Quelle: WELT ONLINEBörsen Konjunkturangst zieht Kurse in die Tiefe5. September 2008, 20:36 Uhr Schlechte Konjunkturdaten aus den USA und Deutschland haben für eine Talfahrt an der Börse gesorgt: Das deutsche Leitbarometer Dax sackte zeitweise unter 6100 Punkte und schloss auf dem niedrigsten Wert seit Mitte Juli. Ökonomen sehen Deutschland bereits am Rande einer Rezession. Foto: DPA Negative Prognosen für die Börse: Analysten sehen im dritten Quartal erneut eine schrumpfende Wirtschaft Video mehr Videos Vor allem der Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den USA drückte auf die Laune der Investoren. Die Arbeitslosenquote stieg dort auf 6,1 Prozent im August nach 5,7 Prozent im Juli. Die zurückgehende Produktion der deutschen Industrie verursachte zusätzlichen Druck auf hiesige Aktien. Erstmals seit fast fünf Jahren produzierten die Unternehmen weniger als im Vorjahresmonat. Analysten sehen Deutschland bereits am Rande einer Rezession. „Die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass wir im dritten Quartal erneut eine schrumpfende Wirtschaft sehen werden“, sagte Postbank-Analystin Fabienne Riefer. Auch die Commerzbank geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September das zweite Quartal in Folge sinkt. Damit würde Deutschland nach gängiger Definition in einer Rezession stecken. Schon am Donnerstag hatte die Erwartung schlechter Arbeitslosenzahlen in den Vereinigten Staaten die Börsen belastet. Die Befürchtungen bestätigten sich. Ökonomen erklärten denn auch, die Entwicklung ähnele immer mehr derjenigen in früheren Rezessionen. Seit Dezember 2007 seien in den USA insgesamt 605.000 Stellen abgebaut worden. Ängste verursacht auch eine sich wegen teurer Energie immer deutlicher abzeichnende Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Den Dow-Jones-Index zwangen die negativen Konjunkturerwartungen schon am Donnerstag in die Knie. Der Index schloss mit einem Minus von fast drei Prozent. Am Freitag setzte sich der Abwärtstrend zunächst fort, bevor eine leichte Erholung einsetzte. Auch der Dax hatte die Talfahrt schon am Donnerstag begonnen und fast drei Prozent verloren. Erschwerend kommt hinzu: Viele Anleger rechnen mit einer Zinsanhebung in Europa. Denn unabhängig vom kräftigen Ölpreisrückgang sehen die EZB-Notenbanker keinen Grund zur Entwarnung an der Preisfront. „Die Teuerung ist besorgniserregend hoch. Einige Inflationsrisiken der Vergangenheit sind mittlerweile Realität“, sagte EZB-Ratsmitglied Jürgen Stark. Gerade jetzt sei es entscheidend, auf Preisstabilität zu achten.
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