Wer nach der Ergebnisveröffentlichung gehofft hatte, dass sich die Nervosität, die Aixtron seit Monaten umgibt, legt, sieht sich getäuscht. Die Aktie zählt im TecDAX weiter zu den volatileren Papieren. Am Freitag schloss Aixtron mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 10,40 Euro, im Tagesverlauf waren aber zeitweise 11,11 Euro für einen Anteilsschein bezahlt worden. Am Tag zuvor war die Aktie von 10,70 auf 11,57 Euro marschiert, nur um anschließend bis auf 10,60 Euro durchgereicht zu werden.
Die Nervosität kommt nicht von ungefähr. Zwar hat das Management nach den schwachen Q3-Zahlen die im September reduzierten Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Am Markt wird jedoch spekuliert, dass diese Einschätzung zu positiv sein könnte. Die Bewertungskluft in den Analystenkommentaren trägt zur Verunsicherung bei.
Von Kaufen bis Verkaufen ist alles dabei
So hat Goldman Sachs sein "Buy" für Aixtron am Freitag bestätigt. Das Kursziel beträgt 15 Euro. Die Analysten räumen ein, dass der Maschinenbauer beim operativen Ergebnis hinter den Erwartungen zurück geblieben ist. Auch sei es noch zu früh, den Beginn eines neuen Wachstumszyklus (allgemeine Beleuchtung) auszurufen. Allerdings sei die Aktie mittlerweile so günstig bewertet, dass sich ein positives Chance-Risiko-Verhältnis ergebe.
Zu einem völlig anderen Ergebnis kommt der WestLB-Banker Adrian Hopkinson, der Aixtron jetzt zwar nicht mehr als klaren Verkaufskandidaten einstuft. Sein "Reduce" dürfte indes nur von Berufsoptimisten als Meinungsumschwung interpretiert werden. Die Anhebung des Kursziels von 9,00 auf 9,20 Euro passt ins Bild eines skeptischen Analysten im „Show me"-Modus. Für die Jahre 2012 und 2013 hat Hopkinson die Gewinnprognosen gesenkt.
Zurückhaltend äußert man sich auch bei HSBC. Analyst Christian Rath verweist auf ein starkes Schlussquartal, das Aixtron nun benötige, um die Prognosen für das Gesamtjahr erfüllen zu können. Sein Votum: "Neutral" mit Kursziel 11,00 Euro.
Aixtron-Chef Paul Hyland hat bei der Q3-Vorlage ein schwieriges Marktumfeld für LED-Produzenten eingeräumt, für 2011 aber einen Gesamtumsatz von 600 bis 650 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Soll zumindest der untere Schätzwert der Umsatzspanne erreicht werden, muss der Anlagenbauer die Erlöse im vierten Quartal auf 130 Millionen Euro steigern. Der Kalkulation liegen Einnahmen unter anderem für Ersatzteile von elf Millionen Euro zugrunde sowie 118 bis 168 Millionen Euro, die Aixtron durch den Abbau des Auftragsbestandes (Stichtag: 245 Millionen Euro) erreichen will.
Sollte sich die Marktlage weiter verschlechtern, müsste der Konzern hier unter Umständen noch einmal nachbessern. Die Wucht, mit der Aixtron vom Nachfrageeinbruch überrascht wurde und die zu der massiven Umsatz-und Gewinnwarnung im September führte, lässt dieses Szenario nicht völlig unwahrscheinlich wirken.
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