Marktanalyse:
Vor der FED-Sitzung brauchen Sie keine Angst zu haben. Zitat eines hoch geschätzten Analysten: "Hier wird eine Art "finaler Wahnsinn" (Zins +0,5%) diskutiert, der völliger volkswirtschaftlicher Schmarrn ist. Selbst der professorenhafte Bernanke wird das nicht machen - der wird sich in den nächsten Wochen eher dazu äußern, daß erhebliche Konjunkturrisiken vorherrschen, die ein baldiges Handeln nötig erscheinen lassen." Das trifft es auf den Punkt. Auch Bernanke kennt die Frühindikatoren und weiß, daß die Liquiditätsverknappung schon Früchte trägt und er aufpassen muß, die Konjunktur nicht abzuwürgen. Also: 0,25 % Zinserhöhung wird es geben, mehr nicht. Dies ist vollkommen eingepreist. Die FED-Funds preisen mit einer Wahrscheinlichkeit von 64 % eine weitere 0,25%ige Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung (08.08.) ein. Von dieser Seite kann es heute Abend also kaum eine negative Überraschung geben. Doch was ist, wenn Bernanke nur leicht andeutet, daß diese Zinserhöhung die letzte im Zyklus sein könnte? Dann werden die Märkte ein Feuerwerk abbrennen. Denn inzwischen sind die Märkte fast ausgetrocknet, schlechte Nachrichten/Vorgaben führen nicht mehr zu nachhaltigen Rückgängen (siehe Kursverlauf DAX gestern). Damit dürften die schwachen Hände inzwischen aus ihren Positionen gedrängt worden sein. Wer soll jetzt noch in großem Stil verkaufen? Die ängstlichen Anleger haben spätestens am Ende der Abwärtsbewegung verkauft als der Leidensdruck zu groß wurde und in den Medien Horrorszenarien die Runde machten. Und das "smart money" hat entweder viel früher verkauft oder wartet jetzt auf bessere Ausstiegskurse. Die erste Phase der Korrektur ist somit höchstwahrscheinlich beendet. Etwaige kurze scharfe Rücksetzer dienen nur noch dazu, ein paar Longs abzuschütteln. Der "Sommer-Fahrplan" sieht folgendermaßen aus: In Kürze Abflauen der Zins- und Inflationsängste (weil man merkt, daß diese überzogen waren), was zu einer Rally (mindestens aber zu einer nachhaltigen Erholung/Stabilisierung) führt. Idealerweise (ist aber nicht zwingend notwendig) wird sich die Stimmung dann erheblich aufhellen (Tenor: Wir haben die Korrektur hinter uns, es ist überstanden). Mit der Zeit werden Befürchtungen aufkommen, daß die Zinserhöhungen zu weit gegangen sind und zu einer stärkeren US-Konjunkturabschwächung in 2007 führen. Das wird dann die zweite Phase der Korrektur einleiten, bei der es dann durchaus zu neuen Tiefs kommen kann. Dies dürfte ab Mitte Juli/Anfang August ein Thema werden. Ab September - wenn eine Konjunkturabschwächung ausreichend eingepreist ist (evtl. schaffen die Amis ja ein soft landing, aber das ist zunächst nicht entscheidend, wichtig ist die Erwartung bzw. Befürchtung) - dürften dann wieder Kaufkurse für Aktienengagements erreicht sein. Dies als mittelfristige Einschätzung der Lage. Kurzfristig hat sich ein enormes Anstiegspotential aufgebaut. Zwar sind die Umsätze wegen der Ferienzeit gering, weshalb jedwede Rally immer frühzeitig auslaufen kann, aber die geringen Volumina können auf der anderen Seite auch zu überproportionalen Kurssprüngen führen, wenn alle durch eine zu enge Tür wollen. Heute könnte es jedoch zunächst ruhig bleiben, da man auf die FED wartet. Nachhaltige Schwäche erwarte ich jedoch nicht. Es würde mich auch nicht überraschen, wenn die Märkte bereits im Vorfeld der Sitzung weiter anziehen. Ich bleibe natürlich voll auf der Long-Seite. Zu eng darf der Stop jedoch nicht nachgezogen werden. Direkt nach der FED-Sitzung könnte es noch zu stärkeren Schwankungen kommen. Wer im Future handelt, sollte sich überlegen, die Stops für 30-45 Minuten auszusetzen (im Prinzip ist das auch kein Unterschied zu der früheren Situation als der DAX-Future nur bis 20.00 Uhr gehandelt wurde).
Gruß Pichel
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