Die längste Tradition haben die Optionsscheine, die als Covered Warrants von den Banken in Form einer Inhaberschuldverschreibung ausgegeben werden. Für den sinnvollen Einsatz sind gute Kenntnisse in den Kennzahlen, die sogenannten Griechen, Voraussetzung. Ich möchte hier keine lange Abhandlung schreiben, da verweise ich lieber auf die Literatur. Der Wert eines OS setzt sich aus innerem Wert und dem Aufgeld zusammen, wobei der innere Wert der Abstand des OS-Basispreises zum Underlaying ist (Bsp Dax Call mit Basis 4000 hat bei einem Daxstand von 4400 einen inneren Wert von 400, ein Dax Call mit Basis 4500 hat einen inneren Wert von Null). Das Aufgeld macht den Rest des OS Preises aus und besteht aus einem Prämienwert, der sich aus der Volitilität (Einschätzung des Emittenten!) und einem Zeitwert zusammensetzt, der sich zum Ende der Laufzeit immer stärker abbaut.
Vor ein paar Jahren kamen die Emittenten auf die Idee, sogenannte Turboscheine (DB Waves) zu kreieren. Das sind im Prinzip OS, die sehr tief im Geld liegen (hoher innerer Wert), sogenannte Delta = 1 Produkte, allerdings zu sehr niedrigen Prämien. Das bedeutet, daß unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses, sich die Scheine 1:1 mit dem Underlaying bewegen und damit sehr leicht berechenbar sind. Als Preis dafür gibt es eine KnockOut Schwelle, die beim einmaligen Berühren, egal durch welche Ereignisse auch immer, während der Börsenhandelszeiten des Underlayings zum sofortigen Tod des Scheines führen, er hat dann nur noch einen steuerlichen Rückzahlungswert von 0,001 Euro. Neben dem Inneren Wert hat der Schein ein geringes Aufgeld. Dieses ist hauptsächlich von den Finanzierungskosten abhängig, also die Zinskosten. Beim Call werden die Zinsen aufgeschlagen und beim Put abgezogen. Zu Anfang war der Put tatsächlich billiger, als der Innere Wert. Sehr schnell haben die Emis aber gemerkt, daß der dumme Anleger es gar nicht so versteht und gerade bei Puts den festen Teil des Aufgeld so erhöht hat, daß auch ein Put teurer ist, als der Innere Wert. Daher folgt, man kaufe Puts mit möglichst langen Laufzeiten und Calls mit möglichst kurzen Laufzeiten für das geringste Aufgeld.
Der nächste Schritt war nun, die Laufzeit unbegrenzt zu machen, (fast) kein Aufgeld mehr zu verlangen und dafür eine KO Schwelle unterschiedlich zum Basispreis zu machen. Die Finanzierung erfolgt hierbei, daß die KO Schwelle immer weiter vom Basiswert entfernt wird. Der Schein hat damit an der KO Schwelle noch einen Inneren Wert. im KO Falle wird die Absicherung des Emittenten verkauft und der erzielte Restwert nach ein paar Stunden rückzahlbar. Dieser Wert ist im allgemeinen ungleich der Differenz zwischen KO Schwelle und Basiswert. Dieses ist sehr gefährlich, weil unberechenbar. im schlimmsten Falle kann der Restwert auch bei 0,001 liegen! Turbo Schein mit unterschiedlicher Basi/KO-Schwelle sind daher nur bei wirklich erwarteter langer Haltezeit zu empfehlen, sonst Finger weg!
Fazit: Wer mit OS umgehen kann, kann gerade diese in Zeiten niedriger Volatilität kaufen und bei steigender Volatilität verkaufen. Hauptsächlich mit OS Puts kann man dann gute Gewinne machen, da eine steigende Volatilität meist bei fallenden Kursen des Underlaying auftritt. Das Aussitzen ist hier eher möglich, da keine Knockout Schwelle. Aber zum Ende der Laufzeit wird das Aufgeld sehr schnell abgebaut. Also man muß hier die Materie sehr gut verstehen, sonst hat man schnell verloren.
Deshalb sind normale Turbo Scheine im Normalfalle eher zu empfehlen. Vorteil des 1:1 laufenden Scheins zum Underlaying. Der Abstand zum KO sollte so gewählt sein, daß der vertretbare Verlust zzgl. eines Sicherheitsabstandes eingehalten wird. Wenn ich also nur 20 Punkte Verlust im Normalfall erleiden will, ist ein Schein für 200 Punkte KO Abstand zu risikoreich. Das Stopploss ist hier sehr wichtig, im schlimmsten Fall kann aber nur der Einsatz verloren gehen. Man muß sich auch über die geplante Haltedauer im Klaren sein. Für kurze Scalps wird man nur einen geringe Verlustpunkte einkalkulieren, bei längerer Haltedauer entsprechend mehr. Bei gleicher Scheinzahl ist es aber egal, wie groß der Abstand zum KO ist, da unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses ja 1 Punkt im Underlaying 1 Punkt im Schein ist, außer in der direkten Nähe des KO.
Da im Speziellen aber die Emittenten sich in der Nähe der KOs sehr unterschiedlich verhalten, sollte man dieses beim Kauf auch berücksichtigen.
Anmerkung zum Rolling Turbo. Dies ist eine Spezialität von Goldmann Sachs. Da hier das Bezugsverhältnis verändert wird, um einen täglich neu konstanten Hebel zu erreichen, ist die ganze Sache nicht mehr einfach durchschaubar und berechenbar. Sinn macht das ganze nur bei kontinuierlich steigenden oder fallenden Kursen. Aber wers mag.
Dies alles ist hier nur meine Meinung und hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Riskant ist es auf jeden Fall, überall kann man aber nur seinen kompletten Einsatz verlieren.
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