Osthoff-Ankündigung stößt auf Unverständnis
Mit Unverständnis haben Politiker auf die ersten öffentlichen Äußerungen Susanne Osthoffs reagiert, die vor einer Woche aus irakischer Geiselhaft freigekommen war. Ihre Ankündigung, sie werde in den Irak zurückkehren und dort ihre Arbeit als Archäologin fortsetzen, rief Widerspruch und Kritik hervor.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier wandte sich mit eindringlichen Worten an Osthoff und forderte sie auf, ihre Pläne nicht wahrzumachen. Steinmeier erklärte in Berlin: "Ich appelliere an Frau Osthoff, von ihren Plänen in den Irak zurückzukehren, Abstand zu nehmen." Er fügte hinzu: "Nach intensiven Anstrengungen vieler Beteiligter über drei Wochen, die schließlich zu ihrer Freilassung führten, hätte ich wenig Verständnis, wenn Frau Osthoff sich erneut in eine Gefahrensituation begeben würde."
Bereits am Samstag hatte das Auswärtige Amt einen Zeitungsbericht bestätigt, wonach Osthoff "unmissverständlich aufgefordert" worden sei, nicht in das Land ihrer Entführung zurückzukehren. Allerdings sei Osthoff eine freie Person, betonte der Sprecher.
"Unvorstellbare" Entscheidung
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz, sagte der "Bild"-Zeitung: "Ich bedauere, dass Frau Osthoff dem dringenden Appell der Bundesregierung, nicht in den Irak zurückzukehren, nicht folgt." Gerade Osthoff müsse "das Risiko einer solchen Entscheidung deutlich vor Augen haben", sagte der CDU-Politiker.
Der SPD-Außenexperte Niels Annen nannte die Entscheidung der 43-Jährigen "unvorstellbar". "Frau Osthoff sollte die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ernst nehmen. Denn wenn jemand um deren Berechtigung weiß, dann wird sie das am ehesten sein." Osthoff zurzeit vermutlich in Jordanien
Susanne Osthoff hatte in einem Interview des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira keinen Zweifel daran gelassen, dass sie in den Irak zurückkehren will. Einen genauen Zeitpunkt nannte die 43-Jährige nicht. Die aus dem bayerischen Ort Glonn stammende Archäologin war Ende November im Irak verschleppt worden. Derzeit hält sie sich nach unbestätigten Berichten in Jordanien auf.
Osthoff sagte, sie sei von ihren Entführern gut behandelt worden, insbesondere nachdem sie mit ihnen darüber diskutiert habe, dass sich Deutschland nicht am Krieg im Irak beteiligt hat. "Als ich arabisch mit ihnen gesprochen habe, erkannten sie, dass ich nicht ihr Feind war und sie mich der Botschaft übergeben müssen." "Leben mit Entführern besser als an vielen Orten"
Während des Al-Dschasira-Interviews, zu dem sie im Nadelstreifen-Blazer und schwarzem Kopftuch erschienen war, antwortete sie auf Englisch auf die auf Arabisch gestellten Fragen. Zum Verlauf der Entführung sagte sie, dass die Entführer sie an einen "sichereren und sauberen Ort" gebracht hätten. "Das Leben mit ihnen (den Entführern) war besser als an vielen Orten, die ich besucht habe." Die Kidnapper hätten dennoch Nutzen aus ihrer Entführung ziehen wollen. Sie hätten ihr gesagt, sie wollten kein Lösegeld, aber humanitäre Hilfe von Deutschland. Damit wollten sie Schulen und Krankenhäuser im so genannten sunnitischen Dreieck nord-westlich von Bagdad bauen. "Ich hatte Glück, weil sie keine Kriminellen waren, die Geld wollten", sagte Osthoff.
Die Bundesregierung hatte zuvor angekündigt, im Irak keine Projekte mehr zu unterstützen, die mit einem Aufenthalt Osthoffs in dem Land verbunden wären. Osthoffs Projekt, in der nordirakischen Stadt Arbil ein deutsches Kulturzentrum aufzubauen, sei jetzt vom Tisch. Auch die vom Auswärtigen Amt mit 40.000 Euro geförderte Sanierung einer Karawanserei in Mossul solle nicht mehr fortgeführt werden.
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