Dividenden sind Doping für den Deutschen Aktienindex
Berlin - Nicht nur Sportler können gedopt sein, sondern hin und wieder auch Indizes. Heute erhält der Dax durch die Dividendenzahlung von Daimler-Chrysler einen regelrechten Amphitamin-Stoß. Denn die 1,519 Mrd. Euro, die der Autokonzern am Tag nach der Hauptversammlung an seine Aktionäre ausschüttet, kommen dem Börsenbarometer zugute. Die Ursache dafür liegt in der Konstruktion des Dax als Performance-Index. Während bei Daimler die Dividende in Höhe von 1,50 Euro je Anteilschein vom Kurs abgezogen wird - schließlich ist die Aktie nach der Ausschüttung genau diesen Betrag weniger wert - ignoriert die Deutsche Börse den Dividendenabschlag bei der Berechnung des Dax. Das aber bedeutet, daß jeder Euro der ausgeschütteten Summe, der in den Dax reinvestiert wird, zu einem Anstieg des Index führt - eben Doping für den Dax.
Wenn die komplette Daimler-Dividende wieder in Dax-Werte gesteckt wird, hat das rechnerisch ein Index-Plus von elf Punkten zur Folge. Auf den ersten Blick sieht das nach nicht besonders viel aus. Allerdings ist die heutige Daimler-Ausschüttung nur der erste große dividendenbedingte Amphetamin-Stoß für das deutsche Börsenbarometer. Rechnet man sämtliche Zahlungen der bevorstehenden Dividendensaison zusammen, könnten diese den Dax im Laufe des Frühjahrs theoretisch um 114 Punkte nach oben hieven. Gerade Inhaber von Hebel-Papieren, bei denen kleinste Ausschläge des Index große Veränderungen der Rendite mit sich bringen, sollten in den nächsten Wochen also auf den Doping-Effekt beim Dax achten. "Speziell im April versprechen wir uns aufgrund der Rekorddividenden der Dax-Unternehmen positive Impulse für die Aktienmarktentwicklung", sagt Michael Köhler, Stratege bei der Landesbank Rheinland-Pfalz. Die Mega-Wochen der Ausschüttungen steht Ende des Monats an: Denn zwischen dem 22. bis 29. April schütten mit der Deutschen Telekom (2,603 Mrd. Euro), Eon (1,626 Mrd. Euro), BASF (919 Mio. Euro), Münchener Rück (459 Mio. Euro) Volkswagen (453 Mio. Euro) und Bayer (402 Mio. Euro) in dichter Folge mehrere Dax-Schwergewichte Geld an ihre Aktionäre aus. Köhler glaubt, daß das Dividenden-Doping dazu beitragen kann, daß der Dax die Schwelle von 4400 Punkten nachhaltig durchstößt.
Nicht alle Indizes der Welt können sich übrigens wie der Dax über einen Doping-Effekt freuen. Während beim deutschen Börsenbarometer die Dividendenabschläge mit hineingerechnet werden und daher einen Ausschüttungseffekt ermöglichen, verliert zum Beispiel der Dow Jones jedesmal, wenn eine Mitglieder-Aktie ex Dividende notiert, ein Stück an Wert. Hier muß theoretisch die gesamte Dividendensumme in den Index reinvestiert werden, damit dieser in der Ausschüttungssaison keine Punkte einbüßt. dde/hz. ----------------------------------------
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