...erstaunt es kaum, dass auch der geplante Börsengang von Air Berlin bereits im Vorfeld von zahlreichen Nebengeräuschen begleitet ist. Die Grünen wettern gegen die Mehdorn-Personalie und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisiert die Altaktionäre, die nach Ansicht der Anlegerschützer einen zu hohen Anteil am IPO-Erlös kassieren wollen.
>> Piloten halten sich für unterbezahlt
Zusätzlicher Druck kommt vom fliegenden Personal, das lautstark bessere Arbeitsbedingungen fordert. Vor allem dieser Umstand dürfte Hunold äußerst ungelegen kommen, denn seinen Piloten ist es offenbar sehr ernst. In Internet-Foren werben sie beharrlich für einen Eintritt in der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), und mittlerweile sind laut VC mehr als ein Drittel der rund 500 Air-Berlin-Piloten der Organisation beigetreten.
Nach Angaben verschiedener Medien fordern die Mitarbeiter bessere Arbeitsbedingungen, einen Tarifvertrag und einen Betriebsrat. Außerdem kritisieren die Flugzeugführer, dass sie im Vergleich zu den Kollegen von vergleichbaren Airlines weniger Verdienst bei längeren Arbeitszeiten hätten und immer öfter unattraktive Kurzstreckenflüge übernehmen müssten. Bis zum 28. April bleiben nur wenige Tage, dann beginnt die Zeichnungsfrist, und dann muss auch die Preisspanne für das Bookbuilding-Verfahren feststehen, mit dem Air Berlin Aktien im Wert von schätzungsweise 700 bis 800 Millionen Euro platzieren will. Damit wäre die Airline nach Wacker Chemie die zweitgrößte deutsche Neuemission in diesem Jahr. Fachleute erwarten eine Zuteilung von bis zu 30 Prozent an private Investoren und (nach der Platzierung) einen Streubesitz-Anteil von rund 70 Prozent.
Um einen Gesamterlös von bis zu 800 Millionen Euro zu erreichen, wäre theoretisch ein Ausgabepreis zwischen 40 und 64 Euro je Aktie erforderlich. Da dies aber am Markt derzeit kaum durchsetzbar wäre, ist derzeit ein Aktiensplit im Gespräch, der die einzelnen Anteile optisch verbilligen würde.
>> Hohe Verluste im Geschäftsjahr 2005
Der Erlös aus der zum IPO geplanten Kapitalerhöhung soll nach jüngsten Bekundungen des Vorstands zur Hälfte in die Finanzierung der bereits bestellten Airbus-Flugzeuge A320 fließen. Ein interessantes Detail – bislang hatte es immer geheißen, die Finanzierung der Maschinen sei gesichert. Man darf davon ausgehen, dass einige Analysten zu diesem Thema bereits Fragen notiert haben.
Auch die Gewinnprognose für 2006 dürfte sie interessieren, zumal Air Berlin 2005 zum zweiten Mal in Folge einen Verlust melden musste. 116 Millionen Euro waren es (nach 2,9 Millionen Euro im Vorjahr), was vom Management mit Sonderbelastungen aus der Umstellung auf die internationalen Bilanzierungsregeln und mit den gestiegenen Treibstoffkosten erklärt wird. Für 2006 ist man wieder optimistisch, CEO Hunold verwies mehrfach auf eine Studie der Commerzbank, die einen Nettogewinn von 50 Millionen Euro erwartet. Dabei muss man allerdings bedenken, dass die Commerzbank nicht ganz unbefangen ist. Gemeinsam mit Morgan Stanley ist sie im Konsortium des Börsengangs vertreten.
Grundsätzlich steht Air Berlin als zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft nicht schlecht da. Nach Angaben des Unternehmens wurden im ersten Quartal 2006 8,5 Prozent mehr Gäste als im Vergleichszeitraum des Vorjahres befördert, und das, obwohl die üblicherweise umsatzstarke Ostersaison diesmal nicht ins erste Quartal fiel. Besonders hohe Zuwächse erzielten in Deutschland die Flughäfen Nürnberg (+ 24,3 Prozent), Paderborn (+24,5 Prozent) und Hannover (+ 12,7 Prozent), die Spitzenreiter im Ausland waren im ersten Quartal London-Stansted (+ 60 Prozent), Mailand-Bergamo (+ 42 Prozent), Valencia (+ 40 Prozent), Sevilla (+ 34 Prozent) und Alicante (+ 31,5 Prozent). Auch in Palma de Mallorca, wo Air Berlin längst absoluter Marktführer ist, ging es weiter nach oben. Hier meldete der Vorstand einen Zuwachs von 13,3 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen und der guten Positionierung des Unternehmens darf man davon ausgehen, dass die Emission mehrfach überzeichnet sein wird. Schon allein das macht die Platzierung für den Anleger interessant, da erfahrungsgemäß viele Marktteilnehmer die ersten Tage zum Kauf nutzen, wenn sie bei der Zuteilung kein Glück hatten. Insofern macht man vermutlich keinen Fehler, wenn man eine Zeichnungsorder aufgibt. Ob Air Berlin längerfristig eine gute Figur an der Börse macht, wird stark davon abhängen, wie die Entwicklung im heiß umkämpften Markt der Billigflieger weitergeht.. http://www.yeald.de/Yeald/a/43411/
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