Euro-Phobie in England ungebrochen

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neuester Beitrag: 25.04.21 11:02
eröffnet am: 07.01.09 15:51 von: n1608 Anzahl Beiträge: 5
neuester Beitrag: 25.04.21 11:02 von: Sabrinapmjva Leser gesamt: 4711
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07.01.09 15:51
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4934 Postings, 8879 Tage n1608Euro-Phobie in England ungebrochen

Die armen Briten tun mir mitlerweile nur noch leid. Halten sich immer noch für's große Empire, obwohl ihr Einfluss nicht mal mehr der einer Mittelmacht entspricht. Dieser falsch verstandene Nationalismus treibt daher auch weiterhin, wie ich finde, skurile Blüten. Anstatt in der aktuellen Situation ernsthaft über die Einführung des Euros nachzudenken, bleibt man bei seiner Euro-Phobie. Dazu gibt es einen höchst interessanten Artikel aus Spiegel-online.

TROTZ PFUND-ABSTURZ England bekennt sich zu seiner Euro-Phobie
Von Carsten Volkery, London - Spiegel-online

Schock auf der Insel: Skifahren in den Alpen ist für Briten plötzlich unbezahlbar, der Sommerurlaub an der Costa Brava in Gefahr. Das Pfund, einst die teuerste Währung der Welt, ist nur noch etwas mehr als einen Euro wert. Doch das Gemeinschaftsgeld wollen die Briten trotzdem nicht.

London - Sterling-Schock, Pound Zero, Ein-Pfund-Euro - seit Wochen malt sich der britische Boulevard mit wohligem Schaudern das nahende nationale Trauma aus. Es gab Momente, da schien es bereits so weit: Der stolze Sterling, überflügelt vom einst als "Toilettenwährung" verspotteten Euro . In den vergangenen Tagen konnte sich das taumelnde Pfund leicht erholen, aber das P-Wort bleibt in aller Munde: Parität.

Die ersten heimkehrenden Touristen berichten, dass sie in der Wechselstube weniger als einen Euro für ein Pfund bekommen haben. Die "Sun" rechnete ihren Lesern vor, dass die "Booze Cruise" genannte Bier- und Wein-Einkaufstour über den Ärmelkanal sich nicht mehr lohne, weil der Alkohol in Frankreich jetzt viel teurer sei. Und selbst der linksliberale "Guardian" fragte bang: "Mamma mia, sind wir jetzt ärmer als die Italiener?"

Rund ein Viertel seines Werts hat das Pfund im vergangenen Jahr gegenüber dem Euro eingebüßt. Zu Beginn dieser Woche wurde der Abwärtstrend zunächst gestoppt, weil die Märkte mit einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen und gegen den Euro wetten. Doch das Pfund bleibt unter Druck, weil Großbritannien besonders von der Finanzkrise getroffen ist.

Das schwache Pfund lässt nun die Euro-Befürworter auf der Insel hoffen. Erstmals seit Jahren wittern sie eine Gelegenheit, die traditionelle Europhobie ihrer Landsleute zu durchbrechen. Ein starker Euro, spekulieren sie, macht das Angebot attraktiver. Passend dazu wird kommende Woche in London ein Bericht vorgestellt: "10 Jahre Euro - neue Perspektiven für Großbritannien". Tenor der rund 30 Beiträge von Politikern, Professoren und Meinungsmachern: Es ist Zeit, den Euro einzuführen.  Davor ist die Labour-Regierung bisher immer zurückgeschreckt. Premierminister Gordon Brown war bereits als Finanzminister unter Tony Blair ein entschiedener Euro-Gegner, weil er das britische Wirtschaftsmodell für überlegen hielt. Und auch jetzt, da der angelsächsische Finanzkapitalismus diskreditiert ist, will er keine gefährlichen Gerüchte aufkommen lassen. Als EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso jüngst frohlockte, wichtige Leute in der britischen Regierung dächten über die Einführung des Euro nach, wurde dies eilig dementiert. Als Quelle vermuteten die oppositionellen Tories sofort Wirtschaftsminister Peter Mandelson, früher EU-Kommissar und bekennender Euro-Fan.

Browns Vorsicht hat gute Gründe: Das Gerede über den Euro ist eine Steilvorlage für die konservative Opposition und die ihnen nahe stehende Presse. Leute wie Mandelson redeten "den Sterling runter", schimpfte der Schattenaußenminister der Tories, William Hague, in der "Sun".

71 Prozent der Briten gegen den Euro-Beitritt

Die Tories wissen die Bevölkerung in dem Punkt hinter sich. An der breiten Abneigung gegen den Euro hat sich bislang nichts geändert. "Währungsschwankungen können die Liebe der Briten zum Pfund nicht erschüttern", sagt Martin Boon, Meinungsforscher von ICM. Für viele sei die eigene Währung gleichbedeutend mit nationaler Unabhängigkeit. Boons Institut hat kurz vor Weihnachten eine Umfrage gemacht. 71 Prozent der Befragten waren gegen einen Beitritt Großbritanniens zur Eurozone. Nur 15 Prozent sagten, sie seien aufgrund des schwachen Pfundes offener für den Euro.

Die Ergebnisse kommen für Meinungsforscher nicht überraschend. "Die unterschwellige Feindseligkeit gegen den Euro sitzt tief", sagt Graig Baker vom Meinungsforschungsinstitut Comres. Besonders die mittleren und unteren Schichten lehnten ihn ab. Nationalstolz spiele eine Rolle, aber mehr noch schlichter Konservatismus, eine Abneigung gegen Neues. Wer außerdem nicht viel verreise, habe keine positiven persönlichen Erfahrungen mit dem Euro.

Baker will nicht ausschließen, dass die öffentliche Meinung sich in den kommenden Monaten noch verschiebt, wenn die Rezession richtig spürbar wird. Doch hält er einen grundlegenden Meinungsumschwung für unwahrscheinlich. "Die Leute sehen das Pfund nicht primär unter finanziellen Gesichtspunkten", sagt er.

Die Rezession liefert sogar neue Argumente gegen die Gemeinschaftswährung. Statt in den Euro zu flüchten, empfehlen Ökonomen der Regierung, die Vorteile des schwachen Pfunds zu nutzen: Billige Exporte und mehr Inlandstourismus können die Konjunktur ankurbeln. Gerade in der Rezession sei eine eigene Währung sehr nützlich, sagt Iain Begg, Professor an der London School of Economics. Einen raschen Euro-Beitritt hält der Euro-Befürworter daher für falsch: In der Krise brauche man eine flexible Geldpolitik, der Euro sei eher ein langfristiges, strategisches Projekt. "Wir sollten den Euro nicht einführen, bloß weil wir Probleme haben", sagt Begg.

An eine größere Bewegung für den Euro glaubt er nicht. "Es mag noch eine Diskussion im Sommer geben, wenn die Massen an die spanischen Strände fahren und das Pfund sich bis dahin nicht erholt hat", sagt Begg. "Aber bisher haben nur die Wohlhabenden das Problem, dass das Skifahren teurer geworden ist".  

08.01.09 13:38

4934 Postings, 8879 Tage n1608Ein weiterer Akt der Verzweifelung

Bank of England senkt Leitzinsen erneut
13:09 08.01.09

London (aktiencheck.de AG) - Die Bank of England hat im Rahmen ihrer turnusmäßigen Sitzung vom Donnerstag erneut die Leitzinsen gesenkt.

Wie aus einer Pressemitteilung der britischen Notenbank hervorgeht, hat der Geldpolitische Rat eine Absenkung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent beschlossen.

In diesem Zusammenhang wurde auf die anhaltend schwierige konjunkturelle Gesamtlage verwiesen. Bereits am 4. Dezember 2008 hatte die britische Notenbank die Leitzinsen um 1,0 Prozentpunkte auf 2,00 Prozent abgesenkt.  

08.01.09 13:46

6741 Postings, 5656 Tage MarlboromannEngalnd ist Finanzplatz also richtig gebeutelt

England ist eine kleine offene Volkswirtschaft mit der höchsten Kredithebelung aller Industriestaaten und damit besonders stark von der Finanzkrise getroffen worden.  

08.01.09 14:07

40350 Postings, 6609 Tage biergotttiefster Stand seit 1694....

http://news.onvista.de/...E_RANGE=today&NEWS_LANG=de&ID_NEWS=93696474
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Am 04.04. schenke ich der Kanzlerin ein leckeres Sachsengold Landbier!!

19.01.09 16:37

1035 Postings, 7575 Tage GlücksteinDie Abwertung muss ja nicht schlecht sein

In England war sowieso alles überteuert. Für ein Pfund kann man weniger kaufen als für einen Euro.

Am Extremsten ist es bei Immobilien.  

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