Seit den Wahlen im Herbst hab ich Euch nicht so entzweit gesehen, wie in im Vorfeld und den Tagen dieses Krieges, der sich augenscheinlich dem Ende neigt. Manche präsentieren sich im Siegergefühl und mit Triumpfgeheul, verhöhnen gar einen Mann wie Peter Scholl-Latour, weil er mit seinen düsteren Prognosen unrecht zu haben scheint. Wir wissen aber alle noch nicht, was noch bevorsteht und so mancher hat dabei kein gutes Gefühl. Auch ich nicht. Wahrscheinlich Zehntausende Menschen haben diesen Krieg bereits hinter sich. Und ihr Leben. Ihnen kann es egal sein, ob man ihr Land von seinem Diktator oder von seinen Bodenschätzen befreien wollte. Auch die Verstümmelten und Verwundeten in den überfüllten Krankenhäusern und ihre Angehörigen haben andere Sorgen, als die Frage, welche Rolle die UNO im Irak einnehmen darf oder auch nicht. Es wäre diesem geschundenen Volk zu gönnen, dass es künftig in Frieden leben kann, auch wenn ob den wahren Intentionen der "Befreier" Skepsis angebracht erscheint. Wird die Freiheit, die sie zu bringen behaupten, nicht vieleicht irgendwann in einer Diktatur enden? Einer Diktatur über die ganze Welt? Schon wird darüber spekuliert, welcher Staat als nächstes befreit und entwaffnet werden muss, so dass wir wohl bald weitere Kriege sehen werden. Kriege, in denen die mächtigen Vereinigten Staaten wieder ihre waffentechnische Überlegenheit ausspielen und aus sicherer Höhe Bomben auf Wehrlose werden hageln lassen. Bomben für den Frieden.. Die eigenen Verluste an Menschenleben sind dank dieser Überlegenheit zahlenmäßig zu gering, um diesen Präsidenten von weiteren "Siegen" abhalten zu können, übersteigt doch die Zahl der getöteten amerikanischen Soldaten die Anzahl der umgekommenen Reporter gerade mal um einen Faktor von zehn.
Was können wir tun? Wir werden weiterhin machtlos zusehen und uns begnügen, unsere Ablehnung und unseren Protest zu äußern. Wobei wir selbst hierin nicht einer Meinung sind, wie die letzten Wochen gezeigt haben. Als tröstlich empfand ich in diesen Tagen, dass wir in einem Land leben, dass sich der Komplizenschaft zumindest weitgehend verweigert hat, auch wenn man ansonsten über die Leistungen unserer weltlichen Führung durchaus geteilter Ansicht sein kann.
Auch wenn der Friede nahe scheint, welcher so unnötig verloren wurde, Freude will auch heute bei mir nicht aufkommen..
DHSME P13
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