Russland stolpert weiter über Yukos-Affäre, Yukos minus 3,7% [29.10.2003 - 10:28]
">Den ganzen Sommer hatten sich die Investoren erstaunlich robust gegenüber dem Konflikt zwischen Kreml und Oligarchie gezeigt, seit dem Wochenende aber scheint das Fass endgültig übergelaufen und die Anleger strömen entnervt davon. Sorgten gestern noch unerschütterliche Schnäppchenjäger für eine kurzfristige Erholung, ging es heute panisch weiter und die Yukos-Affäre trieb den RTS Index in Moskau gab 2,26 Prozent auf 540,67 Punkte, während der RTX Index in Wien schloss 1,87 Prozent niedriger auf 962,10 Stellen.
Indes scheint Putin wirklich komplett mit allen Anhängern der Opposition aufräumen zu wollen und Michail Chodorkowskij, der sich bislang nur in der Gesellschaft von „Mitsträfling“ und Finanzmanager seines Ölkonzerns Platon Lebedew wusste, kann unter Umständen bald den Yukos (878618)-Aktionär Wasili Schachnowski, der 4,5 Prozent hält, in der Zelle begrüßen. Das US-Außenministerium äußerte sich indes besorgt. Es bestehe der Verdacht, dass in Russland „das Recht selektiv angewendet wird“, hieß es. Die Gespräche zwischen dem russischen Konzern sowie Exxon Mobil (852549) und Chevron (852552) sind nach der Verhaftung Chodorkowskijs vorübergehend ausgesetzt worden, was den Kreml unter Druck setzt.
Der russische Premier Michail Kasjanow kündigte währenddessen im Hinblick auf den Kurssturz an den russischen Börsen ein Einschreiten der Regierung an. Präsident Putin hatte bereits am Montag versucht, die Panik der Investoren einzudämmen. Eine Revision der Privatisierung großer Staatsunternehmen sei nicht zu erwarten Nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's hat all dies keinen Einfluss auf das Rating von Yukos. In Russland blieben politische und juristische Strukturen häufig undurchschaubar und unvorhersehbar. Dieses Risiko sei bereits in die Wertung eingegangen. Analyst Christopfer Granville aber betonte dennoch, dass sich eine politische Krise abzeichne, die das Wirtschaftswachstum sowie neue Investitionen untergraben könnte. Auch Fitch meldete sich zu Wort: Sollte nämlich die Affäre auf andere Gesellschaften übergreifen, zu einem Kapitalabfluss führen und die Investitionen in einem Maße senken, dass die fiskalische und wirtschaftliche Lage bedroht sei, werde man die Einschätzung natürlich neu prüfen. Fitch bewertet die Bonität des Landes aktuell mit „BB+“ bei stabilem Ausblick. S&P hält das Rating bei „BB“ mit stabilem Ausblick.
Bei Yukos (878618) wird nun versucht business as usual zu betreiben und so wurde der Amerikaner Steven Theede, der bisherige Chief Operational Officer, zum neuen Chef des Ölkonzerns ernannt. Ein amerikanischer Staatsbürger kann zumindest nicht so schnell in die Fänge der russischen Strafverfolgungsbehörden geraten. Die Aktie gab 3,7% auf 45,55 Euro ab.
Dem russischen Ölkonzern LUKoil (899954) indes wurde ein Konsortialkredit in Höhe von 750 Mio. US$ in zwei Tranchen zur Ablösung bestehender Verbindlichkeiten und zum Teil für Investitionen in Export und Ölförderung zur Verfügung gestellt. Eine Tranche von 450 Mio. US$ habe eine Laufzeit von fünf Jahren, die mit 200 Basispunkten über dem Libor verzinst werde, eine zweite Tranche über 300 Mio. US$ laufe über sieben Jahre zu einem Zinssatz von 250 Basispunkten über dem Libor. Der Kredit wurde von ABN Amro und Citigroup arrangiert. LUKoil (899954) verlor 1,36% auf 72,50 Euro. Sibneft (920856) brach 3,57% auf 20,85 Euro ein.
Monopolist Gazprom (903276) fiel 2,83% auf 20,60 Euro. Als positiver Wert fiel heute Mosenergo (899416) auf, der 0,83% auf 6,10 Euro stieg.
Auch Russlands größter Mobilfunk-Anbieter Mobile Telesystems (501757) hat einen neuen CEO und berief Wassily Sidorow zum Nachfolger von Michail Smirnov. Ziel des neuen Chefs sei vor allem die Rückeroberung der Marktführerschaft im Großraum Moskau, die bereits vor geraumer Zeit an Konkurrent Vimpel Com. Abgetreten werden musste. Auch die Expansion in die russischen Regionen sowie in die Staaten der GUS soll weiter forciert werden. Das Papier gewann 0,72% auf 70 Euro.
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