Rettung vom Staat? Eher nicht.
Vergleiche werden gezogen: die Pleite von Lehman Brothers, welche die Welt 2008 in die Finanzkrise stürzte. Oder die Eurokrise 2011/12: 300 Milliarden Dollar Schulden - das ist die Größenordnung, mit der Griechenland die Eurozone fast gesprengt hätte.
Also: Was tut Chinas Regierung? Sie tut vieles, um die Schockwellen einer Evergrande-Pleite zu dämpfen, Dominoeffekte auf den Rest der Wirtschaft zu unterbinden und unmittelbar Betroffenen unter die Arme zu greifen. "Ringfencing" nennt man das.
Viel interessanter ist aber, was die Regierung nicht tut: Für den Bail-out, also eine direkte Rettung von Evergrande, gibt es keinerlei Anzeichen.
Peking statuiert ein Exempel
"Ich glaube, dass an Evergrande gerade ein Exempel statuiert wird", sagt Prof. Tobias Just, Immobilienökonom und Mitherausgeber des Buchs "Understanding China's Real Estate Market":
Der Staat will klare Grenzen aufzeigen - und möglicherweise möchte die Zentralregierung auch keine Anreize für andere trudelnde Unternehmen setzen, riskante Geschäfte einzugehen.
Prof. Tobias Just
In Peking hat man das Verhalten westlicher Regierungen in Wirtschaftskrisen genau studiert und ist sich des "too big to fail"-Dilemmas bewusst - dass Unternehmen zu groß, zu wichtig, zu systemrelevant sind, als dass ein Staat es sich leisten könnte, sie pleitegehen zu lassen.
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