19.04.2007 - 16:47
Die Aleo Solar AG hat am Donnerstag das erste Mal seit dem Börsengang im Juli 2006 Geschäftszahlen vorgelegt und einen mittelfristigen Ausblick gewagt. In den kommenden Jahren will der Oldenburger Produzent von Solarmodulen kräftig wachsen und das Auslandsgeschäft ausbauen. BörseGo-Redakteur Nils Dietrich sprach mit CFO Uwe Bögershausen über das Jahr eins an der Börse und die Zukunftspläne des Unternehmens.
BörseGo: Herr Bögershausen, wie zufrieden sind Sie mit den ersten Jahreszahlen nach dem Börsengang?
Bögershausen: Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit dem Jahr 2006, auch wenn nicht alles so gelaufen ist, wie wir das erwartet hatten - insbesondere zum Börsengang. Angesichts des Marktumfeldes, was uns im zweiten Halbjahr 2006 erwartet hat und Diskussionen um Modulpreise in diesem Zeitraum sind wir sehr zufrieden mit 2006.
BörseGo: Wo lagen die Probleme bei der Marktentwicklung?
Bögershausen: Im dritten Quartal 2006 gab es in Deutschland eine aus unserer Sicht eher künstliche Diskussion um Modulpreise, die dazu geführt hat, dass der Endkunde sich bei Investitionen in Photovoltaikanlagen sehr zurückgehalten hat. Diese Diskussion war getrieben von einigen Publikationen aus dem Branchenumfeld und hat die Nachfrage künstlich gestört. Wir haben darauf wie viele Wettbewerber reagiert und im vierten Quartal preisliche Anpassungen vorgenommen. Das folgenden vierte Quartal war dann das Beste, das wir jemals hatten - sowohl in punkto Absatz als auch beim Umsatz. Die Lehre, die wir aus 2006 ziehen, ist, dass der Markt weiterhin intakt ist. Auch die Wirtschaft ist photovoltaischen Anlagen zugeneigt und gewillt zu investieren, wird aber preissensitiver.
BörseGo: Ihr EBIT-Gewinn ist 2006 gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Millionen auf 9,6 Millionen Euro zurückgegangen. Ist diese Entwicklung auch auf das zweite Halbjahr zurückzuführen?
Bögershausen: Man muss sich das so vorstellen: Die Solarindustrie ist gekennzeichnet von einer sehr fragmentierten Wertschöpfungskette. Wir werden von Solarzellenherstellern beliefert und diese wiederum von Produzenten von Wafern beispielsweise. Innerhalb dieser Wertschöpfungskette war es in der Vergangenheit Usus, dass Preis- und Kostensteigerungen eins zu eins an den Nächsten weitergegeben wurden, bis letztlich der Endkunde die Rechnung bezahlt hat. Jetzt, wo sich der Kunde im dritten Quartal geweigert hat, dieses Spiel mitzuspielen, waren wir die Ersten, die den Preisdruck zu spüren bekommen haben. Unsere Lieferanten haben das zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gesehen. Wir inzwischen aber kriegen ganz klare Signale, dass die Zelllieferanten die Zeichen der Zeit erkannt haben und auch mit ihren Preisen heruntergehen, was uns dann wieder zu Gute kommt.
BörseGo: Sie stellen für 2007 eine „solide“ EBIT-Marge in Aussicht, werden Sie den Vorjahreswert von 7,3 Prozent übertreffen können?
Bögershausen: Wir gehen davon aus, dass dieser eben beschriebene Druck - auf der einen Seite preissensible Kunden, auf der anderen Seite Zulieferpreise, die nicht in der selben Geschwindigkeit sinken - möglicherweise noch für 2007 anhält. Konservativ gehen wir deswegen von dieser soliden EBIT-Marge aus, wobei wir die 2006er-Marge auch schon als solide bezeichnet haben. Das heißt, wir bewegen uns in der selben Range. Für das Jahr 2008 gehen wir davon aus, dass es an der Zellseite eine deutliche Entspannung geben wird, die uns zu Gute kommt und wo wir dann bei der Marge sicherlich auch wieder andere Spielräume haben werden.
BörseGo: Wo genau liegt denn Ihr Zielkorridor für das laufende Jahr?
Bögershausen: Letztes Jahr haben wir sechs bis sieben Prozent angepeilt und 7,3 Prozent erreicht. Eine ähnliche Range streben wir auch für das Jahr 2007 an.
BörseGo: Das Ausland gewinnt für die Aleo Solar immer mehr an Bedeutung, bis 2010 soll die Hälfte des Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet werden. Wo sehen sie dort ihre Schlüsselmärkte?
Bögershausen: Der Schlüsselmarkt momentan ist sicherlich Spanien, wo wir einen Großteil unseres Auslandsumsatzes erwirtschaften. 2007 werden sicherlich Märkte wie Italien, Griechenland, Frankreich usw. dazukommen. In allen diesen Ländern gibt es attraktive Förder- und Einspeisebedingungen und wir sind zuversichtlich, überall mit unseren Qualitätsprodukten punkten zu können. Das hat uns schon bei der Penetrierung des spanischen Marktes geholfen.
BörseGo: Aber Italien steht zunächst auf der Agenda?
Bögershausen: Das ist richtig, Italien ist einer unserer Zielmärkte und unsere Produkte sind dort sehr gefragt, was uns beim Aufbau eines Fachhändlernetzes ähnlich wie in Deutschland hilft. Hierzulande haben wir 2002 den Markteintritt mit qualitative hochwertigen Produkten und einer starken Marke geschafft. Gleiches gilt für Spanien und in Italien werden wird das auch hinbekommen. Wir werden dort kleine Händler und Solarteure ansprechen, keine Großhändler - das ist unsere Strategie, mit der wir punkten wollen.
BörseGo: Wollen Sie sich denn mittel- bis langfristig ausschließlich auf Europa konzentrieren?
Bögershausen: Grundsätzlich ist in Europa das attraktivste Umfeld. Hier gibt es die Einspeisungsvergütungen, die uns helfen. Es wir nach Stromertrag bezahlt und nicht für das Aufstellen einer Photovoltaikanlage an sich. In anderen Ländern wie den USA ist das noch nicht der Fall. Unsere Module werden dort derzeit mit einem sehr geringen Preis gehandelt. Wenn sich das ändert - und die Zeichen stehen dort auf grün - dann werden wir auch solche Märkte angehen.
BörseGo: Ist für Sie in diesem Zusammenhang nur organisches Wachstum oder auch Übernahmen denkbar?
Bögershausen: Denkbar ist für uns eine ganze Menge, wir konzentrieren uns aber auf organisches Wachstum. Ich bin überzeugt, dass wir solche Märkte besser aus eigener Kraft angehen können, um die gewohnte Qualität beizubehalten. Dies ist der bessere Ansatz als Wettbewerber zu übernehmen.
BörseGo: Sie könnten aber auch versuchen, sich vertikal zu integrieren.
Bögershausen: Vertikale Integration schließen wir derzeit aus, weil die damit verbundenen Risiken und der hohe Kapitalbedarf aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen ist.
BörseGo: Welches Potenzial sehen Sie bei den neuen Dünnschicht-Modulen?
Bögershausen: Die Dünnschicht-Module, die wir mit unserer Beteiligung an der Johanna Solar Technology (19 Prozent / Anm. d. Red.) ins Auge gefasst haben, sind für uns das ideale Komplementärprodukt zu unserem bestehenden Portfolio. Wir haben insbesondere in den südeuropäischen Märkten ganz tolle Anwendungsmöglichkeiten. Die Technologie liefert bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung sehr gute Stromerträge. Insofern sehen wir da ein sehr hohes Potenzial.
BörseGo: Welche Rolle spielen die Privatkunden in Ihrem Geschäft?
Bögershausen: Die spielen bei uns eine enorm große Rolle. Unsere Kunden sind hier in Deutschland in erster Linie Fachhändler und Solarteure, keine Großhändler, keine großen Projektentwickler, keine großen Energieversorgungsunternehmen. Viel mehr sind es die Solarteure, die bei den Privatkunden auf die Dächer steigen und die Anlagen installieren. Insofern sind die privaten Nutzer unsere indirekten Kunden.
BörseGo: Wie verhält sich das im Ausland? In Spanien haben Sie ja beispielsweise mehrere Verträge mit Projektabwicklern abgeschlossen.
Bögershausen: International sieht es etwas anders aus. So ein Fachhändler-Netzwerk muss sich erst aufbauen. In Spanien beispielsweise wird der Lehrberuf des Solarteurs gerade erst eingeführt. In Deutschland haben wir das schon seit Jahren, in Italien ist das ebenfalls im Aufbau. Momentan ist es so, dass wir gerade international auch große Projekte beliefern, weil die schlichtweg das größere Geschäft darstellen. Mittelfristig ist es unser Ziel, in allen Märkten, in die wir eintreten, so ein Fachhändlernetzwerk aufzubauen.
BörseGo: Herr Bögershausen, vielen Dank für dieses Gespräch.
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Mit freundl. Grüßen TraderonTour
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