Ja, du hast ja teilweise schon Recht. Aber schau dir das nochmal genauer an. Durch die Anleihekäufe kommt kein neues Geld direkt in die Realwirtschaft. Aber es kommt damit neues Geld in die Staatshaushalte und damit ist es schon ein ganzes Stück näher an der Wirtschaft… ABER: Jetzt kommst du wieder zum Zug! Die Staaten müssen ständig Zinsen und Anleiheablösungen für die Überschuldung zahlen. Das zwingt die Staaten dazu den größten Teil des neuen Geldes wieder an die Banken zurückzuschieben. Ein kleiner Teil des neuen Geldes hält die Staaten am Leben der Rest kommt nicht in den Umlauf. Das Verhältnis dabei wird immer schlechter. Es wird immer schwieriger für die Staaten genügend Geld fürs weitermachen zu bekommen. Ja, die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt dramatisch und das auch noch immer schneller!
Momentan haben wir keine Deflation da durch die Anleihekäufe immer noch genügend Geld in die Realwirtschaft gelangen kann. Aber es wird immer enger, da hast du Recht. Aber du kannst unsere Lage nicht 1:1 mit der in Japan vergleichen. Damit Modell Japan bei uns funktionieren kann müssen zwei Voraussetzungen stimmen: 1. Der Staat muss so viel Geld bekommen, dass er sich weiter finanzieren kann und alle Schulden bedienen kann. Genügend Geld zu entsprechend niedrigen Zinsen! 2. Die Geldgeber müssen sich, je weiter das System jetzt fortschreitet mit immer geringeren Renditen zufrieden geben.
Hier gibt es aber ein Problem! Japan ist nicht am internationalen Kapitalmarkt sondern beim eigenen Volk verschuldet. Das ist bei uns nicht so. Die europäischen Staaten sind darauf angewiesen das Investoren die nur auf Rendite und Ausfallsicherheit schauen Geld liefern, dass sie jederzeit weltweit investieren können, wo sie wollen. Ein Land bei dem es unsicher ist, dass es seine Schulden dauerhaft zahlen kann hat dabei sehr schlechte Karten! Wenn es unsicherer wird werden erst mal die Renditen hochgeschraubt bevor der Geldhahn dann ganz zugedreht wird. Wie sagt Herr Schäuble immer so schön: „Das Vertrauen der Märkte….“. Ja, die Politik versucht sich im Moment daran uns zu „japanisieren“.
@Deflation-kommt, dein Szenario kann meiner Meinung nach nur funktionieren wenn die privaten Investoren plötzlich zu einer Art patriotischem japanischen vermögenden Bürger mutieren würden. Das würde nur mit Zwang gehen. Meiner Meinung nach können die europäischen Regierungen diesen Zwang kaum aufbauen, weil sie sich nicht einig sind! Siehe derzeitige Diskussion über die Finanzmarkttransaktionssteuer… Alternativ könnten die europäischen Staaten das Geld von Ihren eigenen reichen Privatleuten holen (Da sind sie sich aber nicht mal innerhalb der Länder einig). Das hätte dann einen Inflationsschub zur Folge. Aber Inflation ist ja bekanntlich nicht so schlimm wie Deflation!
Noch was @Deflation-kommt. Warum versuchst du uns immer auszureden, dass in den letzten Jahren die Preise gestiegen sind? Das ist doch definitiv so, ist aber auch kein Argument gegen deine kommende Deflationssicht. Du nennst dich ja auch „Deflation-kommt“ und nicht „Deflation-ist“. Preise für Waren bei denen der technische Fortschritt und damit der Konkurrenzdruck es ermöglicht sind gefallen (Telefonrechnung usw.), ALLES andere ist gestiegen. Wenn man das im Warenkorb der offiziellen Inflationszahlen korrekt berücksichtigen würde wären wir jetzt bei einer offiziellen Inflation von mehr als 3%. Wir haben jetzt definitiv eine Inflation, was die Zukunft bringt ist eine andere Frage!
Im Hinblick auf die Inflation aus Sicht einer langfristigen Geldanlage ist auch noch wichtig warum ich das Geld für später zurücklegen will. Ich glaube die allerwenigsten von uns wollen damit später ihre Telefonrechnung bezahlen!
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