Devisenmarkt Schweizer Franken: Schwächelnde Finanzierungswährung
08. Oktober 2007 Der Schweizer Franken galt in der Vergangenheit immer als „Hort der Sicherheit“. Damit verbanden Anleger die Erwartung, dass sich die Währung in guten und in schlechten Zeiten stabil entwickeln würde.Solche Erwartungen wurden jedoch in den vergangenen vier Jahren enttäuscht. Denn die Währung der Schweiz scheint inzwischen zu einer Weichwährung geworden zu sein. Diese Vermutung legt der Blick auf den Chart nahe, der gegen den Euro deutlich nach oben zeigt, während der reale, effektive Wechselkurs im Trend nach unten läuft. Krisenwährung - das war einmal Konnte der Franken nach der Einführung des Euro zunächst von der offensichtlichen Anfangsskepsis der internationalen Anleger gegenüber der neuen und damit „unerprobten“ Gemeinschaftswährung Europas profitieren und von 1,6120 Franken je Euro auf bis zu 1,4453 Franken je Euro aufwerten, so hat sich dieses Bild inzwischen gerade ins Gegenteil verkehrt. Inzwischen sind 1,6680 Franken nötig, um einen Euro erwerben zu können. Das sind knapp 16 Prozent mehr als im Kurstief im September der Jahres 2001, als die Währung der Schweiz nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York zum vorerst letzten Mal ihre Eigenschaft als „Krisenwährung“ zeigen konnte. Der Trend des Wechselkurses zwischen Euro und Franken zeigt weiterhin nach oben und deutet damit auf die anhaltende Schwäche der Schweizer Währung hin. Die kurze, deutliche Zwischenerholung der Kreditkrise ist inzwischen mehr als ausgeglichen worden. Das dürfte kaum verwundern. Denn obwohl die Finanzinstitute immer noch unter den Folgen der Kreditkrise leiden und ausgelagerte Kredite in ihre Bücher integrieren müssen - das führt dazu, dass die Kapitalbasis stärker als bisher belastet und damit das Kreditangebot verknappt wird - und obwohl immer mehr Institute mit immer größeren Megaabschreibungen auf den Markt kommen - gerade in den Vereinigten Staaten dürften die größten Positionen noch lange nicht offen gelegt sein, obwohl sie genau da liegen -, ist an den internationalen Finanzmärkten inzwischen der allgemeine Optimismus wieder mit voller Wucht zurückgekehrt und hat den Risikoappetit neu belebt. | Das zeigt sich insbesondere auch an den so genannten Carry Trades, die darin bestehen, sich in Währungen mit niedrigen Zinsen zu refinanzieren, um die aufgenommenen Mittel in Währungsräumen mit hohen Zinsen oder höher rentierlichen Finanzmärkten zu investieren. Davon profitieren Währungen wie der ungarische Forint, der südafrikanische Rand oder auch die türkische Lira. Der Franken ist zur schwächelnden Finanzierungswährung geworden Auf der anderen Seite geraten in diesem Umfeld niedrige verzinsliche Währungen in die Defensive. Dazu zählt insbesondere der japanische Yen und nicht zuletzt auch der Schweizer Franken. Mit einem Zinsniveau von 2,86 Prozent auf Drei-Monatsbasis und einer Rendite von 3,05 Prozent bei Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren ist die Anlage am Schweizer Zinsmarkt für internationale Anleger wenig interessant. Dafür ist die Refinanzierung umso attraktiver. Das gilt nicht nur für große Investoren, sondern in Österreich und Ungarn wurden große Teile der dort in den vergangenen Jahren erbauten Immobilien in Franken finanziert. Die so genannten „Carry Trades des kleinen Mannes“ trugen und tragen damit dazu bei, dass die Schweizer Währung immer schwächer gegen den Euro wird. Daran dürfte sich in optimistischen Zeiten mit hohem Risikoappetit wenig ändern, zumal die Schweizer Nationalbank trotz der im internationalen Vergleich sehr hohen Preise in der Schweiz darauf bedacht ist, mit ihrer Zinspolitik hinter den Bewegungen der Europäischen Zentralbank zurückzubleiben. Denn der Zinsvorteil führt bei den Schweizer Unternehmen zu regen Geschäften. Aus diesem Grund dürfte der Abwertungstrend des Schweizer Frankens noch deutlich weiter laufen können. An den Termibörsen sind die Positionen gegenwärtig zwar nicht gegen den Franken gerichtet. Allerdings sollte die Bedeutung der Währungs-Terminkontrakte nicht überbewertet werden. Denn der Devisenhandel läuft nur zu einem sehr geringen Teil über die Terminbörsen. | Ändern würde sich der Abwertungstrend erst, wenn es an den internationalen Finanzmärkten zu neuen Turbulenzen und möglicherweise zur Korrektur der immer größer werdenden Ungleichgewichte - sie zeigen sich unter anderem an den aufgrund unfreier Wechselkurse massiv zunehmenden Währungsreserven in weiten Teilen der Welt - kommen sollte. Quelle: faz.net
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