noch sein Schnäpperle halten, recht unwahrscheinlich, dass er jemals eine Bohrung seiner ENRO altersbedingt erleben wird.
„Ich kann nur Energie-Gewinnung" - Redaktionsgespräch -
Am Donnerstag war Dr. Karlheinz Bund zum SR-Redaktionsgespräch auf dem Saarbrücker Halberg. Der Gründer und Vorsitzende des Verwaltungsrats der ENRO Energie SE gab Einblicke in die Planungen für das erste Geothermie-Kraftwerk im Saarland.
(04.02.2010) „Ich kann nur Energie-Gewinnung, hab nie was anderes gemacht. Ich weiß bis heute nicht, wie Fußball geht“, das sagt Dr. Karlheinz Bund. Er ist gebürtiger Saarlouiser und war schon in den Vorständen der Steag und der Ruhrkohle AG. Jetzt hat der 85-Jährige die ENRO Energie SE gegründet, eine börsennotierte Firma, die Geothermie-Kraftwerke zur Strom- und Wärmegewinnung in industriellem Stil bauen will. Wie funktionieren die Geothermie-Kraftwerke von ENRO Energie?
Wie Karlheinz Bund im Redaktionsgespräch erklärte, greifen seine Kraftwerke die Wärme aus Tiefen von 4000 bis 5000 Metern ab. Dort herrschen Temperaturen von ca. 170 Grad Celsius. Zwei Bohrungen werden vorgenommen. In eines der Bohrlöcher wird kaltes Wasser gepumpt. In 4000 Metern Tiefe wird es über Risse im Gestein fein verteilt und dadurch erwärmt. Das Wasser wird dann ins zweite Bohrloch geführt und nach oben gepumpt, wo ein Wärmetauscher und eine Dampfturbine betrieben werden. Die Technik habe wenig mit herkömmlichen Wärmepumpen für den Hausgebrauch zu tun, sie orientiere sich an Erdöl-Bohrungen. ENRO Energie arbeite deshalb auch mit Weatherford International zusammen, der viertgrößten Erdöl-Bohr-Firma. Was sind die Vor- und Nachteile?
Die Kraftwerke arbeiteten CO2-frei, die Energie sei immer verfügbar, man könne zusätzlich zum Strom auch Wärme liefern, so Karlheinz Bund. Ein Geothermie-Kraftwerk der ENRO Energie koste mindestens 75 Millionen Euro. Das sei mehr als ein herkömmliches Kraftwerk (hier liegen die Kosten bei etwa 25 Millionen). Allerdings gebe es bei ENRO-Kraftwerken keine Folgekosten mehr. Der Strom für die Pumpen würde im Kraftwerk selbst hergestellt.
Die Lärm-Belastung während der Bohr- und Bauphase entspreche der einer Großbaustelle. Danach gebe es eine geringe Lärmbelastung durch die Gebläse der Kühltürme. Allerdings sei es möglich, die Kraftwerke auch in unbewohnten Gebieten zu errichten. Zudem seien die Gebäude sehr viel kleiner als herkömmliche Kraftwerksgebäude. SR: Was ist das Besondere an dem Konzept von ENRO Energie?
Laut Karlheinz Bund ist nicht die Technik neu, sondern der industrielle Ansatz. „Wir konnten kein Patent anmelden, weil die Technik nicht neu ist. Wir wollen mit unserem Strom aber wettbewerbsfähig werden, also billiger sein als andere.“ Dazu will Karlheinz Bund kleine Kraftwerke in großer Stückzahl dezentral errichten. SR: Was ist mit Problemen, die durch Bohrungen auftauchen können, wie in Basel, Staufen oder Wiesbaden?
Karlheinz Bund zeigte sich überzeugte davon, dass in diesen Fällen handwerkliche Fehler gemacht wurden, die vermieden hätten werden können. In Basel hätte man gar nicht bohren dürfen, weil es sich um Erdbebengebiet handelt und die Gesteinstruktur ungeeignet sei. Gleiches gilt für Staufen, wo abzusehen gewesen sei, dass die unterirdische Gipsschicht bei Wasserkontakt zu quellen beginnt. Im Fall von Wiesbaden habe ein Ventil gefehlt. Im Übrigen sei ENRO Energie gegen Schäden versichert. SR: Wo soll das erste Geothermie-Kraftwerk im Saarland entstehen?
In Frage kommt laut Karlheinz Bund der Standort Rilchingen. Das geplante Thermalbad dort brauche Wärme. Diese könne von einem Geothermie-Kraftwerk kommen.
Am Montag, dem 8. Februar 2010, findet die Gründungsversammlung der Saarland Geothermie KG statt. Dabei wird ein Kooperationsvertrag zwischen der ENRO Energie SE und dem Geothermie-Zentrum Bochum unterzeichnet. Ziel ist der Bau des ersten Geothermie-Kraftwerkes auf der Basis von Tiefengeothermie im Saarland.
Karlheinz Bund stellte aber auch klar, dass er kein Kraftwerk im Saarland gegen den Willen der Anwohner errichten will.
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