Anleger sind derzeit bereit für US-Staatsanleihen eine reale Negativverzinsung in Kauf zu nehmen, d. h. die Marktteilnehmer gehen von einer Deflation aus. Die bevorstehenden Konjunkturprogramme und die Leitzinsherabsetzung auf nahezu null schwächen jedoch ganz erheblich den USD. Dies müsste eigentlich kurz oder lang zu einem Absturz der US-Anleihen führen, sobald sich die Angst vor einer Deflation gelegt hat. Es ist jedoch unklar, wann sich die Angst legt, denn in vielen Wirtschaftsbereichen (z. B. Automobilindustrie) bestehen Über- kapazitäten, die abgebaut werden müssen, also real Deflationsaussichten, nicht lediglich Preisrückgänge, die es darüber hinaus auch gibt, weil die Roh- stoffpreise gewaltig gesunken sind. Grundsätzlich können Überkapazitäten (Automobil-, Bau-, Immobilien-, Bank-, Airlines-, Einzelhandels-Sektor) nicht durch Geldflutung und Leitzinssenkung abgebaut werden, sondern im Gegenteil die notwendige Anpassung wird durch diese Maßnahmen verzögert. Anders zu beurteilen sind Konjunkturpro- gramme beispielsweise zur Förderung alternativer Energiegewinnung und für Infrastrukturmaßnahmen. Sie könnten dazu dienen, die Schrumpfung der Wirtschaft zu kompensieren. Denkbar ist auch eine exzessive Einwande- rungspolitik, die dazu führen könnte, dass der Verfall der Immobilienpreise gestoppt werden könnte. Möglicherweise schlagen Geldflutung und Leit- zinssenkung endlich auch auf die Hypothekenzinsen durch, sodass sich auch insoweit eine gewisse Entlastung für den Immobilienmarkt ergibt.
Es ist also nicht sicher, dass es tatsächlich zu einer Deflation kommt. Allerdings scheint mir der Deflationsbegriff in der Presse z. T. missver- ständlich gebraucht, indem gegen die Deflation argumentiert wird und dabei sich bezogen wird auf eine weiterhin bestehende Inflations- rate von über 1 % auch im kommenden Jahr. Ähnlich scheint mir die Sichtweise der Fed, die durch Geldflutung vor allem die sinkenden Preise zu bekämpfen scheint. Der notwendige Abbau von Überkapa- zitäten kann dadurch auf lange Sicht nicht verhindert werden. Um in der jetzigen Situation über Geldflutung tatsächlich eine künstliche Nachfrage zu schaffen sind wegen der jetzigen Bewusstseinslage der US-Amerikaner gewaltige Mengen an Kapital notwendig. Diese gewaltigen Mengen könnten bei einem tatsächlichen Greifen der Maßnahmen sehr inflationär wirken.
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