln. Coca-Cola etwa hatte vor nicht einmal einem Jahr höhere Preise gefordert und durchgesetzt; die neue Erhöhung vor Kurzem überraschte die Einkäufer. "Einige nationale und internationale Großkonzerne haben offenkundig die Kundenorientierung über ihren fast schon scham- und konzeptlos anmutenden Forderungen aus den Augen verloren", sagt Moog gegenüber dem manager magazin.
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