Alliierter Großangriff fortgesetzt Bagdad (dpa) - Amerikanische und britische Streitkräfte haben ihre Großoffensive am Samstagmorgen mit massiven Angriffen auf die Hauptstadt Bagdad fortgesetzt. Dabei seien Regierungsgebäude im Zentrum und Ziele im Umland zerstört worden, berichteten dpa- Korrespondenten. Der Kommandeur einer irakischen Heeres-Division ergab sich nach Angaben des Pentagons. Während alliierte Truppen ihren Vormarsch auf Bagdad fortsetzten, marschierten türkische Truppen in den Nordirak ein. Die Bundesregierung will nun nach Zeitungsberichten die deutsche Beteiligung an den AWACS-Aufklärungsflügen über der Türkei prüfen. Die dritte Angriffswelle hatte am Freitagabend mit einem schweren Angriff auf das Stadtzentrum Bagdads begonnen. «Es waren in kurzer Folge mehr als 30 starke Detonationen zu hören», sagte ein dpa- Korrespondent in Bagdad. Auch aus den Öl-Städten Kirkuk und Mosul im Norden des Irak und der südirakischen Region um Basra wurden heftige Luftangriffe gemeldet. Unterschiedliche Angaben gab es über die Situation der strategisch wichtige Stadt Umm Kasr im Südirak. Nach irakischer Darstellung ist die Stadt umkämpft, nach US-Berichten hingegen vollständig eingenommen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, es verlaufe alles nach Plan. «Wir marschieren auf Bagdad zu.» In der Zwischenzeit hat am Samstag Morgen ein Reporter des britischen Fernsehsenders BBC bestätigt, dass umn Umm Kasr weiterhin gekämpft werde. Nach einem Bericht der TV-Senders CNN Türk marschierten rund 1000 türkische Soldaten von den türkischen Provinzen Silopi und Hakkari in den Irak ein, offenkundig gegen den ausdrücklichen Wunsch Washingtons. Der türkische Außenminister Abdullah Gül sagte, die Truppen seien entsandt worden, um irakischen Flüchtlingen daran zu hindern, die türkische Grenze zu erreichen. Ein ungenanntes Mitglied des Sicherheitskabinetts hatte der «Leipziger Volkszeitung» (Samstag) zuvor mit Blick auf die deutschen AWACS-Besatzungen gesagt, mit dem Einmarsch wäre «die Grundlage unserer Beistandsleistung im NATO- Bündnis für die Türkei entfallen». Der Krieg hatte unter der Code-Bezeichnung «Operation irakische Freiheit» am Donnerstagmorgen um 3.33 Uhr MEZ begonnen. Die amerikanisch-britischen Einheiten feuerten am Freitag insgesamt 1000 Marschflugkörper unter anderem von Schiffen im Persischen Golf auf den Irak ab. Bei den Angriffen waren auch Langstreckenbomber vom Typ B-52 eingesetzt worden. Die Maschinen kehrten am Samstagmorgen wieder zu ihrem Stützpunkt im britischen Fairford zurück. Berichte über brennende Ölquellen bei Basra im Südirak sind nach Darstellung eines Korrespondenten des arabischen TV-Senders El Dschasira falsch. In Brand gesetzt worden sei jedoch ein mit Öl gefüllter Verteidigungsgraben, sagte er. Aus dem kurdischen Nordirak des Landes berichtete der Sender von amerikanischen Angriffen gegen Stellungen der Extremistengruppe Ansar el Islam in der Region nahe der iranischen Grenze. Der Irak warf UN-Generalsekretär Kofi Annan unterdessen vor, er habe den USA und Großbritannien den Weg für ihren Krieg geebnet. Mit dem Rückruf aller Inspekteure, humanitären UN-Mitarbeitern und Blauhelm-Soldaten aus dem Irak am Montag habe er die Invasion des Landes durch Amerikaner und Briten zwei Tage später ermöglicht, kritisierte der irakische UN-Botschafter Mohammed Aldouri am Freitag in New York. Ein UN-Sprecher kündigte Annans Reaktion für Samstag an. Hunderttausende Menschen hatten am Freitag erneut weltweit gegen den Krieg im Irak protestiert. Bei Ausschreitungen am Rande einer Demonstration in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa kamen drei Menschen ums Leben. Auch in mehreren anderen arabischen Staaten sowie in der Türkei kam es zu gewaltsamen Protesten. In Athen, Rom, Brüssel, New York und Toronto fanden Friedensmärsche statt. Für Samstag sind in Paris und London weitere Großkundgebungen geplant.
erschienen am 22.03.2003 um 09:06 Uhr
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