aber lies dir mal in ruhe diese aktuellen berichte / interviews an... gruß
Interview mit Oracle Europa-Chef Sergio Giacoletto
Oracle-Europa-Chef über die Branche
Wie schätzen Sie die Lage der Softwarebranche derzeit ein?
Die letzten Quartale waren für uns schwierig. Aber das waren sie für alle anderen Unternehmen der Branche auch. Wenn ich einmal Europa in den Mittelpunkt stelle, ist das Wachstum im IT-Geschäft innerhalb der vergangenen zwölf Monate weitgehend abgeflacht oder teilweise negativ geworden.
Hat das ausschließlich konjukturelle Gründe? Oder hat sich für viele Kunden der erhoffte Nutzen ihrer IT-Investitionen nicht erfüllt?
Für den Rückgang gibt es mehrere Gründe. Einer ist sicherlich, dass Unternehmen in den letzten Jahren aufgrund externer Faktoren überdurchschnittlich viel in Informationstechnologie investiert haben. Dazu gehörte die Vorbereitung auf das Jahr 2000, der Ausbau der GSM-Netze durch die Mobilfunkanbieter. Zusätzlich heizten traditionelle Unternehmen die Nachfrage an, weil sie Panik bekamen, den Einstieg ins E-Business zu verpassen. Wir haben von all diesen Entwicklungen durch ein enormes Wachstum profitiert. Doch zum größten Teil sind diese Investitionen inzwischen zurückgefahren worden. Und neue Projekte wurden werden der Konjunktur teilweise verschoben.
In welchen Branchen gab es besonders harte Schnitte?
Wir hatten in den Jahren 1999 und 2000 erhebliche Zuwächse bei Telekom-Unternehmen und Netzausrüstern. Deren Investitionen sind stark zurückgegangen. Dafür wachsen wir derzeit im Bereich der öffentlichen Verwaltungen. Behörden sind gerade dabei unsere Top-Abnehmer-Sektor zu werden.
Die öffentlichen Kassen sind nicht so gut gefüllt, wie die der Unternehmen vor zwei Jahren. Kann der öffentliche Sektor langfristig die Ausfälle der Industriekunden kompensieren?
Es gibt im öffentlichen Bereich für die Softwareindustrie eine ganze Menge zu tun. Denken wir nur einmal an die enorme Zahl von Kommunalverwaltungen, den Gesundheitssektor, national Regierungsbehörden oder die Europäische Union. In all diesen Verwaltungen wird die Steigerung der Effizienz zu einem großen Thema werden. Und was uns im öffentlichen Sektor in Europa sehr entgegen kommt, ist die Neigung zum Einsatz der Betriebssysteme Unix und Linux.
Warum soll das für Oracle ein Vorteil sein ?
Weil Oracle der führende Anbieter von Datenbanksystem unter den Betriebsystemen Unix und Linux ist.
Hat Ihnen im Datenbankgeschäft nicht im vergangen Jahr IBMden Spitzenrang abgelaufen?
Diese Aussagen beruhen auf einer Studie des Marktforschers Gartner. Wir kennen Studien anderer Marktforscher, die zu einem anderen Ergebnis kommen. In den IBM-Zahlen stecken alle möglichen Arten von Datenbanksystemen, inklusive der Kunden des Herstellers Informix, den IBMübernommen hat. Im Wachstumsmarkt Unix und Linux liegen wir weiterhin ganz klar vor IBM.Die laufenden Verhandlungen mit Kunden geben keinen Anlass, uns über einen Verlust von Marktanteilen Gedanken zu machen. Im Gegenteil: Wir gewinnen sogar aus dem Kundenstamm von Informix neue Kunden dazu.
Sie sehen sich trotz anders lautender Studien als der führende Anbieter von Datenbanksoftware?
Auf jeden Fall. Wir haben im Unix-Umfeld einen Marktanteil von über 60 % Und das ist der Markt, in dem in Zukunft mit Wachstum zu rechnen ist. Es mag sein, dass IBMauf Basis der Verkaufszahlen des vergangen Jahres ein paar Lizenzen mehr verkauft hat. Wenn sie aber die Verkaufszahlen der letzten 20 Jahre zu Grunde legen, erscheint ein solcher Vergleich geradezu lächerlich.
Dann lässt sie die Aufholjagd der Konkurrenz kalt?
Nein, wir beobachten das sehr genau. Denn unbestritten erleichtern neue Kunden im Datenbankgeschäft auch das Wachstum in anderen Bereichen wie Anwendungsprogramme oder Software für den Betrieb komplexer E-Business-Systeme. So legte der Umsatz mit dem Oracle Application Server 9i - eine Infrastruktur-Software, die Geschäftsprozesse über die Grenzen unterschiedlicher Programme und Datenbanken möglich macht - im vergangen Jahr um 35 % zu. In einem für die Softwarebranche ohnehin schlechten Jahr ist das ein beachtliches Ergebnis.
Im Verhältnis zu Datenbanken und Anwendungen ist das allerdings ein kleiner Geschäftsbereich von Oracle...
In drei bis vier Jahren werden Application Server ein Markt mit einem Volumen von weltweit 20 Milliarden Dollar sein. Es müsste uns mit Leichtigkeit gelingen unseren heutigen Marktanteil von rund 10% zu halten oder weiter auszubauen. Das bedeutet ein Potenzial von 2Mrd. Dollar allein für unser Unternehmen.
Damit kommt Oracle neben dem Datenbankgeschäft IBM auf einem weiteren Softwaremarkt in die Quere. Wer wird künftig der größte Konkurrent sein? IBM, Microsoft oder SAP?
Im Datenbankgeschäft und bei der Application-Server-Technologie sind IBM und Microsoft die größten Konkurrenten. Bei Unternehmens-Programmen hätte ich vor sechs Monaten noch SAP als schärfsten Konkurrenten der Zukunft genannt. Doch durch die Übernahme der Softwarehäuser Great Plains und Navision hat Microsoft den Einstieg in den Markt für Unternehmenssoftware begonnen. Diese Entscheidung könnte das Marktgefüge im Bereich von Unternehmensanwendungen noch durcheinander wirbeln. Zumal bisher erfolgreiche Anbieter wie Siebel, Peoplesoft und I2 jetzt ins Straucheln geraten sind.
Wird Microsoft ihrer Meinung nach weitere Softwareanbieter im Bereich Unternehmenssoftware übernehmen?
Ich denke ja. Doch scheint sich Microsoft entschlossen zu haben, den Markt für Unternehmenssoftware von unten – also über Produkte für kleine und mittlere Unternehmen –aufzurollen. Im Bereich der größeren Mittelständler werden sich Oracle, SAPund Microsoft als Konkurrenten gegenüberstehen. Weniger Konkurrenz sehe ich im Segment der ganz kleinen Unternehmen. Denn weder unsere Produkte, noch die von SAP,sind nach unten beliebig skalierbar.
Ihr Chef Larry Ellison hat angekündigt, dass im Jahr 2005 die Hälfte des Oracle-Umsatzes aus dem Anwendungsgeschäft kommen wird. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei weniger als 25%, Tendenz sinkend. Ist diese Prognose noch zu halten?
Als wir diese Zahl nannten, konnten wir nicht ahnen, wie stark der Markt für Application Server wachsen würde. Und das ist ein Bereich in dem wir uns künftig noch stärker engagieren werden. Daher kann ich für die genannten Prozentzahlen aus heutiger Sicht nicht mehr meine Hand ins Feuer legen.
Halten Sie es für denkbar, dass sich Oracle irgendwann ganz aus dem Bereich Anwendungssoftware zurückzieht und diesen Markt SAPund Microsoft überlässt?
Wir setzen mit Anwendungssoftware für Unternehmen rund 2 Milliarden Dollar pro Jahr um und sind nach SAP der zweitgrößte Anbieter in diesem Bereich. Anwendungssoftware bleibt ein Kernbereich von Oracle, den wir niemals aufgeben werden.
Die Prognosen für das nächste Geschäftsjahr klingen recht verhalten. Rechnen Sie auch für nächste Jahr nicht mit einer Besserung der Lage?
Ich bin der Meinung, dass sich die gesamte IT-Industrie in einer Phase der Konsolidierung befindet, die vielleicht noch zwei, vielleicht auch noch drei Jahre dauern kann. Zunächst einmal müssen die Technologien, die in den vergangen Jahren in rasanter Geschwindigkeit entwickelt wurden, vom Markt aufgenommen werden. Es muss noch eine ganze Menge Arbeit in den Aufbau der Infrastruktur für wirklich digitale Geschäftsprozesse gesteckt werden. Viele IT-System von Unternehmen sind noch weit davon entfernt über das Internet Daten auszutauschen. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird die nächste E-Business-Welle anrollen.
Was macht Sie da so sicher?
Die Ausbreitung neuer Technologien lassen historisch belegt immer in mehrere Phasen unterteilen. Am Anfang einer neuen Technologie steht eine Phase der rasanten Entwicklung von Produkten. Danach folgt die Phase der Konsolidierung unter einer großen Zahl von Anbietern. In dieser Phase befinden wird uns jetzt. Erst danach folgte die massenhafte Verbreitung der – dann ausgereiften – Technologie.
Quelle: Handelsblatt
HANDELSBLATT, Freitag, 21. Juni 2002, 09:37 Uhr
Für SAP wird das Geschäft mühsamer
Der Wind, der dem Walldorfer Softwarekonzern SAP entgegen bläst, wird schärfer, das Geschäft mühsamer: Sinkende Umsätze mit Softwarelizenzen, die bisher das große Geld brachten, aber wenig Aufwand kosteten.
rtr WALLDORF. Weniger große Vertragsabschlüsse, zugleich aber weniger Personal, um kleinere Kunden zu beackern. Rund 600 Mitarbeiter könnte SAP noch vor dem Jahresende von der Lohnliste streichen, wenn die Fluktuation in dem Maß weitergeht wie bisher. Ihre Stellen sollen frei bleiben, hat Co-Vorstandssprecher Hasso Plattner angekündigt. Ein "Sturm" sei es, den SAP bestehen müsse, beschrieb er in einem Nebensatz die Lage.
"Fürchterlich" sei das Ergebnis bei den Lizenzumsätzen in den vergangenen drei Monaten, sagte Analyst Derek Browon von SG Cowen Securities in London. 496 Mill. € erreichte SAP aus dem Software-Verkauf noch, mit 553 Mill. € hatten Analysten im Mittel gerechnet, 646 Mill. € waren es im gleichen Quartal des vergangenen Jahres. Das sei ein Zeichen dafür, dass der Markt für betriebswirtschaftliche Software sich nicht so rasch erholen werde, sagte Morgan-Stanley-Analyst Chuck Phillips. "Ich weiß nicht, wie SAP weiter gegen den Strom schwimmen will", fügte er hinzu.
Dass es den Konkurrenten wie Siebel oder Oracle nach eigenem Bekunden nicht besser geht, auch wenn SAP mit seiner Warnung diesmal vorpreschte, ist den Analysten nur ein schwacher Trost. Vor allem das Klima am europäischen Markt habe sich seit Anfang April sukzessive eingetrübt, berichtet Phillips von Gesprächen mit den Unternehmen.
Zwei Millionen hier, zwei Millionen da
Auch SAP-Co-Chef Henning Kagermann sieht den Markt jetzt mit anderen Augen: Die Kunden investierten vorsichtiger und nur mehr Schritt für Schritt. "Dieses Kaufverhalten sehen wir nun als beständiges Merkmal unseres Marktes an", sagte Kagermann. Zwei Mill. hier, zwei Mill. später - statt des Gesamtpaketes für zehn Millionen, beschreibt ein Mitarbeiter die Situation. Diese Beschreibung lässt auch die Analysten zweifeln, dass das Jahres-Endgeschäft in diesem Jahr läuft wie bisher gewohnt. 45 % des Konzernumsatzes entfielen im vierten Quartal 2001 auf Software, weil die Unternehmen ihre Budgets ausschöpften. Während des Jahres machen die Lizenzen 25 % vom Umsatz aus.
In der Konjunkturflaute werden nicht ausgegebene Beträge für Software eher gestrichen. Eine Herausforderung für den Vertrieb von SAP, die Ausgaben vorher abzuschöpfen. In den Kernmärkten - Deutschland, Österreich und Schweiz - gelingt das dem Vernehmen nach bereits, in Schlüsselregionen wie den USA weniger. Deshalb auch hat der erfolgreiche Europa-Vertriebschef Leo Apotheker im Juni auch in Amerika die Verantwortung übernommen.
Mitarbeiterzahl soll um 600 abschmelzen
Bei den verstärkten Anstrengungen muss er allerdings künftig mit weniger Personal auskommen. Hatte SAP im vergangenen Quartal noch 200 Mitarbeiter eingestellt, könnte ihre Zahl von weltweit 29 350 Ende Juni durch den verhängten Einstellungsstopp bis zum Jahresende um 600 abschmelzen. Plattner setzt dabei allein auf natürliche Fluktuation, die zuletzt bei 4,1 % lag.
Wett machen will SAP die rückläufigen Lizenzumsätze mit dem Beratungsgeschäft. Das allerdings ist auch personalintensiv und verspricht geringere Renditen. Analysten glauben erste Erfolge des Sparkurses schon jetzt zu erkennen. "Die Margen waren nicht schlimmer als gedacht", sagte Alla Gorelova von Sal. Oppenheim. "Mich würde es nicht wundern, wenn SAP die 21 % (Rendite) schaffte."
Das Festhalten an dem Renditeziel bedeutet freilich unter dem Strich weniger Gewinn, weil SAP sein Umsatzziel reduziert hat: Bei einer Umsatzsteigerung um fünf Prozent kommen am Ende des Jahres operativ nur 1,62 Mrd. € heraus statt 1,77 Mrd. €, bei zehn Prozent Wachstum wären es 1,70 Mrd. €.
Commerce One wenigstens braucht SAP-Finanzvorstand Werner Brandt künftig kein Kopfzerbrechen mehr zu machen. Bis auf einen Restbuchwert von 22 Mill. € hat der Konzern die 20-Prozent-Beteiligung an dem Anbieter von Internet-Marktplätzen abgeschrieben. Nach Angaben eines Sprechers beschränkt sich auch die Verbuchung anteiliger Verluste bei Commerce One - das waren in den ersten sechs Monaten nach Analystenberechnungen über 100 Mill. € - künftig auf maximal diesen Betrag. Dass auch am Jahresende bei SAP wie nach den ersten sechs Monaten rote Zahlen stehen, ist damit nicht zu befürchten.
HANDELSBLATT, Freitag, 12. Juli 2002, 16:25 Uhr
denkst du wirklich, in zukunft werden sich die anderen nicht auch ein stück vom kuchen krallen wollen? sap ist untr druck, sonst wär eauch nie eine umsatzwarnung rausgeben worden. das hatten die wohl selbst nie für möglich gehalten und deshalb lange gewartet. sap wird m. m. nach noch einigemale geshortet, in der nächsten zeit.
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