Hertha taumelt, Bosse gestehen Fehler Und Funkel glaubt an Wunder von Stefan Giannakoulis Friedhelm Funkel glaubt an Wunder. Und das ist auch gut so. Denn Friedhelm Funkel ist Trainer von Hertha BSC. Die Berliner stehen auf dem letzten Platz der Fußball-Bundesliga. Nicht zu fassen: Berlins Maximilian Nicu nach dem dritten Gegentreffer am Samstag. (Foto: dpa) Fünf Punkte haben sie aus 14 Spielen geholt. Drei am ersten Spieltag, als der Trainer noch Lucien Favre hieß und Hannover 96 sich mit 1:0 besiegen ließ, zwei aus den sieben Spielen unter Friedhelm Funkel, ein Unentschieden gegen Wolfsburg (0:0) und eins in Stuttgart (1:1). Das ist nicht wirklich gut. Und so sagt Friedhelm Funkel: "Wunder geschehen immer wieder." Auch in Berlin? Die immerhin noch 48.253 Zuschauer, die sich am Samstag das Elend bei der 1:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt ansehen mussten, glauben das gewiss nicht. Ein Sieg, elf Niederlagen, zwei Unentschieden – das ist genau ein Unentschieden mehr als Tasmania Berlin vor 44 Jahren nach 14 Spieltagen vorzuweisen hatte. Noch ist Tasmania der schlechteste Klub, der bisher in der Bundesliga spielte. Aber die Herthaner sind ihm hart auf den Fersen. Ältere Herren, die Skat spielen "Wunder geschehen immer wieder": Friedhelm Funkel. (Foto: dpa) Das macht es leicht, sich über Hertha BSC lustig zu machen. Die "Süddeutsche Zeitung" tut das, indem sie sich in einer sehr guten Kolumne sehr ausführlich darüber auslässt, dass Häme fehl am Platze sei. Der Berliner "Tagesspiegel" tut es, indem er dran erinnert, dass Tasmania 1965 eher zufällig in die Bundesliga gekommen war und die Mannschaft zur Hälfte aus älteren Herren bestand, die halbtags arbeiteten, abends auf einem Schlackeplatz trainierten und danach in der Kneipe Skat spielten. Hertha BSC aber ist ein Millionenunternehmen mit Profis aus der ganzen Welt, die in der vergangenen Saison beinahe Deutscher Meister geworden wären. Nur: Wie konnte es so weit kommen? Der Schluss liegt nahe, dass die, die den Verein leiten, Fehler gemacht haben. Präsident Werner Gegenbauer hat sich jetzt vorsichtig vorgewagt: "Wir haben unterschätzt, wie schwierig die Bewältigung einer Krise mit drei, vier oder fünf Niederlagen für die Mannschaft ist." Und Aufsichtsratschef Bernd Schiphorst, einst selbst Präsident, sprach im "Tagesspiegel" von einer "Fehleinschätzung", so großes Vertrauen in die Personalpolitik von Favre gehabt zu haben. Zwar wies er auf "ein sehr eingeschränktes Budget" hin, das Hertha vor dieser Saison zur Verfügung gestanden hatte, um die Abgänge von Josip Simunic, Marko Pantelic und Andrej Woronin auszugleichen. "Dass dies dann nicht in derselben Qualität möglich ist, war zu befürchten", erklärte Schiphorst, räumte gleichzeitig eine kollektive Schuld der Führungsriege ein: "Aber wahrscheinlich haben wir es falsch eingeschätzt, allesamt." Nächste Gegner? Schalke! Leverkusen! Bayern! Das ist eine durchaus scharfsinnige Analyse. Doch was hilft das, wenn die Spieler ebenso hilflos wie scheinbar unaufhaltsam in Richtung zweiter Liga taumeln? Besserung ist nicht in Sicht. Die nächsten drei Gegner heißen FC Schalke 04, Bayer Leverkusen und FC Bayern München. Hoch werden die Berliner diese Spiele jedenfalls nicht gewinnen. Bleibt nur die Hoffnung auf ein Wunder. Friedhelm Funkel sagt: "Wer einmal auf dem Boden liegt, kann nur versuchen, wieder aufzustehen."
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