FOKUS 2-Infineon erwartet baldigen Anstieg der Speicherpreise
(Neu: Aktie, Schumacher in PK)
München, 22. Sep (Reuters) - Der Münchener Chip-Hersteller Infineon hat nach der langen Flaute in seiner Hauptumsatzsparte den Optimismus wieder entdeckt und rechnet in den nächsten Wochen mit steigenden Preisen bei Speicherchips. In Erwartung weiter sinkender Produktionskosten und einer Belebung der gesamten Halbleiterbranche bekräftigte der Konzern sein Ziel, im laufenden Quartal wieder schwarze Zahlen zu schreiben.
"Wir sehen derzeit eine starke und stabile Nachfrage, aber keine richtige Preiserholung. Wir erwarten das für die nächsten Wochen", sagte Infineon-Marketingchef Peter Bauer am Montag auf einer Investorenveranstaltung in München. Finanzvorstand Peter Fischl ergänzte, er halte für das am 30. September endende Schlussquartal des Geschäftsjahres 2002/2003 einen Nettogewinn für wahrscheinlich. Diese Aussage gelte auch ohne die Berücksichtigung von Sondereffekten - beispielsweise Erlösen aus dem Verkauf von Aktien des ehemaligen Joint Ventures ProMos . "Wir sind gut unterwegs", resümierte er.
Die Infineon-Aktie fiel bis zum Nachmittag fast fünf Prozent auf 12,38 Euro, was Händler hauptsächlich mit Gewinnmitnahmen und der Entwicklung des Gesamtmarktes begründeten. Der Deutsche Aktienindex DAX notierte knapp drei Prozent tiefer.
KEINE PLÄNE FÜR DIE BEGABE EINER ANLEIHE
Haupttreiber für die steigenden DRAM-Preise in der nahen Zukunft wird Bauer zufolge vor allem die Nachfrage nach PCs sein, in denen ein wesentlicher Teil der weltweit produzierten Speicherchips eingesetzt wird. Infineon warte darauf, dass das Geschäft um den US-Feiertag Thanks Giving (Erntedankfest) und im Weihnachtsgeschäft anziehe, sagte er. Der weltweit sechstgrößte Chiphersteller macht rund 40 Prozent seiner Umsätze mit den DRAMs, die in den letzten drei Jahren unter einem erheblichen Preisdruck litten.
Vorstand Andreas von Zitzewitz kündigte an, innerhalb der nächsten zwölf Monate die internen Herstellungskosten für DRAMs um weitere 30 Prozent zu senken. Allerdings könne Infineon keine Aussagen über die Kosten von Speicherchips aus Zuliefer-Partnerschaften machen, da diese von der gesamten Branchen- und Preisentwicklung abhingen. Der Konzern hat sich vor allem in Asien eine Reihe von Joint Ventures und Kooperation aufgebaut, um den eigenen Kapitaleinsatz zu reduzieren. Per Ende September 2002 sieht Infineon die Vollkosten für ein 256-Megabit-Chipäquivalent - eine rechnerische Durchschnittsgröße - bei 4,50 (Q3: 4,90) US-Dollar.
Mit Blick auf die 2,5 Milliarden Euro Liquiditätsbestand sagte Konzernchef Ulrich Schumacher, es gebe hierfür "eine Menge sinnvoller Verwendungsmöglichkeiten". So sei etwa ein Einsatz für Zukäufe oder den Erwerb neuer Technologien ebenso denkbar wie die Ausschüttung einer Dividende, sollte dies zu einem gängigen Phänomen in der Halbleiterbranche werden. Fischl zufolge denkt Infineon derzeit nicht über die Begabe einer Anleihe nach: "Im Moment sehe ich das nicht." Der Konzern sei finanziell gut gerüstet.
HALBLEITERMARKT SOLL 2005 UM 25 PROZENT WACHSEN
Auch für den globalen Halbleitermarkt gab sich der weltweit sechstgrößte Chiphersteller zuversichtlich. Für das laufende Jahr rechne er mit einem Wachstum der weltweiten Halbleiterbranche um elf Prozent auf 156 Milliarden US-Dollar, sagte Dieter May, Vizechef der Infineon-Unternehmensstrategie. 2004 sei dann sogar eine Steigerungsrate von 18 Prozent auf 184 Milliarden US-Dollar möglich, womit sich Infineon noch am unteren Rand der Prognosen der Forschungsinstitute bewege. 2005 werde der Aufschwung in der Branche mit einem Wachstum von rund 25 Prozent einen Höhepunkt erreichen. Im Folgejahr sei dann mit einem leichten Rückgang des Marktvolumens zu rechen - dieser werde aber keinesfalls so drastisch wie im letzten Zyklus ausfallen.
hgn/bub
Quelle: REUTERS
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