Wall Street: Aktien werden knapp New York (BoerseGo.de) - Es wird viel darüber geredet, was alles knapp wird: Öl, sauberes Trinkwasser, Arbeitsplätze und vieles mehr. Vernachlässigt wird aber, dass das Lebenselixier der Börsen ebenfalls knapp wird - nämlich Aktien.
Dafür sorgen die zahlreichen Fusionen und Übernahmen. Viele Aktiengesellschaften sind in jüngster Zeit vom Kurszettel verschwunden, weil sie von Finanzinvestoren gekauft und von der Börse genommen werden - im Jargon "privatisiert". Zur Verknappung tragen auch die massiven Aktienrückkäufe bei. Fast jedes Unternehmen hält es heute für angebracht, seine Anteilscheine wieder einzusammeln.
Schrumpfende Marktkapitalisierung
Im Gegenzug sind Kapitalerhöhungen selten geworden und auch Börsengänge (IPOs) sind heute Mangelware. Bereits 2006 ging der Gesamtwert amerikanischer Aktien (also die Marktkapitalisierung) um 2% zurück - trotz steigender Kurse. In diesem Jahr dürfte sich der Trend beschleunigt haben.
Da gleichzeitig aber die Gewinne steigen und es reichlich anlagebereites Kapital gibt, passiert was immer passiert, wenn ein Gut knapp wird - der Preis steigt.
Dow & Co.: Tatsächliche und nahe Rekorde
Kein Wunder also, dass der Dow Jones heute wieder einen Rekordschluss hinzauberte. Das ehrwürdige Barometer gewann 0.59 % und schloss auf 13.556,53 Zählern. Intraday wurde ein Allzeithoch von 13,558.48 erklommen.
Der S&P 500 stieg um 0.66 % auf 1.522.75. Damit rückt das marktbreite Barometer dicht an seinen Rekordschluss vom 24. März 2000, damals wurden 1527.46 erreicht. Das Allzeithoch, das am selben Tag intraday erreicht wurde, lag auf 1552,87.
Der Nasdaq Composite Index legte 0.75 % zu und schloss auf 2,558.45.
Im Wochenvergleich zog der Dow um 1.73% an, der S&P kletterte um 1.12%. Der Nasdaq Composite Index bröckelte dagegen 0.15%. Das technologielastige Barometer litt diese Woche unter der Schwäche der Chip-Titel.
Branchen Tops und Flops:
Wochensieger waren die Dienstleister für die Ölindustrie, die 4,7% zulegten. Eisenbahnen & Straßenspediteure: + 3,3% Telekommunikation: + 2,9%
Wochenverlierer waren die Reits (börsennotierte Immobilienfonds), die der Hypothekenkrise Tribut zollen mussten und 6,14% verloren. Gold: - 2,6% Alternative Energie: -2,0% Halbleiter: -1,7%
Dow: Ehrgeizige Pläne
IBM hatte gestern nach Börsenschluss auf einer Investorenkonferenz ehrgeizige Pläne ausgepackt. Der Gewinn je Aktie soll bis 2010 jährlich um 16% wachsen. Dann will der Technologieriese 11 Dollar je Aktie verdienen. Die Analysten halten das für plausibel und sind begeistert. Big Blue sprang 2.54% auf 107.99 Dollar.
S&P 500: Goldene Nase für Investmentbanken
Versteht sich, dass sich die Investmentbanken in diesem Klima eine goldene Nase verdienen. Kein Wunder also, dass Goldman Sachs heute um 1.30% auf 230.34 Dollar kletterte. Intraday wurde mit 231.22 sogar ein Allzeithoch erreicht. Der Gesamtwert des Broker-Giganten (Marktkapitalisierung) überschritt heute die Marke von 100 Milliarden Dollar.
Nasdaq: Steuern sparen bringt dicke Gewinne
Dass Steuern sparen viel Geld einbringt, demonstrierte heute Intuit, bekannt durch seine Finanzsoftware QuickenBook und seine Steuersparsoftware TurboTax. Intuit hatte gestern bei Gewinn, Umsatz und Ausblick die Erwartungen der Analysten deutlich geschlagen und obendrein noch ein sattes Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Zur Belohnung sprang der Software-Titel heute 13.85% auf 31.56 Dollar
Intel wurde heute von den Analysten gelobt, das würdigte die Wall Street mit einem Plus von 2.11% auf 22.70 Dollar.
Internet: Im Übernahmefieber
Auch im Internetbereich griff heute das Übernahmefieber um sich. Die Meldung, dass Microsoft den Online-Werbespezialisten aQuantive für 6 Milliarden Dollar übernimmt, schlug Wellen.
Bei Yahoo lebte dadurch auch wieder die Microsoft-Fantasie auf. Analyst John McPeake vom Prudential Equity Group glaubt, dass es für Microsoft Sinn macht, das Portal zu übernehmen. Yahoo passe gut in das Anzeigennetz, dass der Software-Gigant durch den Kauf von aQuantive für 6 Milliarden Dollar jetzt spinnt. Analyst Anthony Noto von Goldman Sachs ist anscheinend derselben Meinung und der Börsen-Guru Jim Cramer, der im TV viel Wind macht, haute im Kabelkanal CNBC ebenfalls in dieselbe Kerbe.
Das machte offenbar Eindruck. Yahoo gewann jedenfalls 4.13% auf 29.75 Dollar. Da störte es auch wenig, dass der Broker Stifel Nicolaus aus der aQuantive-Übernahme den Schluss zog, die Wahrscheinlichkeit für eine Yahoo-Übernahme habe sich dadurch verkleinert.
Das Online-Reisebüro Priceline kletterte 6.19% auf 60.89 Dollar. Dort half eine Kaufempfehlung der Citigroup. Bereits gestern hatte sich Stifel Nicolaus für den Wert begeistert. Den Analysten imponiert vor allem das starke Wachstum in Europa.
Wettbewerber aus dem Verkehr gezogen
Der Online-Anzeigenvermittler ValueClick zog um 7.60% an und schloss auf 30.00 Dollar. Nach der Übernahme des Branchenkollegen aQuantive durch Microsoft bleibt ValueClick in der Zunft fast alleine übrig und ist damit zum heißen Übernahmekandidaten aufgerückt. Immerhin hatten bereits schon Google und Yahoo jeweils einen Wettbewerber aus dem Verkehr gezogen.
Cnet, Spezialist für technische Informationen , gewann 7.62% auf 9.32 Dollar. Auch dort gibt es Übernahmefantasie, immer hat Amazon.com kürzlich ein britisches Unternehmen gekauft, das im Internet über Kameras informiert.
Lange Gesichter bei Google
Der Bereich E-Commerce entwickelte sich dagegen durchwachsen. Amazon.com gewann 1.82% auf 63.30 Dollar.
Ebay zählte dagegen zu den wenigen Tagesverlierern. Der virtuelle Auktionator verlor 0.85% auf 32.70 Dollar, ohne dass es dafür wesentliche Nachrichten gab.
Auch bei den Google-Verehrern gab es lange Gesichter. Ausgerechnet an diesem schönen Tag bröckelte das Suchmaschinenmonster, wenn auch nur um 0.14% auf 470.32 Dollar.
Energie: Benzin billiger - trotz 3. Raffinerieschließung
Der Energiebereich entwickelte sich heute durchwachsen. Light Crude Oil verteuerte sich heute um 8 Cents und schloss auf 64.94 Dollar. Das sind 2.57 Dollar mehr als in der Vorwoche.
Der Future für das Benzin fiel dagegen 2.89 Cents auf 2.40 Dollar. Da half es dem Sprit wenig, dass heute die 3. US-Raffinerie in einer Woche wegen Reparaturen geschlossen wurde. Die Tageszeitung USA Today meldete, dass die amerikanischen Autobesitzer weniger fahren - das erste mal in 26 Jahren.
Erdgas verbilligte sich um 13.1 Cents auf 7.94 Dollar.
Gold: Schwache Woche
Der Goldpreis stieg heute um 4.80 Dollar auf 662.0 Dollar. Das sind aber 10 Dollar weniger als in der Vorwoche. Silber verteuerte sich um 12 Cents auf 13.00 Dollar. Platin zog um 8.30 Dollar an und schloss auf 1.326 Dollar.
Ausblick:
Schafft der S&P 500 bereits am Montag die 5 Punkte, die ihn vom Rekordschluss trennen oder spannt er uns noch auf die Folter?
Am Donnerstag gibt es jedenfalls die Auftragseingänge für Autos, Waschmaschinen und andere dauerhafte Güter und die Verkaufszahlen neuer Eigenheime. Am Freitag folgt die Verkaufszahl bereits gebauter Eigenheime. Quelle: www.boerse-go.de Servus, J.B.
|