Komische deutsche Liebe für Verlierer-Aktien
Der deutsche Anleger ist ein eigentümliches Wesen. Wenn man schaut, welche Aktien ihm am meisten Freude machen und welche ihn am ehesten zu Engagements verleiten, dann fallen zu aller erst Namen wie Allianz, Münchner Rück, Telekom, Siemens oder DaimlerChrysler. Gleich danach folgen die Deutsche Bank und SAP, also durchweg Kandidaten, die auch vier Jahren nach den Hochpunkt des Dax so weit von den seinerzeit erreichten Kurshöhen entfernt, dass es noch ewige Zeiten dauern wird, bis bei ihnen wieder von neuen „Rekordhochs“ gesprochen wird.
Und dabei braucht man nicht einmal das Beispiel der T-Aktie bemühen, deren Rückkehr zu den Rekordkursen von mehr als 100 Euro möglicherweise auch von unseren Enkeln nicht mehr erlebt wird. Auch alle anderen Anlegerlieblinge notieren nach wie vor 50 Prozent und mehr unter den seinerzeit erzielten Kursen. Einzige Ausnahme unter den genannten ist die Deutsche Bank, die „nur“ 30 Prozent unter dem Top aus dem Jahr 2001 steht. Dabei geht es durchaus auch anders. Zum Beispiel bei BASF, die sich derzeit in blendender Verfassung befinden und die Kursdelle der vergangenen Baisse-Jahre längst ausgeglichen haben. Das Allzeit-Hoch bei 53,02 Euro aus dem Dezember 1999 ist in greifbare Nähe gerückt und wird möglicherweise exakt 5 Jahre später – wieder im Dezember - getoppt.
Dafür sprechen zumindest die durchweg begeisterten Reaktionen auf die Mitte des Monats vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal 2004, bei denen BASF trotz hoher Rohstoffpreise und schwachem Dollar mit kräftigen Zuwächsen bei Umsatz und Gewinn brillieren konnte. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 20 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro und das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis sprang sogar um 162 Prozent auf 1,054 Milliarden Euro nach oben. Und ein Ende der guten Konjunktur scheint noch nicht abzusehen, denn andere Chemie-Größen haben bereits signalisiert, das auch der Auftakt für das Jahresabschlussquartal sehr erfreulich verlaufen ist.
Um die positive Aussichten mit moderat riskanten Hebelprodukten noch ein wenig effektiver zu nutzen, kommen leicht im Geld liegende Call-Optionsscheine in Betracht, die bei einigen Emittenten auch mit Laufzeiten bis Dezember 2006 (!) angeboten werden. Das hat seinen Reiz, da damit für einen längeren Zeitraum das derzeit extrem niedrige Vola-Niveau ausgenutzt werden kann. Unter den defensiveren Varianten mit Basispreisen unter 50 Euro überzeugt beispielsweise ein von der Dresdner Bank angebotenes Call, dessen realer Hebel (Leverage) derzeit bei etwa 4,6 liegt (WKN: DR97NY). Unter den Scheinen mit nur minimal im Geld liegender Basis von 50 Euro werden bei HSBC Trinkaus (WKN: A0CS2L) und der UBS (WKN: A0CQMC) die geringsten Vola-Aufschläge angezeigt. raf
Gruss Ice
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