Schlechte US-Arbeitsmarktdaten heizen Zinsdiskussionen wieder an Der Arbeitsmarkt profitiert noch nicht von der Erholung der Weltwirtschaft. In Deutschland wundert sich darüber niemand. Doch als am Freitag auch der amerikanische Arbeitsmarktbericht enttäuschend ausfiel, brachen weltweit die Aktienmärkte einvon Frank Stocker Im Juli wurden außerhalb der Landwirtschaft nur 32 000 neue Stellen geschaffen. Die Arbeits- losenquote fiel zwar von 5,6 auf 5,5 Prozent, Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 228 000 neuen Stellen gerechnet.
Damit gewannen Spekulationen um die Zinspolitik der US-Notenbank wieder neue Nahrung. Am Dienstag tritt der Offenmarktausschuss der Fed zusammen, um über den Leitzins zu entscheiden. Zuletzt hatte Alan Greenspan Ende Juni eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte verkündet. Bisher gingen die meisten Experten davon aus, dass am Dienstag der nächste Zinsschritt erfolgt. Nun kommen wieder Zweifel auf. "Greenspan will nicht als derjenige in die Geschichte eingehen, der eine Belebung am Arbeitsmarkt durch zu schnelle und zu frühe Zinserhöhungen abgewürgt hat", sagt David Kotok vom US-Investmentberater Cumberland.
Anna Maria Grimaldi von Morgan Stanley glaubt dagegen weiter an eine Zinserhöhung. "Der schwache Arbeitsmarktbericht ändert unsere Sicht auf die Sitzung in dieser Woche nicht", so Grimaldi. Unter anderen Analysten kristallisiert sich jedoch immer mehr die Meinung heraus, dass die Fed zwar am Dienstag die Zinsen erhöhen wird, der nächste Schritt aber nicht im September, sondern erst später erfolgt.
Die Diskussionen um die Zinspolitik und die amerikanische Konjunktur werden auf jeden Fall zu Beginn der Woche noch den Handel an den Börsen bestimmen. Auch am Ende der Woche dürften die vorläufigen Daten zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan neuen Stoff dafür liefern. Denn Arbeitsmarkt und Konsumentenstimmung hängen zusammen - wer keinen Job hat, hat weniger Freude am Einkaufen.
Dazwischen könnte Cisco für Aufmerksamkeit sorgen. Als einer der Nachzügler wird der Netzwerk-Spezialist seine Quartalszahlen präsentieren. Andere Technologie-Konzerne hatten in den vergangenen Wochen enttäuscht. An Cisco hängt es nun, ob die Bilanzsaison doch noch mit einem optimistischen Ausblick ausklingt.
In Deutschland dagegen geht der Kampf der Spekulanten um TUI in seine entscheidende Runde. Der Touristik-Konzern will mit allen Mitteln seinen Platz im Dax verteidigen. Die Entscheidung darüber wird die Deutsche Börse zwar erst Anfang September fällen. Grundlage dafür ist jedoch der Durchschnitt bei Marktkapitalisierung und Handelsvolumen der Aktie in den letzten 20 Handelstagen des August. Die kommenden Tage sind also entscheidend.
Ist TUI bei einem der Kriterien schlechter als Rang 35 und gibt es gleichzeitig ein anderes Unternehmen, das bei beiden Kriterien unter den ersten 30 Firmen ist, so muss TUI den Dax verlassen. Bei der Marktkapitalisierung pendelt TUI derzeit zwischen Rang 35 und 37. Durch die vorgezogene Präsentation der guten Quartalsergebnisse konnte Unternehmenschef Michael Frenzel der Aktie zwar noch einmal einen deutlichen Schub geben. Doch letztlich könnte TUI ein Opfer der allgemein schlechten Marktstimmung werden.
Mit Puma gibt es einen Anwärter auf den Aufstieg. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich die Spekulanten danach schnell dem Überflieger aus Herzogenaurach zuwenden. Ein unrühmliches Beispiel dafür gibt es: MLP. Auch der Finanzdienstleister stieg nach rasanten Kursgewinnen in den Dax auf, wurde aber zum Spielball der Börsenglücksritter. Angebliche Fehler in der Bilanz waren der Anlass. Bei Puma dagegen fällt auf, dass die T-Shirts des Sportartikelherstellers derzeit im Sommerschlussverkauf verramscht werden. Daneben steht die Herbst-Winter-Kollektion und darauf prangt: Adidas.
Artikel erschienen am 8. August 2004
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