DJ Baywa holt sich Geld für Zukäufe bei Erneuerbaren Energien - FAZ MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Baywa AG hat zum ersten Mal am Kapitalmarkt ein Schuldscheindarlehen aufgelegt. Aus dem Mittelzufluss von 200 Mio EUR will der Agrarhandelskonzern die noch in diesem Jahr anvisierten Zukäufe im Bereich Erneuerbare Energien mit der Tochtergesellschaft Baywa r.e. finanzieren, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ - Donnerstagsausgabe) berichtet. "Ich erwarte, dass das Volumen des Schuldscheins fünffach überzeichnet sein wird", sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Josef Lutz der Zeitung. "Wir hatten nicht die geringsten Probleme, es zu platzieren." Ursprünglich wollte Baywa nur rund 100 Mio EUR mobilisieren. Das Münchener MDAX-Unternehmen sichert sich mit zwei Laufzeiten von fünf und sieben Jahren die derzeit niedrigen Zinsen. Zu den Konditionen sagte Lutz noch nichts. Vor allem Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen sind unter den Zeichnern, schreibt die Zeitung weiter. Die Platzierung soll Anfang Oktober erfolgen. Das Unternehmen, zu knapp 40% im Streubesitz, hat einen genossenschaftlichen Aktionärskern mit der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs AG (35,4%) und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest (25,02%). "Es gibt uns die Gelegenheit, schnell zu agieren und zu reagieren", sagte Lutz. "Wir haben die Akquisitionspipeline aufgemacht." In Großbritannien, Italien, Tschechien, Österreich sowie Deutschland hat Lutz konkrete Ziele ausgemacht. In den zurückliegenden Wochen seien bis zu zwölf "Due-Diligence-Teams" unterwegs gewesen, die die Übernahmekandidaten mit Blick auf Profitabilität, Solidität und Management geprüft hätten, so der Manager. Einen Automatismus gebe ist jedoch nicht: "Wir kaufen weiterhin sehr vorsichtig zu." Mittelfristig soll das noch junge Geschäft mit Erneuerbaren Energien wie Windkraft, Photovoltaik und Biogas rund 1 Mrd EUR Umsatz erreichen. Mit früheren Akquisitionen erreicht das Volumen in diesem Jahr mittlerweile etwa 450 Mio EUR. "Wann wir die 1 Mrd EUR Umsatz erreichen, kann ich nicht seriös sagen", sagte Lutz. "Aber wir haben Druck drauf; das zeigt ja allein schon, dass wir unsere M&A-Leute quer durch Europa schicken." Das Schuldscheindarlehen ist als neues Refinanzierungsinstrument ausschließlich für den Aufbau dieses Geschäftsfeldes gedacht. "Wir werden den Kapitalmarkt nicht weiter anzapfen", kündigte Lutz an. Die ebenfalls beabsichtigten Zukäufe in den Bereichen Agrar und Energie sollen durch den Barmittelzufluss sowie durch Erlöse aus Desinvestitionen finanziert werden, die in den vergangenen zwölf Monaten rund 100 Mio EUR erreichten. Neben Cashflow und Verkaufserlösen sieht Lutz weiteres Potential, um Finanzmittel zu mobilisieren: "In der Innenfinanzierung können wir noch vieles optimieren, wenn es etwa um Kapitalumschichtungen geht." Mit dem Ausbau der Baywa r.e. will sich das Unternehmen auch unabhängiger von den Preisschwankungen an den Getreidemärkten machen, die wegen des wachsenden spekulativen Elementes immer unberechenbarer werden und sich zwangsläufig auf das Ergebnis durchschlagen. Lutz schätzt, dass bis zu 70% der zurückliegenden Preiserhöhungen an den Rohstoffmärkten auf Spekulationen zurückzuführen sind, nicht auf Fakten wie Ernteerträge. Webseite: www.faz.net |