Nun, ich traue dem Braten bei Wallstreet Online noch nicht so recht. Da werden mir in letzter Zeit zu oft Postings kassiert, oft unter fadenscheinigen Begründungen, manchmal aber muss auch die stümperhaft umgeschriebene Software f Mr. Riplay ( nach Tippfehler Durch-Blicker ) --ý Mr. Re-Play
O-Ton Mr. Ripley:
"Ich bin froh, eine zweite Chance zu bekommen, und das solltet Ihr auch!"
Manchmal wissen die von Mr. Ripley aus dem Buch "DIE WEISHEIT DER VIELEN" beschriebenen VIELEN aber leider gar nicht, wie weise sie sind.
Wenn iQ Power oder die Mods hier im Forum nur wüssten, was man so alles im iQ Power-Thread bei w : o weiss..
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Zitat aus Posting # 47470 von Mr. Ripley 17.05.08 19:31:35
Man beachte: [...]Die Masse ist dumm, dumpf und gefährlich. Dieses verbreitete und von Wissenschaftlern gestützte Urteil ist falsch. Wahlumfragen, Pferdewetten, der Publikumsjoker bei Günther Jauch, Google oder Millionen Steuerzahler belegen: Die Menge entscheidet in der Regel intelligenter und effizienter als der klügste Einzelne in ihren Reihen. Ihre Problemlösungen greifen besser als die von Experten. Vorausgesetzt, jeder Einzelne denkt und handelt unabhängig, die Gruppe ist groß und vielfältig, und sie kann darauf vertrauen, dass ihre Meinung wirklich zählt.[...]
Und das ist der springende Punkt um den es geht....
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In der Prognose-Theorie nennt man diesen Ansatz "Delphi-Methode", nach dem Orakel von Delphi.
Es gibt schon etwas länger zurückliegende wissenschaftliche Studien zum Thema "Insolvenzprognose", die sich mit der Frage beschäftigten, ob sich die Progonosegenauigkeit von Anlageberatern im Hinblick auf eine Insolvenzprognose verbesserte, wenn sie sich Bilanzkennzahlen von ihnen unbekannten Unternehmen anschauten, die in Bankkreisen als Risikoindikatoren verwendet werden.
Eine dieser Prognosestudien war ausschliesslich gerichtet auf die Frage, ob das jeweils ( auch ) anhand solcher Prognosekennzahlen betrachtete Unternehmen wohl innerhalb eines Jahres insolvent werden könnte. Dabei wurden diese vier Kennzahlen zuvor aus den Jahresabschlüssen des letzten Jahres vor Eintritt der Insolvenz bei den in der Studie betrachteten 6 Pleiteunternehmen abgeleitet, während die anderen 6 der betrachteten 12 Firmen als definitiv dieses kommende Jahr gesund überlebend für Vergleichszwecke in die betrachtete Stichprobe mit einbezogen worden waren.
( Für speziell Interessierte, hier die Quelle: KENNEDY, Henry A.: A Behavioral Study of the Usefulness of Four Financial Ratios, in: Journal of Accounting Research (JAR), Chicago, Illinois, 1975, S. 97-116 )
Als Ergebnis dieser Studie zeigte sich, daß sich die Prognosegenauigkeit des tatsächlichen Liquiditätsstatus mit Hilfe dieser vier Kennzahlen erhöhte, und daß auch ohne Kenntnis der untersuchten Firmen ( also auch ohne "Background-Knowledge" die Anlageberater bei Zusammenfassung ihrer Urteil zum Teil höhere Trefferquoten erreichten, als sie zufallsprognosen bei einer 1:1-Stichprobenzusammensetzung ( 50% pleite, 50% gesunde Firmen ) erwarten könnten. Jedoch wirde dies im wesentlichen darauf zurückgeführt, daß die Expertenprognose erst durch die Gesamtheit der Urteile der 24 Teilnehmer des Experioments gebildet wurde. Nicht überraschen dürfte die Tatsache, daß wegen der zugrundegelegten Jahresabschlüsse von 1 Jahr vor Insolvenzeintritt die Kennzahl Eigen- zu Fremdkapital die größten Trefferquoten bei der Bestimmung der Pleiteunternehmen erzielte ( je nach Branche 50%, 92%, 88% ) und auch sonst sich als die erfolgreichste Kennzahl herausstellte.
In einer weiteren Studie von LIBBY mussten 43 Kreditexperten aus 12 Banken prognostizieren, ob 30 Unternehmenspaare aus einer vorher schon einmal vorgenommenen Insolvenzprognosestudie innerhalb von 3 Jahren insolvent werden würden. Jedes der 30 solventen und 30 insolventen Unternehmen mußte gesondert klassifiziert werden. Beurteilungsgrundlage waren fünf finanzwirtschaftliche Kennzahlen, deren Eignung für Insolvenzprognosen sich in früheren Studien bereits herauskristallisiert hatte. Den Kreditexperten wurde jedoch im Unterschied zu den Vorläuferstudien mitgeteilt, daß die Hälfte der zu beurteilenden Unternehmen bereits als insolvent feststünde. Die einzeln befragten Kreditexperten konnten daraufhin im Durschnitt 44,4 ( oder 74,4%) der 60 zu analysierenden Unternehmen im Hinblick auf ihren tatsächlichen Liquiditätsstatus richtig klassifizieren.
Allerdings variierte die richtige Klassifizierung unter den einzelnen Experten zwischen 27 bis 50 ( 45% bis 83,3%) richtigen der 60 vorzunehmenden Klassifizierungen. Bemerkenswert ist auch hier der Effekt, daß die Prognosegenauigkeit auf 49 oder 81,7% der 60 Klassifizierungen erhöht werden konnte, indem die einzelnen Unternehmen jeweils nach der Mehrzeahl der Urteile der 43 Kreditexperten klassifiziert wurden.
( Quelle: LIBBY, Robert: Accounting Ratios and the Prediction of Failure: Some Behavioral Evidence, in: JAR, Vol. 13, No. 1, Spring 1975, S. 150-161 )
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In diesem Sinne - lasst jeden vermeintlichen Experten hier zu Wort kommen. Ignorieren kann man ihn mit Hilfe der Ignore-Taste, dazu brauchen wir eigentlich keinen Aufpasser, der sich nur gelegentlich hier blicken lässt, dann aber für viel Wirbel sorgt.....
Wieso ich glaube, zu diesem Thema "Insolvenzprognose" ein Experte zu sein...
Nun, ich habe schon 1978 eine Diplomarbeit zum Thema "Die Zuverlässigkeit von Insolvenzprognosen auf der Basis publizierter Jahresabschlüsse" geschrieben, aus der ich gerade ein wenig geplaudert habe.
Der vorletzte Absatz dieser Arbeit von 122 Seiten endete übrigens mit folgendem Resümee:
Es bleibt daher eine Frage der persönlichen Erfahrung und Einschätzung der zukünftigen Situation, ob die mit den Jahresabschlußdaten gewonnenen Hinweise ausreichen, mit einigen Erfolgsaussichtgen an den späteren Eintritt des subjektiv oder statistisch-objektivierten prognostizierten Ereignisses zu glauben.
Und den letzten Absatz habe ich von Ulrich LEFFSON aus seinem Lehrbuch Bilanzanalyse, Stuttgart 1976, S. 217 übernommen:
Sowohl die Jahresabschlussanalyse als auch die darauf aufbauende Insolvenzprognose besitzen "keine elegenaten, aussagefähige(n) Instrumente, wie sie in der modernen Wirtschaftstheorie geschätzt werden. ... Theoretisch abgeleitete Ergebnisse erlauben stets nur mit Vorsicht und Intuition Aussagen über die Realität. Ungewißheit über die Zukunft gehören zu den Wesensmerkmalen der Wirtschaft und damit der Wirtschaftswissenschaft."
TJA, DAS WAR MEIN WORT ZUM SONNTAG - UND ZUM AUSGANG DES IQ-MARATHONS. UND MEIN WUNSCH IST KLAR: MÖGE DIE ÜBUNG GELINGEN ( DAS WIR IN WENIGEN TAGEN UNS NICHT MEHR MIT DEM DAUERBRENNER "INSOLVENZWETTE" BESCHÄFTIGEN MÜSSEN....
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