Ich sehe Bastei Lübbe tatsächlich irgendwo auch als "Herzensangelegenheit" - aber nicht nur 😉. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als hier von vielen Teilnehmern einhellig das Ende des Unternehmens propagiert wurde und ich ausgelacht und angemacht wurde, weil ich das anders gesehen habe (bzw. meinten einige hier, dass ich ja mit Sicherheit für mein Geschreibsel hier von Bastei Lübbe bezahlt werden würde).
Klar war das damals eine knifflige Situation für das Unternehmen und ich war heilfroh, dass ich meinen gewaltigen Überbestand, den ich aufgebaut hatte, um meine Einstandskurse zu verbilligen gottseidank ohne Verluste wieder losgeworden bin.
Und nun hat Bastei Lübbe auch noch Daedalic verkauft und ist der "reine Verlag", über den ich mich von Anfang an gefreut hätte.
Zudem, immerhin geht es ja auch um Zahlen, sieht es auch dank der Tätigkeit des nun scheidenden Vorstands wirtschaftlich deutlich besser aus als noch vor Jahresfrist. Man hat die Verschuldung reduziert, die Effizienz des Unternehmens gesteigert, die Risiken in der Bilanz drastisch reduziert und steuert Richtung "nachhaltige Gewinne" - und mMn auch Dividende.
Es ist übrigens nicht ganz richtig, dass ein Unternehmen mit hohen Verlustvorträgen keine Dividende ausschütten kann. Vielmehr kann man die aufgelaufenen Bilanzverluste durch eine Entnahme aus der Kapitalrücklage ausgleichen um die Dividendenfähigkeit herzustellen.
Ich gehe davon aus, dass Bastei Lübbe das auch machen wird - der Bilanzverlust beträgt zum 30.09. im Konzern noch 6 Mio Euro, die Kapitalrücklage noch 26 Mio Euro - insofern wäre eine Verrechnung durchaus möglich. Nicht für das abgelaufene Geschäftsjahr aber vielleicht für das laufende oder, falls dieses noch zu sehr durch Corona belastet wird, für das kommende.
In dieser Situation sehe ich keinerlei Veranlassung wegen einem möglichen kurzfristigen Veräußerungsgewinn die langfristig guten Perspektiven (jedenfalls sehe ich die so) des Unternehmens "sausen" zu lassen.
Zumal ich nach wie vor auch nicht ansatzweise erkennen kann, was Zeitfracht mit Bastei Lübbe anfangen möchte. Insofern gehe ich bis zum Beweis des Gegenteils mal davon aus, dass Zeitfracht BL nur als strategisches Finanzinvestment sieht. Mehr gibt die gestrige Meldung eigentlich auch nicht her.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass z.B. Frau Lübbe Interesse daran hat, den Verlag ausgerechnet jetzt zu verscherbeln (da hätte es günstigere Momente gegeben) - in ein paar Jahren dürfte der Kurs immer noch mindestens genauso hoch stehen wie heute (mMn sogar um einiges höher), sofern sich das Unternehmen wirtschaftlich weiter stabilisiert, wovon ich ausgehe, und zudem kassiert sie dann auch noch Dividenden.
Eine Veranlassung für sie oder andere langfristig orientierte Aktionäre die jeweilige Beteiligung quasi zum Buchwert zu verkaufen, dürfte es daher nicht geben. Man hat eine richtig schlechte Zeit hinter sich gebracht und grade als es wieder aufwärts zu gehen scheint, soll man sich von der Aktie und dem darin enthaltenen Potential verabschieden? Etwas anders sieht die Lage für Trader aus -aber deren Bestände dürften bald auch "ausverkauft" sein. Alle diejenigen,die sich bewusst an einem Unternehmen und dessen Perspektiven beteiligen wollen und nicht ausschließlich den schnellen Euro machen wollen, wären mMn schlecht beraten, für 2,50 Euro oder 2,80 Euro ihre Aktien an ein Unternehmen abzugeben, das sich über die günstigen Einstandskurse sicher sehr freut - aber eigentlich mit einem Verlag nix am Hut hat und das Unternehmen aus Unkenntnis über die Branche nachher noch in Gefahr bringt - dass man sich mit dem Engagement in Branchen, von denen man nur geringe Ahnung hat, oft keinen Gefallen tut, hat man bei BL ja nun hinreichend bewiesen (übrigens mMn ein weiterer Grund weshalb Frau Lübbe kein Interesse an einem Verkauf an Zeitfracht haben dürfte - nachher ist sie noch die Totengräberin für diesen traditionsreichen Verlag und zerstört auch das Lebenswerk ihres verstorbenen Mannes)!
Für mich bleibt das Angebot von Zeitfracht daher erst einmal fragwürdig und uninteressant.
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