Silber-Discount eröffnet Chancen bei Marktberuhigung
Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger, ZertifikateJournal
Ausgerechnet das billigste aller Edelmetalle beherrschte in den letzten Wochen die Schlagzeilen: Silber, als Schmuck auf dem Jahrmarkt verramscht und durch den Siegeszug der Digitalkameras auch seitens der (Foto-)Industrie immer weniger nachgefragt, feierte eine beeindruckende Renaissance.
§ Ausgerechnet das billigste aller Edelmetalle beherrschte in den letzten Wochen die Schlagzeilen: Silber, als Schmuck auf dem Jahrmarkt verramscht und durch den Siegeszug der Digitalkameras auch seitens der (Foto-)Industrie immer weniger nachgefragt, feierte eine beeindruckende Renaissance. Nachdem der Stoff, aus dem kaum Träume sind, jahrelang in einem engen Korridor zwischen 4,00 und 6,00 US-Dollar hin- und hergependelt war, schoss die Feinunze im ersten Quartal um 30 Prozent auf über 8,00 US-Dollar empor. Schon toll, was Hedgefunds und andere Spekulanten so alles schaffen; aber genauso schnell, wie die Meute der „Zocker“ den blechernen Rohstoff entdeckt hatte, war’s auch schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit – mittlerweile ist der Preis wieder ziemlich unsanft auf dem bei gegenwärtig 5,56 US-Dollar liegenden Boden der Tatsachen gelandet.
Das hätte man ahnen können, denn schon Anfang 1998 ist ein solcher Ausbruch nach oben ähnlich kläglich gescheitert. Da die fundamentale Situation sich seit damals kaum verändert hat und Rohstoffe ohnehin gern gewissen Trading-Mustern folgen, spricht einiges dafür, dass wir auch diesmal wieder einen längerfristigen Rückfall in den Seitwärtskanal sehen werden. Durch die zwischenzeitlich eingetretene Geldentwertung sollte sich das Basis-Niveau zwar leicht erhöht haben, doch deutlich über 6,00 US-Dollar dürfte Silber sich auf absehbare Zeit nicht etablieren. Das Umfeld ist also wie geschaffen für ein Discount-Engagement, das obendrein natürlich von der im Zuge des jüngsten Einbruchs drastisch gestiegenen Volatilität profitiert. Und erfreulicherweise muss diese Idee kein frommer Wunsch bleiben – denn im reich bestückten Spezialitäten-Regal von ABN Amro finden sich seit einiger Zeit tatsächlich „Silber-Discounter“, die nicht nur durch attraktive Höchstbeträge, sondern auch durch die eingebaute Währungssicherung gefallen, die eine eindeutige Bewertung der Zertifikate ermöglicht. Am besten gefällt uns dabei die konservative Variante mit einem Cap bei 6,00 (ISIN NL 000 040 027 3). Für das Papier wird aktuell (Freitags-Schluss) ein Briefkurs von 4,72 Euro gestellt, so dass man auf knapp 16 Prozent Preisabschlag und 27,12 Prozent maximale Rendite kommt. Kleiner Haken: Das Papier wird erst im September 2006 fällig. Die ungewöhnlich lange Laufzeit hat jedoch auch ihr Gutes, denn nur so kann ein relativ hoher absoluter Discount und somit ein komfortabler Risikopuffer dargestellt werden. Erst wenn Silber in zweieinhalb Jahren unter 4,72 US-Dollar notiert, machen Sie als Anleger Ver-lust. Das indes ist relativ unwahrscheinlich; in den letzten zehn Jahren hat das vermeintliche Edelmetall diese Marke schließlich insgesamt nur wenige Monate unterschritten.
Zur Not kann man es also ausnahmsweise einmal mit „Aussitzen“ (im Bestfall belohnt mit 10 Prozent Jahresrendite) probieren, doch generell sollte das Engagement nicht bis zum Fälligkeitstag geplant, sondern aktiv verfolgt werden. Auch bei einer bloßen Beruhigung winkt nämlich schon vorher eine ansehnliche Rendite: Wenn Silber sich in den nächsten Wochen in der Region um 5,50 US-Dollar stabilisieren kann, dürfte die implizite Volatilität (momentan über 25 Prozent p.a.) deutlich zurückgehen, was dem Discount-Zertifikat einen zusätzlichen Schub verleihen würde. Fällt die Schwankungsintensität etwa binnen 90 Tagen bei gleichbleibendem Preis auf das alte Langweiler-Niveau von 15 Prozent p.a. zurück, würde der „Discounter“ knapp 10 Prozent gewinnen. Noch mehr Spaß würde die Sache natürlich machen, wenn es wie 1998 noch einmal zu einem schnellen Sprung nach oben käme und zumindest für kurze Zeit noch einmal eine Sechs vor dem Komma stünde – dann wären sogar bis zu 15 Prozent drin. Summa summarum also eine aussichtsreiche und durch den breiten Zweieinhalb-Jahres-Puffer nicht allzu riskante Spezialsituation für engagierte Anleger.
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HANDELSBLATT, Montag, 10. Mai 2004, 14:02 Uhr
Der Schwung scheint raus zu sein. Sollte das neue Lötzinn 4% Silber enthalten, so ist das grundsätzlich eine gute Nachricht für eine Anlage in Silber. Leider sagt es nichts über den Gesamtbedarf in Jahrestonnen. Somit kann ich mit dieser Aussage nicht viel anfangen. Es wäre schön wenn du deine Aussage noch quantifizieren könntest.
MFG
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